Champagnerwillich: Roman
Wasser auf unsere heißen Körper tropft.
Also, im Grunde sind Putztage gar nicht so schlecht wie ihr Ruf.
Gelernte Wörter: auxiliar = helfend;
Remedur = Beseitigung;
indemnisieren = entschädigen.
27
ICH LIEBE ÜBERRASCHUNGEN!
H err Schnüttge.«
»Frau Schöneberg.«
»Bei einer großen Abhängigkeit ist es doch durchaus sinnvoll, den Patienten LANGSAM auf einen Entzug vorzubereiten, wobei die Finanzierung der Drogen bis zur Genesung vollständig von der Krankenkasse zu übernehmen ist.«
»Frau Schöneberg, ich sage es Ihnen noch mal. Sie werden Prada niemals auf Rezept bekommen.«
»Verstehe.«
Es ist Samstagmorgen, die Sonne scheint, und ich bin in der Stadt beim Shoppen!
SAMSTAG – SONNE – SHOPPEN. Manchen Wörtern widerfährt in Kombination mit anderen eine derartige Wertsteigerung, es ist unglaublich!
Während ich an den Schaufenstern des Teresas vorbeischlendere und meine Augen über die Mode der Münchner Schickeria wandern, habe ich in Gedanken schon mindestens sieben absolut notwendige und unter ästhetischen Aspekten geradezu verpflichtende Investitionen getätigt. Aber ich habe mir fest vorgenommen, dass ich heute rein gar nichts für mich kaufen werde, sondern meinen vollenShoppingverstand auf ein Geschenk für Right konzentrieren werde. Vor einigen Tagen habe ich in seinem Timer gelesen, dass er übermorgen Geburtstag hat! Er war im Übrigen überhaupt nicht erfreut, dass ich in seinem Kalender herumschnüffle. Also, ich will es nicht schnüffeln nennen. Das war lediglich eine beziehungsinterne Recherche. Ich bin vielleicht ein kleines bisschen neugierig, aber deswegen muss man ja nicht gleich so ein Theater machen. Es gibt ja Menschen, die schlicht aus Bescheidenheit anderen nichts von ihrem Geburtstag erzählen. Eine Charaktereigenschaft, die ich durchaus nicht teile. Ich werde daher Right an seinem Geburtstag im Büro überraschen. Ich würde ihn noch lieber zu Hause besuchen, aber Right wohnt seit Tagen wegen Umbauarbeiten seines Badezimmers im Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten. Die Büroadresse habe ich ganz zufällig gefunden. Bei einer beziehungsinternen Recherche.
Fantastisch! Ich liebe Überraschungen.
Jetzt muss ich nur noch das passende Geschenk finden. Hmmm. Verträumt stehe ich vor einem Schaufenster von Gucci. Was ist mit einem Paar Seidenstiefelettos, besetzt mit kleinen Glasperlchen, blassen Federn und zart geflochtenen Knöchelbändchen.
Ein Traum!
Ich denke, das wäre genau das Richtige für Right … Äh Right?
Ach ja richtig. Ich brauche ein Geschenk für Right.
Alles klar.
Bin jetzt ganz bei der Sache.
Ich schlendere weiter die Schaufenster entlang, als mein Blick auf ein schwarzes Kofferset von Bottega Veneta fällt. Schlagartig verschwindet meine gute Laune. Ich muss an Sarah und Viktor und seine Ehefrau denken. Herrje, wo sind eigentlich meine Antidepressiva? Ich krame mittrauriger Miene in meiner Tod’s nach einer angebrochenen Tafel Lindt-Schokolade. Der süße Kakaogeschmack auf meiner Zunge zaubert mir ein mildes Lächeln auf die Lippen. Ich fingere das Handy aus der Tasche und wähle Sarahs Nummer.
»Halllollolo!«
»Hi Süße, ich bin’s. Wie geht es dir?«
»Gut! Nachdem ich die zwei Flaschen Rotwein und die halbe Flasche Bacardi geköhöhöpft habe.«
»Sarah! Bist du wahnsinnig? Wir haben doch gerade mal 11 Uhr. VORMITTAGS!« Meine Güte, das übersteigt jeden zu rechtfertigenden Alkoholmissbrauch. Ich schüttle entrüstet den Kopf und schiebe mir ein weiteres Stück Schokolade in den Mund.
»Ich schreibe gerade meine Kündigung. Viktor ist ab Montag Geschichte!«
»Oh. Ich verstehe.« Andererseits ist gegen einen kleinen gehirn- und herzergreifenden Rausch hier und da auch nichts einzuwenden. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann? Ich komme vorbei, und wir betrinken uns, bis wir die Existenz jeglicher Männer vergessen haben. Oder wir bedienen uns des magisch-religiösen Geheimkults Haitis und basteln eine Viktor-Voodoopuppe, oder wir …«
»… Danke Jil. Aber ich möchte lieber alleine sein.«
»Bist du dir sicher? Ich könnte in drei Minuten bei dir sein.«
»Nein. Ich will nicht reden und nicht getröstet werden. Ich möchte mich einfach nur meinem Dasein als Defizient hingeben und in wohl verdientem Selbstmitleid baden!«
»Verstehe.«
»Und … was machst du gerade?«
»Ich suche ein Geburtstagsgeschenk. Für Right.«
»Oh, dann kauf ihm doch einfach eine Armbanduhr. Dieist zeitlos und zeitreich
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