Champion Jack Barron

Fleisches, der nur über notdürftigste Sinneskanäle mit ihrem Gehirn verbunden ist.
    „Warum sind wir nicht mit Howards nach Colorado gegangen?“ sagte sie wieder. „Warum unterziehen wir uns der Behandlung nicht gleich? Dann hat der schleimige Howards keinerlei Handhabe mehr gegen uns, und du könntest direkt am nächsten Mittwoch beginnen, ihn fertigzumachen. Und warum wolltest du dieses dumme Spiel mit ihm spielen und ihn im Zweifel darüber halten, ob ich dir alles erzählt habe oder nicht? Warum …?“
    Warum? Warum? Warum? dachte Jack Barron. Jesus H. Christus auf ’nem Fahrrad! Erklär’s ihr doch, du kannst es ja nicht mal dir selbst erklären. Nur ’ne Magenbotschaft, schlechtes Gefühl, Geruch von Gefahr überall, Realität hinter Realität hinter Realität, schlüpfriges Gefühl der Unsicherheit, wie durch den Regen zu fahren, bei Nebel stoned und auf Acid zugleich; unmöglich zu sagen, wo die backsteinharte Realität anfängt, aber erfüllt von dem sicheren Gefühl, daß man nichts sieht, daß man sich vortasten muß, wenn man nicht über Howards Lügen stolpern und auf die Schnauze fallen will …
    „Weil Bennie wollte, daß ich genau das tue“, sagte er, und wenn es auch nur darum geschah, den nörgelnden Unterton ihrer Stimme zu verbannen. „Er wollte, daß wir die Behandlung sofort beginnen, das wollte er verdammt schnell, er wurde richtig fickrig, als ich ihn unsere Ablehnung spüren ließ und wich sofort zurück. Und das entspricht ganz einfach nicht Bennies Art, das ist das, was mir wirklich zu schaffen macht …“
    Paßt einfach nicht zusammen, dachte Barron. Bennie ist zu paranoid, um mir einfach so zu vertrauen. Ergibt keinen Sinn, Unsterblichkeit ist die einzige Handhabe, die er gegen mich hat, ich an seiner Stelle würde mit der Behandlung warten, bis alles erledigt ist, bis der Gesetzentwurf verabschiedet ist, eine andere Rückversicherung hat Bennie nämlich nicht. Und das ist wirklich schwer zu schlucken! Vergibt das einzige As, das er noch im Ärmel stecken hat, und überläßt es mir. Irgendwie muß doch diese Behandlung eine Rückversicherung sein – aber seine Rückversicherung, nicht meine. Aber wie? Das paßt einfach nicht zusammen. Und bevor das der Fall ist, nähert sich Jack Barron diesem verdammten Rocky Mountain Gefrierkomplex nicht auf tausend Kilometer.
    Sara berührte die Innenseite seines Oberschenkels. Barron spürte es mechanisch und weit weg, er war einfach nicht in der richtigen Stimmung und sie wahrscheinlich auch nicht. „Woran denkst du?“ fragte sie. „Du bist Millionen Meilen entfernt.“
    „Wenn ich das verdammt noch mal nur selber wüßte“, sagte Barron. „Ich hab’ einfach nur das Gefühl, mich zu sehr in etwas verrannt zu haben, darum will ich die Behandlung jetzt noch nicht, ich habe das Gefühl, sie stürzt mich zu tief in etwas hinein, das ich nicht kapiere. Alles, was passiert ist, seit ich mich mit Howards eingelassen habe, scheint irgendwie unwirklich zu sein – diese Präsidentenscheiße … Unsterblichkeit … alles nur Worte, Sara, Worte aus einem Comicheft oder einem Science Fiction-Roman, kann sie nicht riechen, fühlen und zu etwas Sinnvollem zusammenfügen. Aber Howards, dieser Wichser, der ist real, zweifellos ist er das, verdammt real. Und er verströmt etwas, das auch real ist, etwas Großes und Schreckliches, es ist direkt vor meinen Augen, und ich kann es einfach nicht sehen …“
    „Ich glaube, ich verstehe“, sagte Sara, und der Druck ihrer Hand auf seinem Schenkel verstärkte sich. Sie rückte auf dem Bett näher zu ihm heran, und fast ungewollt spürte er, wie er von ihrer Wärme angezogen wurde.
    „Aber liegt das nicht einfach daran, daß du Dinge passieren läßt und nicht selbst der Auslöser bist? Du siehst es von hinten an, solltest du zu dir selbst sagen: Ich muß Benedict Howards stoppen, und ich muß die Unsterblichkeit erlangen, und ich muß alles tun, was ich zu tun habe. Du kannst nicht darauf warten, bis Howards dir den Startschuß gibt, und auch nicht, bis ein anderer es tut, und du solltest dir keine Sorgen darüber machen, was Howards uns antun könnte. Du mußt an dich selbst glauben, Jack. Du kannst Howards schlagen, was er auch tut, ich glaube daran, und es geht auch um mein Leben. Oh, Jack, es ist einfach zu gewaltig … Unsterblichkeit für die ganze Welt, oder diese Echse Howards macht weiter und weiter und weiter … Du kannst jetzt nicht aussteigen!“
    „Aussteigen?“ schnarrte Barron in