Champion Jack Barron
Wie.
Das ist schließlich die beste Art von Handlanger – mit genug Hirn, um Befehle entgegenzunehmen und sie besser auszuführen, als man selbst das könnte. Nennt man einen Spezialisten – aufziehen und arbeiten lassen.
„Wie Sie sagen“, willigte Howards ein. „Sie sind schon lange im Geschäft und sollten eigentlich wissen, was Sie tun.“ Er stand auf mit dem Gefühl, sein Tagewerk optimal erledigt zu haben. „Carl wird Sie also um sieben abholen, und in zwei Tagen werden Sie die große Bezahlung erhalten haben. Denken Sie darüber nach, jeden Morgen aufzustehen, die nächste Million Jahre …“
„Nicht so rasch“, sagte Barron. „Ich würde sagen, wir lassen das mit der Behandlung vorerst mal und kümmern uns um etwas anderes. Wir sind beide jung, wir haben es nicht eilig; der Vertrag regelt, daß wir uns der Behandlung jederzeit unterziehen können.“
„Was ist los mit Ihnen?“ fragte Howard schrill. Dann, als er erkannte, wie Barrons Augen ihn abschätzten, fiel ihm der schrille Klang seiner Stimme selbst auf; er schritt auf äußerst dünnem Eis dahin (muß dafür sorgen, daß er sich der Behandlung recht bald unterzieht, darf ihn nicht erschrecken und noch argwöhnischer machen, als er schon ist), daher senkte er die Stimme und heuchelte Unberührtheit: „Wollen Sie denn nicht unsterblich werden?“
„Dann hätte ich ja nicht den Vertrag unterschrieben, oder?“ entgegnete Barron. (Howards spürte die elektrisierende, wachsame Gefahr in seiner arglistigen Stimme. Paß auf! Paß auf! Er spielt wieder dieses Champion Jack Barron-Spiel !) „Die Frage ist, warum sind Sie so scharf drauf, mich so verdammt schnell unsterblich zu machen?“
Benedict Howards fühlte, wie das Skalpell der Frage nach dem forschte, nach dem Barron selbst auch schon die ganze Zeit forschte – dem Geheimnis der Behandlung. Aber das wirst du nicht herausfinden, Barron, erst wenn’s zu spät ist! Kann ihn jetzt nicht zwingen, verdammt, muß vorläufig nachgeben, bis … Er darf hinsichtlich der Behandlung nicht argwöhnisch werden!
„Das will ich Ihnen sagen, Barron“, polterte er. „Es ging mit mir durch. Allein der Gedanke daran erinnerte mich daran, daß ich selbst bereits unsterblich bin, wirklich unsterblich, und ich kann einfach nicht verstehen, warum jemand auch nur fünf Minuten länger als nötig darauf warten möchte. Schätze, das ist Ihnen jetzt noch nicht bewußt, aber warten Sie mal, bis Sie an meiner Stelle sind, dann werden Sie es verstehen. Aber wie Sie wollen. Mir scheißegal. Es ist Ihr Leben, Barron, Ihr ewiges Leben. Ich hab’ meines schon, das genügt mir.“
„Hab’ Sie eigentlich nie für einen Wahren Gläubigen gehalten, Bennie“, sagte Barron lächelnd. (Aber das Lächeln wirkte unecht, aufgesetzt, Verarschung?) „Keine Sorge, ich werde bereit sein abzusahnen, wenn es mir paßt.“
Und ich werde bei dir sein, um bei dir abzusahnen, Klugscheißerbastard, dachte Howards während er sich zum Gehen wandte. Heb’ dir deine Scheißtricks für Mittwochnacht auf, Barron, wir werden sie beide brauchen. Du gehst nach Colorado, und du gehst bald hin, sonst … Niemand macht Benedict Howards zum Narren!
„Zum letzten Mal, Sara, wir spielen das auf meine Art – nicht auf deine“, sagte Jack Barron, während er ihren nackten Körper ansah, der verkrampft und steif, halbfötal und etwa so sexy wie ein Backstein verbraucht und bleich im Mondschein lag, der vom Schlafzimmerfenster gefiltert wurde und sie beide berührte, wie sie dalagen, zusammengerollt, Gesicht an Gesicht, ohne einander zu berühren, wie bleiche Kaulquappen auf dem elektrisch geheizten Bett, wie im Rampenlicht einer drittklassigen Off-off-Broadway-Theaterspelunke.
„Aber wie, zum Teufel, sieht deine Art aus?“ fragte sie mit dem alten Sechs-Jahre-toten Winseln in ihrer Stimme, Geist der Tage des Auseinandergehens, ihre Augen waren Glasspiegel in der Dunkelheit, in denen sich Tiefe über Tiefe spiegelte – oder handelte es sich nur um eine Illusion, die nicht tiefer ging als das Phosphorpünktchen eines Fernsehschirms?
Manchmal glaube ich, ich kenne diese Frau durch die Orte, an denen sie lebt, dachte er, während ich meine restliche Zeit damit verbringe, mich zu fragen, ob sie überhaupt irgendwo lebt oder ob ich nur Illusionen der Tiefe sehe, meine selbstprojizierte Sara des Geistes auf dem Vidphonschirm ihres Gesichts. Und dieser ihr nackter Körper erweckt gegenwärtig den Eindruck eines Klumpen rohen
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