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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Mann.
    Er fühlte die Spannung vor ihm, die sich zu der Gruppe schwarzer Männer im Innern ausbeulte, hielt dabei die Augen aber immer starr geradeaus gerichtet, um ja nicht auf die unausgesprochene Frage der Augen einzugehen – He, was machst’n du hier, du Bleicher? –, und ging direkt durch sie hindurch, weder nachgebend noch herausfordernd. Und dann war er durch wie ein Tropfen, der auf öliges Tropenwasser fällt.
    Ein großer, stallähnlicher Raum (Kanten und Schnittstellen, wie Wunden, durchzogen die ölfarbenbemalte Decke, wo die Bar, amöbenhaft, Läden oder Wohnungen in sich aufgenommen hatte, indem einfach die Wände herausgeschlagen worden waren), der etwas unterhalb der Eingangstür lag, etwa drei Stufen tiefer, riesige grüne Poster hingen kreuz und quer an den weißgekalkten Wänden wie Chartreuseflammen in dem junkie-funky Neonlicht, das das Meer der schwarzen Gesichter in ein Meer verwaschen grauer Gesichter verwandelte.
    Am gegenüberliegenden Ende der Bar befand sich eine lange Theke mit einer schwarzen Plastikplatte über billigstem Holzersatz, keine Barhocker, und nur ein paar Bierhähne waren zu erkennen, hinter der Bar weder Flaschen noch ein Spiegel, nur ein schäbiges, phallisches Kriegerbildnis mit Schwarzen, die um die Rauchsäule eines Lagerfeuers saßen. Im ganzen Raum kein einziger Spiegel.
    Der Boden der Bar unter ihm erinnerte Barron an das Gebäude der New York Stock Exchange: ein Meer von Tischen, keiner mit mehr als drei oder vier Stühlen, mehr Leute lungerten in den Korridoren dazwischen herum, als tatsächlich auf den Stühlen saßen, schwarze Säufer mit Bierflaschen und hohen Gläsern in Händen zitierten die letzten Marktdurchschnittspreise von Mann zu Mann: Schmeck {15} etwas billiger, aber ’ne Nummer ist teurer geworden, Getränke unverändert, überall nur Verzweiflung über die Marktlage.
    Barron stand oben auf der Treppe und versuchte, Franklin auszumachen, bevor er endgültig in Die Lichtung hinabschritt, auf deren Boden sich die schwarzen Körper drängelten, denn er wußte instinktiv, er hatte gute Non-Mann-Gründe, so schnell wie möglich zu ihm hinzukommen. Müde Augen sahen auf, musterten ihn, während er dastand wie ein großes Stück Fleisch – ein Bleicher? Hartgesottener Junkie? Ausgeklinkter Schwuler, der hinter ’nem schwarzen Schwanz her ist? Der Mann? Ist dieser elende Bleichling Der Mann? Hier unten, im Land des Schwarzen Mannes, wo Der Mann ein Nigger ist? Föderale Hitze? Barron fühlte Paranoia in sich aufsteigen, tausend Augen wetzten die Messer … muß mich rasch bewegen!
    „He, Jack Barron …“ wurde plötzlich ein heiserer Barschrei aus einer weit entfernten Ecke laut, wo die Theke sich mit der Wand traf. Barron sah Henry George Franklin dort, allein mit einer Flasche und zwei Gläsern, der ihn durch den dichten blauen Dunst ansah und mit einer undeutlichen Hand in einem blauen Sportjackenärmel winkte. „He, Jackieboy, hierher!“
    Barron fühlte einen elektrisierenden Kitzel, als er spürte, wie sein Name wie eine Maus durch die Menge rannte. Keine Rufe, kein Murmeln, nur ein paar spontane Tropfen im Meer der Geräusche, die umhersprangen wie ein Geist, worauf Knäuel schwarzer Männer und Frauen zu seiner herausgehobenen Position aufsahen, dann ein allgemeines Sich-ihm-Zuwenden, ein paar Rufe, ein kurzer Augenblick der Spannung, in dem sich keiner bewegte und der so schnell verging, wie er entstanden war. Dann bedachte ihn ein nahestehender New-Yorker-Straßengesichtsneger mit einem ironischen Hippie-Bruder-Lächeln, holte eine Sonnenbrille aus der Tasche und setzte sie auf. Und der Mann neben ihm tat das gleiche. Und der Mann neben dem.
    Wie Wellen. In ausbreitenden Kreisen. Dann ein Rascheln von Kleidern und Plastik, ein Klirren von Gläsern, und plötzlich hatten drei Viertel aller Anwesenden schwarze Sonnenbrillen auf und betrachteten ihn mit verborgenen schwarzen plastikumrahmten sichtlosen Augen, als warteten sie auf ein Gegenzeichen, während der Augenblick sich immer weiter ausdehnte.
    Noch mehr von Lukes Hirnfickspielchen, fragte sich Barron. Ist der Bursche, der das begonnen hat, gekauft? Ließ Luke mich verfolgen? Oder … oder könnte es echt sein?
    Er griff in seine Jackentasche (habe ich sie absichtlich da gelassen?), holte die schwarze Brille heraus, die Luke ihm gegeben hatte, setzte sie auf und trat die drei Stufen in den Barraum hinunter.
    Und plötzlich ging das Flüstern und Tuscheln weiter und es war, als wäre

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