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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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tausend wäßrige Negeraugen in seinem Nacken spürte, die den einsamen Bleichen begafften, der durch ihre Straßen schritt, auf ihrem Boden – he, was macht dieser Bleiche denn hier, he, der Mann? (Jeder Bleiche in den Straßen von Bedford, Lenox, Fulton, King, in Der Straße, wird automatisch mit Der Mann tituliert, Außenseiter durch die Farbe seiner Haut.) Aber legst du es nicht im Grunde genommen genau darauf an, Barron, dein vierfarbiger Arsch hier draußen im Itzi-bitzi, im schwarzen Itzibitzi, wo die eigentliche Welt ihren Ursprung hat?
    He, was macht’n hier Weißer Knabe, schienen Verkehrsschilder Junkies schlitzäugige schwarze Frauen wie Panther schleichende Typen die ihren kühlen Blick polieren wie New Yorker P.R.’s die ihre Messer wetzen zu fragen. Geh diese Straßen entlang, und dann rede dir ein, Amerika hätte kein Rassenproblem – Bürgerrechte, nicht mehr und nicht weniger, Kriege und Huren aus Armut, nicht mehr und nicht weniger, hatten hier noch nie’n Rassenproblem, Mann, nich’ in den guten ollen U.S.A., Sklaverei vielleicht, Lynchjustiz vielleicht, Unruhen vielleicht, Revolutionen in kleinstem Rahmen vielleicht, degenerierte schwarze Wichser vielleicht, wollte ja nicht, daß einer meine Tochter heiratet, vielleicht, schickt sie alle wieder in den Dschungel zurück, vielleicht, aber alles nur soziale Probleme, kapiert, Mann, Rassenprobleme haben wir hier keine im Land der Freiheit, der Heimat der Mutigen und Tapferen.
    Schickt sie alle wieder in den Dschungel zurück, yeah, dachte Barron zynisch. Jemand sagt was von zurückschicken! Geh durch Harlem, Fulton, Evers, Mann, dann wirst du aufhören, dir darüber Gedanken zu machen, die Leute zurückzuschicken in den Dschungel, hier kannst du beobachten, wie der Dschungel langsam wieder zu den Leuten kommt.
    Denn etwas muß über den Dschungel gesagt werden, überlegte Barron weiter, wenn man all die lebenden, verzweifelten Gesichter betrachtet, Jazz der Straßen, ein leichter, eingängiger Rhythmus, sichtliche Erleichterung eines Junkies, der den Stoff gefunden hat, kicherndes, tänzelnd-hüpfendes Paarungsritual zwischen einem dünnen Burschen und einer A-Head-äugigen Hure. Ist itzi und ist bitzi und ist alles hier, wenn man schwarz ist, in Strip City, dem Village, H-A, wenn du nur cool genug bist. Aber wenn du ein stiernackiger Bleicher bist ohne ein Gespür für den Dschungel, wenn du niemals um fünf Uhr morgends MacDougals runtergegangen bist, niemals von Tür zu Eastside-Puertoricaner-Tür, wenn du niemals die Hitze gespürt hast, wenn du niemals gesehen hast, wie Der Mann draußen wartet – dann, Baby, ist es besser, Tür und Tor zu vernageln, sich nicht rauszuwagen und sich ganz ruhig zu verhalten, wenn man das Tom-tom der Kriegstrommeln aus Evers Harlem East Village vernimmt, denn dann, dann sind die Eingeborenen ruhelos.
    Darum schlenderst du diesen Dschungelpfad hier runter zu Franklin, um ihn bei Der Lichtung zu treffen, anstatt das Großer-Bwana-Schpiel zu schpielen und den Burschen zum Gouverneurswohnsitz zu beordern, wo Gin und Tonic in sorgfältig abgemessenen Mengen von loyalen Askaris gereicht werden. Hast keine Lust dazu, Bwana zu schpielen – Tarzan aus dem Dschungel heißt das Spiel.
    Yeah, vielleicht. Vielleicht ist alles nur eingebildete Scheiße, aber vielleicht mußt du dem Dschungel in dir hin und wieder wirklich mal eine Transfusion verabreichen, Händel an einer Straßenecke, Schlägerei in einer Bar, das andere Ende des Messers sehen, damit die alten Gelenke nicht einrosten. Die ganzen Bwanas dort draußen, die machen das höchstens alle zehn Jahre mal – und dann nennen sie es Krieg.
    Am Ende des Blocks sah er eine schimmernde Fenster front, grüne Farbe auf schmutzigen Scheiben grüne Palmen unter einem Alufolienmond am toten schwarzen Himmel, ein grünblitzendes Neonlicht verkündet schreiend „Die Lichtung“, und außerhalb hängen schon zwanzig Penner rum und saufen billigsten Fusel, zu abgewichst, um auch nur eingelassen zu werden. Direkt hier, wie eine Ehrenwache aus Junkies – Eingeborenen-Kraal, aber Mr. Henry George Franklin wartet drinnen auf ihn.
    Mußt gefährlich aussehen, Mann, sagte Barron zu sich, alte Instinkte erwachten in ihm zu neuem Leben, ließen ihn in leicht gebückte Haltung in seiner schwarzen Glanzjacke sinken, Neonblitze funkelten in seinen harten, kalten Augen. So mußt du hier auf diesem Grund und Boden agieren, hier gibt’s keine Schwarzen Bleichen, nur Wir und Der

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