Champion Jack Barron
wie gewöhnliche Menschen zu sein, nicht sterben zu müssen? Können Sie sich vorstellen, daß dem jemand den Rücken kehrt? Können Sie sich etwas vorstellen, das Barron nicht tun würde, um ewig zu leben? Können Sie sich etwas vorstellen, das Sie nicht tun würden? Liebe? Was ist die Liebe wert, wenn man tot ist?“
„Das ist nicht wahr!“ schrie sie. „Das können Sie nicht vollbringen, Sie …“ Du nicht, du blutleeres Reptil, nicht mit deinem ganzen Geld, du kannst es nicht kaufen wie alles und jeden, nicht Benedict Howards mit der ewigen Macht über den Tod und so weiter und so weiter, Haß- und Machtmuster, immer weiter und weiter gesponnen aus deiner knochenweißen Schlangengrube – das ist nicht richtig.
Aber Howards’ kalte Augen starrten durch sie hindurch, seine Lippen teilten sich zu einem dünnen Lächeln, und sie spürte, wie er an ihren Gedanken nagte, ihren Haß aufsog, ihre Furcht absorbierte wie auch ihr Gefühl für das Schlechte, er ließ sie wissen, daß er die Abscheu kannte, die sie empfand. Und er ließ sie wissen, daß er sie recht amüsant fand.
„Es stimmt, nicht wahr?“ fragte sie ganz leise. „Sie können Jack wirklich unsterblich machen …?“ Und nun stellte sie sich Jack vor, der wußte, was er erlangen konnte, sie liebte, aber eben Jack Barron war und … und was? Liebt er mich so sehr, daß er in vierzig oder fünfzig Jahren mit mir sterben würde, wo ihm das ewige Leben offensteht? Und ich habe geglaubt, ich hätte eine unmögliche Entscheidung zu treffen! Aber Jack … zwischen Liebe und Unsterblichkeit wählen zu müssen … Und dann traf es sie wie ein Hammerschlag: Howards muß mich in die Mangel nehmen, weil er sich eben noch nicht entschieden hat. Er will durch mich erreichen, daß Jack die Unsterblichkeit wählt. Und … vielleicht hat er recht, wie könnte ich etwas anders wollen als Unsterblichkeit für Jack … auch wenn ich sterben und Jack allein weiterleben muß, bis in alle Ewigkeit …? Du miserabler Scheißkerl, Howards! Warum ist ein Bastard wie du nur so verdammt schlau?
„Nicht nur Barron“, sagte Howards. „Jeder, den ich auswähle. Sie, zum Beispiel. Mit einem haben Sie recht: Barron liebt Sie. Als ich mein Angebot unterbreitete, fragte er als erstes nach der Unsterblichkeit auch für Sie. Und …“
Der gräßliche Blick in Howards’ Augen vergewaltigte sie, doch er grinste und wartete voll boshafter Freude darauf, daß sie die eine Frage stellen würde.
„Und?“
Howards lachte. „Warum nicht?“ sagte er. „Ich kann es mir leisten. So ist es sogar noch eine hübsche Kette: Ich kaufe Barron mit der Unsterblichkeit für Sie beide, ich kaufe Sie mit demselben Ding, und ich kaufe Ihre Hilfe, um sicherzustellen, daß er auch verkauft. Drei für den Preis von einem. Sie können Liebe und Leben haben, beides ewig. Denken Sie darüber nach, Sie und Barron – ewig. Und wenn Sie nicht mitmachen, dann werde ich Barron alles erzählen, und Sie sind fertig mit ihm – mit ihm und der Unsterblichkeit. Keine schwere Wahl, nicht wahr, Miss Westerfeld? Sie haben dreiundzwanzig Stunden. Ich werde Ihnen nichts mehr sagen. Es ist auch nicht nötig, oder?“
Damit unterbrach er die Verbindung.
Sara wußte, wie recht er hatte, wie recht er die ganze Zeit schon gehabt hatte. Ewiges Leben mit Jack … oder nichts. Sie dachte an Jack, jung und stark an ihrer Seite, eine Million Jahre lang, während sie beide in der unschuldigen Stärke der Jugend wuchsen – der Stärke, die aus dem Wissen erwächst, nicht sterben zu müssen –, aber nun auf Wahrheit gebaut, nicht Selbstillusion, mit dem Mut, alles zu tun, alles zu wagen mit dem weichfleischernen Ritter in der Rüstung der Unsterblichkeit, in einer Welt, die sie sich selbst schaffen konnten für immer und ewig … Wachsen, ohne älter zu werden, wie dieser ozeanische Sonnenfisch, der größer und größer wird und dabei niemals altert, niemals stirbt … Jack so – und ich ewig an seiner Seite!
Und Benedict Howards ewig, erinnerte sie eine mahnende, leise Stimme. Der sich ewig nährte an Macht und Furcht und Tod, mit Jack als seinem Handlanger, der ihm in seinem knochenweißen Tempel dient, während Äonen vergehen und Millionen Menschen sterben und vergehen müssen wie Rauch, aber diejenigen, die Howards verehren wie einen schrecklichen Todesgott, um den Preis ihrer Seelen ewig leben dürfen … Mit plötzlicher Verzweiflung erkannte sie: Das war die zukünftige Welt, ob mit oder ohne Jack, mit oder
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