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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Entsetzen in ihr, als das fensterlose weiße Gesicht von Benedict Howards sie anstarrte; seine gefühllosen, wissenden Augen brannten vom Schirm herab.
    „Wurde auch Zeit, daß Sie sich entschlossen, den Anruf zu beantworten“, sagte er. „Ich versuche es schon seit einer halben Stunde. Was ist los mit Ihnen?“
    „Sie … Sie wollten mich anrufen?“ stammelte Sara, die fühlte, wie kalte Schlangenhaut sich spiralförmig um sie herum zusammenzog.
    „Barron doch sicher nicht, oder – wo ich doch eben mit ihm von Angesicht zu Angesicht gesprochen habe. Natürlich wollte ich Sie sprechen. Wir sind … Geschäftspartner. Erinnern Sie sich?“ Howards lächelte ein ekelerregendes Du-gehörst-mir-Krokodilslächeln.
    „Jetzt hören Sie zu, und hören Sie gut zu“, sagte er. „Soweit ich weiß, ist Barron unterwegs nach Hause. Ich habe ihm mein letztes Angebot gemacht, und er hat noch etwa dreiundzwanzig Stunden Zeit, es zu akzeptieren. Was bedeutet, daß Sie ebenfalls noch etwa dreiundzwanzig Stunden haben, um Ihren Teil der Abmachung zu erfüllen – oder keine Einfrierung, für keinen von Ihnen. Bearbeiten Sie ihn also von dem Augenblick an, wo er die Tür aufmacht, und machen Sie es gut.“
    Die größere Furcht, den Jack wieder zu verlieren, den sie gerade wiedergewonnen hatte, verlieh Sara den Mut, dem kleineren Übel ins Auge zu schauen. Daher nahm sie sich zusammen und sagte mit hocherhobenem Kopf: „Das interessiert mich nicht mehr. Ich habe meinen Jack wieder, für mich gibt es nichts Wichtigeres. Sie haben uns aus Ihren eigenen schmutzigen Gründen wieder vereint, aber Sie haben nicht verstanden, daß wir einander lieben, uns immer geliebt haben und uns immer lieben werden. Mehr zählt im Augenblick nicht.“
    „Ganz wie Sie wollen“, murrte Howards, „aber vergessen Sie nicht, ich muß Barron nur erzählen, daß Sie meine Hure sind, Miss Westerfeld – und was wird dann aus Ihrer großen Liebe?“
    „Jack wird verstehen …“
    „Tatsächlich? Wird er verstehen wollen? Wird er Ihnen oder mir glauben? Er wird mir glauben, denn nach allem, was ich ihm angeboten habe, wird er mir glauben wollen.“
    „Sie halten sich für so klug“, sagte Sara, „aber Sie sind ein Narr. Sie haben keine Ahnung, was Liebe ist. Sie ist stärker als alles, was Sie aufwenden könnten, um Leute zu kaufen …“
    Howards grinste sie an und sie erkannte, daß er in den Echsenwindungen seines Gehirns jede ihrer Reaktionen vorhergesehen hatte. „Glauben Sie?“ sagte er. „Aber es gibt doch etwas Stärkeres als jede sterbliche Liebe – die unsterbliche Liebe. Barron liebt Sie also, hä? Würde ein Mann, der Sie liebt, bereit sein, Sie sterben zu lassen, obwohl er Ihnen das wertvollste Geschenk machen kann, das ein Mann einer Frau je hat machen können? Das wertvollste Geschenk, das ein Mann sich selbst machen kann?“
    Sara spürte etwas unglaublich Schlechtes hinter Howards’ Worten, er sprach von Dingen, von denen sie nichts wissen wollte, von Dingen, die tatsächlich noch stärker als die Liebe sein konnten, monströse Dschungelwahrheiten, die mit geifernden Fängen aus lippenlosen Reptilienmäulern ragten, und doch war sie auf seltsame Weise von Howards Leichengeruch fasziniert und angezogen, der sogar vom Vidphonschirm übermittelt zu werden schien.
    „Was … was könnte stärker als die Liebe sein?“ fragte sie.
    „Leben“, antwortete Benedict Howards. „Ohne Leben kann nichts existieren – keine Liebe, kein Geschmack guten Essens in Ihrem Mund, nichts. Was auch immer man sich am sehnlichsten wünscht, im Tod verliert man alles. Und damit kaufe ich Barron, mit dem Leben selbst.“
    „Das nennen Sie Leben – ein Körper, der steifgefroren in einem Sarg liegt? Meinen Sie wirklich, Jack würde dafür alles aufgeben?“
    „Vielleicht“, sagte Howards. „Vielleicht. Aber darüber spreche ich nicht. Ich spreche vom Tatsächlichen, von der Unsterblichkeit. Sehen Sie mich an. Ich bin unsterblich, meine Wissenschaftler haben den Durchbruch geschafft! Unsterblich! Ich werde niemals älter, sterbe niemals. Worte, für Sie sind das nur Worte, was sonst, Sie kennen nicht das Gefühl, morgens aufzuwachen und zu wissen, man wird jahrhundertelang leben – ewig!
    Das habe ich Barron angeboten, Unsterblichkeit für die nächste Million Jahre. Glauben Sie, er würde das gegen Sie eintauschen? Würden Sie das an seiner Stelle tun? Unsterblichkeit, Miss Westerfeld. Können Sie sich vorstellen, wie das ist zu wissen, nicht

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