Champion Jack Barron
Meilen entfernt und würde über ein Vidphon zu ihm sprechen. Er stellte mit einer Art Erleichterung fest, daß er wieder abglitt in das kontrollierte, kühle Mittwochnacht- Champion-Jack-Barron -Feedback-Spiel, er haßte sich selbst dafür, haßte sich nur um so mehr, da er auch noch dankbar dafür war. Und was, zum Teufel, meinte sie eigentlich damit, sie wußte es?
„Yeah“, sagte er, „ich nehme an, das war verdammt offensichtlich.“ (War es das wirklich? fragte er sich und fühlte Gefahrensignale einer Zukunftsschockpräkognition über Zeitkanäle auf ihn einstürmen.) „Aber bevor du nun wieder deine Ausflippnummer anfängst, hörst du dir lieber mal an, was er zu sagen hat und was er bietet. Unsterblichkeit, Sara, Unsterblichkeit! Bennies Jungs haben das Altern besiegt. Er bewahrt natürlich Stillschweigen darüber, denn das ist ein großer Fisch, und die Sache ist verdammt teuer, er sagte was von einer Viertelmillion Piepen pro Behandlung, und selbst damit kann er höchstens tausend Leute jährlich behandeln. Aber es ist kein Scheiß, es stimmt. Er sagt, er selbst ist schon behandelt, und wenn du ihn reden hörst, dann weißt du, der lügt nicht. Dabei bleibt es, Unsterblichkeit für etwa tausend Menschen pro Jahr, Leute, die eine Viertelmillion aufbringen können und die Bennie aussucht, und alle anderen gucken in den Mond, so sieht’s aus. Und genau darum ist er so scharf auf mich – ich soll ihm dabei helfen, dafür zu sorgen, daß das von der breiten Masse geschluckt wird: Unsterblichkeit für wenige und Tod für die meisten. Ist viel härter zu verkaufen als Chevys oder Dope. Aber …“
Er starrte in das unlesbare Vakuum ihrer Augen, die ihn zu verspotten schienen, die ihn anklagten, und er spürte, wie seine Worte durch sie hindurchgingen wie ein Werbespot durch ganz Brooklyn und darüber hinaus, sie schien auf etwas zu warten, während er darauf wartete, daß sie sprach, weinte, schrie, auf und ab sprang, oder sonstwie reagierte. Aber sie stand einfach nur da, und nicht mal der Druck ihrer Hand in seiner veränderte sich, und da fühlte sich Barron kalt und ängstlich und wußte nicht einmal, warum.
„Zweihundertundfünfzigtausend Dollar“, sagte er. „Aber für uns umsonst. Das ist das Angebot, Sara. Wenn ich zustimme und mit Howards gemeinsame Sache mache, dann bekommen wir beide felsenfeste Verträge. Das ist die Entscheidung, die ich bis morgen treffen muß – die Verträge unterzeichnen, dann bekommen wir beide die Unsterblichkeit, oder Howards zum Teufel schicken und alles über Bord werfen. Aber nicht nur die Unsterblichkeit – er wird mich fertigmachen, er wird versuchen, mir die Show nehmen zu lassen, und dann muß ich auf das Angebot von Greg Morris und Co. eingehen, nur um uns über Wasser zu halten. Das ist eine Alternative! Aber wir müssen diese Wahl treffen, nicht nur ich.“
„Ich weiß, Jack“, sagte Sara. „Ich weiß alles.“
„Komm schon, Sara“, sagte er, zornig über ihre undeutbaren Augen (verdammte große seelenvolle Augen, der Herr allein mag wisssen, was wirklich hinter ihnen vorgeht, und der allein weiß, ob überhaupt etwas dahinter vorgeht außer Peter-Pan-Acidscheiße – wo hast du deinen Verstand, Sara?). „Okay, das ist schwer zu verdauen, aber steh hier nicht einfach so rum und schau mich an. Und was, zum Teufel, meinst du damit, du weißt alles?“
Sie entzog ihm ihre Hand, berührte seine Wange, dann ließ sie die Hand sinken, und als sie schließlich sprach, sah sie ihn nicht an, sondern hinab auf die überfüllten Straßen Manhattans, und am Klang ihrer Stimme und der Art, wie ihr Kiefer bebte, erkannte Barron, daß sie hinabsah in eine private, verteufelte Schlangengrube.
„Du bist nicht die einzige Person, die Benedict Howards benutzt hat“, sagte sie, „dieses … dieses Monster kann jeden kaufen, jeden, Jack. Er ist der allerböseste Mensch der Welt, und nun kann er weiterhin Leute benutzen und Leute kaufen und die Macht über Leben und Tod der Menschen behalten, ewig … Er ist böse und klug und durch und durch amoralisch, und er kann jedem alles geben, was er haben will. Jeder hat seinen Preis, und Howards kann es sich leisten, jeden zu bezahlen, das hat er mir gesagt, und ich wollte es nicht glauben. Aber jetzt … jetzt … oh, Jack, ist es falsch, ewig leben zu wollen? Jeder will ewig leben, und ich will eben, daß du ewig liebst – bin ich deswegen schlecht …? Jack!“
Damit wirbelte sie herum und fiel ihm in die Arme,
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