Champion Jack Barron
vierundzwanzig Stunden und keine Minute länger. Ich habe das Reden satt, ich werde nun nur noch zwei Worte von Ihnen zur Kenntnis nehmen, entweder ‚ja’ oder ‚nein’, klar?“
Und da wußte Jack Barron, das Spiel war vorbei, die Zeit der Verhandlungen vorüber. Und er hatte keine Ahnung, für welche Antwort er sich entscheiden sollte.
10
Wieder klingelte das Vidphon. Sara Westerfeld ging barfuß zu der Wandkonsole hinüber, griff nach dem Phon, zögerte, dann ließ sie es wieder weiterklingeln und schließlich verstummen, ohne geantwortet zu haben.
Kommt mir immer noch so vor, als wäre das allein Jacks Sache, während ich nur hier rumhänge, im Grunde genommen ist das nicht unser Heim, in dem ich ebenso viele Rechte habe wie er auch, etwas zu bewegen oder das Vidphon zu beantworten. Das Phon klingelt dauernd, aber würde Jack wollen, daß ich abnehme? Wer weiß, könnte noch mehr wegen dieser Präsidentensache sein … vielleicht sogar Howards. (Nein, Jack spricht gerade persönlich mit Howards.)
Wahrheit ist, dachte sie, ich kann es immer noch nicht über mich bringen, wieder wie Sara Barron zu denken, Sara Barron hätte den Anruf auf jeden Fall beantwortet, wenn Jack nicht hier ist, denn sie hätte gewußt, wer sie ist, wo sie steht, wo Jack steht, sie wäre imstande gewesen, auf alles zu reagieren. Aber Sara Westerfeld war immer noch etwas aus der Vergangenheit, ohne zu wissen, wo sie in Jacks neuer Welt stand, ohne überhaupt die Formen und Grenzen dieser Welt zu kennen, und wenn das einst der Fall war, blieb immer noch die Frage, ob es ihr gelingen würde, den Quantensprung auszuführen, der sie wieder zu Sara Barron machen würde.
Und wer weiß, ob sie imstande war, sich mit Jack zu einigen oder nicht. Es war einfach, mich vom Echsenmann zu Jack zurücktreiben zu lassen, obwohl ich glaubte, ihn zu hassen – ich begann als nichts anderes denn als Howards’ hochbezahlte Hure, hatte nichts zu verlieren, konnte entweder den Jack zurückbringen, den ich einst liebte, oder ohne Bedauern den ausgeklinkten Champion Jack Barron-Jack wieder verlassen.
Aber woher hätte ich wissen sollen, daß ich wieder den wahren Jack sehen würde, ohne nur vorgeben zu müssen, ihn zu sehen? Ist es war? Ist der alte Jack wirklich wieder da, mein Berkeleyjunge Jack, jetzt ein Mann, der seine Männerspiele spielt, um die alten Jungenträume wahr werden zu lassen, um Howards zu zerstören und ein Sozialer-Gerechtigkeits-Präsident zu werden, wodurch sich unsere alten Speicherträume in einer Art und Weise erfüllen, an die wir selbst nie geglaubt hatten? Und würde Jack mich dann nicht hassen, weil ich so wenig von ihm gehalten habe, ihn zu benützen, damit wir beide eingefroren werden? Ich spiele Spielchen wie der kaltblütige fensterlose weiße Echsenmann – könnte ich ihn damit zu dem gemacht haben, was er die ganze Zeit war?
Und wenn Jack wirklich in ein schmutziges Geschäft mit Howards verwickelt ist – würde es dem Echsenmann nicht helfen, Jack auch noch zu der Drecksarbeit zu treiben, für die er ihn bestimmt hat, wüßte er, daß Howards imstande war, sogar mich zu kaufen? Könnte … könnte es sein, daß Howards schon alles so eingefädelt hatte? Sah er durch mich ihn und ließ mich in dem Glauben, ich würde alles arrangieren, während er mich als Geheimwaffe gegen Jack in petto hielt? Wollte er sogar, daß ich Jack alles sage?
Ist aber eigentlich nichts Halbes und nichts Ganzes, Pläne im Konflikt, weder Jack noch Howards unter Kontrolle und Jack auf Messers Schneide, wieder der alte Berkeley-Jack zu sein oder der größte Aussteiger von allen. Also muß ich es ihm erzählen. An mir liegt es …
Die unwägbare Entscheidung lastete schwer auf ihr: die existentielle Wahl hielt Vergangenheit und Zukunft in tödlicher Balance, sie wußte es, und trotzdem fiel es ihr schwer, von ihr selbst nicht als Mädchen zu denken, das hilflos in einer überlebensgroßen Männerwelt verloren war.
Wieder klingelte das Vidphon.
Vielleicht ist es Jack, überlegte sie. Das könnte erklären, warum es dauernd klingelt; jeder andere würde denken, es ist niemand zu Hause, aber Jack weiß, daß ich hier bin, er weiß, ich würde antworten, wenn ich genau wüßte, daß er es ist …
Wütend über sich selbst, über ihre Unfähigkeit, sogar eine so unbedeutende Entscheidung zu treffen, zwang sie sich dazu, zum Vidphon zu gehen und die Verbindung herzustellen.
Und fühlte gleich darauf heftigstes Bedauern, blankes
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