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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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sie die Hände gegen die zarten Lichtflammen und sprach
den Segen: »Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns mit
seinen Geboten geheiligt und uns befohlen hat, das Sabbatlicht
anzuzünden.«
    Danach füllte ihr Vater
den Weinbecher, hob ihn hoch und sprach mit seinem melodiösen Bariton den
Kiddusch, den Segensspruch des Sabbats, der das Leben und das Brot segnete und
an die biblischen Grundgedanken erinnerte, mit denen der Sabbat verbunden ist:
die Schöpfung und der Auszug aus Ägypten. Nach dem Kiddusch trank er einen
kleinen Schluck Wein. Als er den Becher an sie weiterreichte, schnitt er ein
Barches an, brach es in drei Stücke und bestreute es mit Salz.
Nach dem
Gebet setzten sie sich an den Tisch und begannen mit dem Essen. Kurz nach den
Fernsehnachrichten um 21 Uhr verabschiedeten sich ihre Eltern und fuhren zur
Nachtschicht in die Klinik. Wie an jedem Abend räumte Hannah die Teller in die
Spülmaschine und trug anschließend den Müll raus.
    Danach sah sie auf die
Uhr; es war erst halb zehn. Von einer unerklärlichen Sehnsucht ergriffen,
verspürte sie den Wunsch spazieren zu gehen. Normalerweise machte es ihr nie
etwas aus, alleine zu Hause zu sein. Aber heute Abend hielt sie es in dem
einsamen Haus nicht aus. Kurzentschlossen nahm sie ihre Tasche und schnappte
sich die Hausschlüssel.
     
    ****
     
    Es war auf vertraute
Weise beruhigend, durch die die stille, beschauliche Straße der Vorortsiedlung
zu wandern, die Wohnzimmerfenster zu betrachten, mit den Menschen dahinter. In
den eng aneinandergereihten Einfamilienhäusern saßen die Familien mit den
Kindern einträchtig an ihren festlich gedeckten jiddischen Schabbestafeln. Man
aß Suppe, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch und Fisch. Das traditionelle Mahl umfasste
mindestens drei Gänge, inklusive einer Nachspeise. Ein typisches Gericht war
Schalet, eine Speise aus Hülsenfrüchten, Fleisch und Eiern, welches auch Hannahs
Mutter jeden Freitag kochte.
    Vor den Häusern, auf
den kurz gemähten Rasenflächen, verströmten die halbhohen, akkurat gestutzten
Rosenhecken einen betörenden Duft. Dazwischen standen in den Garagenauffahrten
auf Hochglanz polierte Autos und glänzten um die Wette. Dass diese friedliche
Erscheinung nur eine trügerische Fassade war, erkannte man an der nächsten Ecke;
an der Stelle, wo die Reste des Lenkflugkörpers noch immer auf dem Rasen vor dem
völlig zerstörten Haus lagen.
    Tief in Gedanken
versunken spazierte Hannah langsam weiter, bis ihr auffiel, dass es immer
dunkler wurde. Verwundert sah sie hoch; am Himmel türmten sich jetzt dunkle
Gewitterwolken. Die ersten Regentropfen platschen auf die Straßenlampe, die ihr
milchiges Licht auf den Sicherheitszaun warf. Ihre Sehnsucht schien sie
automatisch auf den jetzt völlig verwaisten Schulcampus geführt zu haben. Sie
fühlte das Adrenalin durch ihren Körper schießen, als sie die Zweige wegdrückte
und durch das Loch unter dem Zaun durchkroch. Unsicher starrte sie in die
Dunkelheit.
    Jetzt kam sie sich
idiotisch vor. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Das Sommergewitter würde
gleich über ihr hereinbrechen und vielleicht auch noch etwas anderes, dachte sie
erschrocken, als sie ein unheimliches Knacken hinter sich hörte. Kurz darauf
hörte sie ein Rascheln und zuckte erschrocken zusammen. Im trüben Licht der
einigen Laterne konnte sie nur schattenhafte Umrisse ausmachen, die sich schnell
auf sie zubewegten. Sie merkte, wie eine Gänsehaut ihren Rücken hinunterlief.
Ängstlich kniff sie ihre Augen zusammen und riss sie erst wieder auf, als sie
Hakims schneidende Stimme hörte.
    »Was, in Allahs Namen,
machst du hier«, fuhr er sie zornig an. Er packte sie so hart am Handgelenk,
dass sie gegen seinen muskulösen Körper prallte.
    »Oh Gott! Du hast du
mich erschreckt«, wisperte sie.
    »Ja, das war auch der
Sinn der Sache. Genauso gut hättest du jetzt jemand anderen vor deiner Nase
haben können, der es weniger gut mit dir meint. Also noch mal: Was willst du
hier mitten in der Nacht, Hannah?«
    »Es ist erst kurz nach
zehn und ich hatte Lust spazieren zu gehen«, erwiderte sie spitz und befreite
sich energisch aus seinem barbarischen Griff. Hakim hob ruckartig den Kopf und
bedachte sie mit einem ungläubigen Blick.
    »Spazierengehen … in
der Todeszone?«, fragte er mit einer Stimme, die vor Sarkasmus triefte. »Ich
wusste nicht, dass ich es mit einer wahnsinnigen Selbstmörderin zu tun habe,

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