CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)
Zufrieden lächelte sie. Diese außergewöhnliche Jüdin war die
ideale Gefährtin für ihren Bruder, fand sie.
****
Nach einer Stunde
mahnte Hakim zum Aufbruch. Durch das Tanzen war Hannahs Gesicht noch immer
erhitzt und träumerisch dachte sie an die wunderschöne Feier zurück. Genau so,
wünschte sie sich innerlich, sollte ihre eigene Hochzeit auch einmal sein.
Schweigend gingen sie durch die Plantagenfelder. Diesmal hatte Hakim nicht wie
sonst ihre Hand genommen. Mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck und die
Hände tief in seine Jeans vergraben ging er an ihrer Seite.
Sie waren nur noch
wenige, vielleicht zwanzig Meter vom Zaun entfernt, als plötzlich der Lichtkegel
einer Taschenlampe über das Feld flackerte. Alarmiert spannte sich Hakims Körper
an. Blitzschnell ergriff er ihren Arm und stieß Hannah auf den Boden. Völlig
perplex fiel sie vornüber in das weiche Dünengras und Sekunden später fühlte sie
Hakims Körper über sich. Verblüfft hob sie ihren Kopf. Die Grashalme der
Sanddünen stachen ihr ins Gesicht und sie fühlte außer der aufkommenden Panik
jetzt auch noch ein unangenehmes Kribbeln in der Nase. Schwer atmend versuchte
sie sich umzudrehen, doch Hakims Körper ließ ihr keinerlei Bewegungsfreiheit.
Der Lichtkegel flackerte jetzt in unruhigen Rundungen über die Plantage.
Hannah stöhnte
verschreckt auf, denn ausgerechnet jetzt verstärkte sich das Kribbeln in ihre
Nase. Ihr Mund öffnete sich, doch noch bevor sie niesen musste, presste sich
Hakims Hand auf ihren Mund und erstickte damit jeden Laut. »Schschsch«,
flüsterte er lautlos in ihr Haar.
»Was ist das für ein
Licht?«, wisperte sie verstört.
»Die Nachtpatrouille
der Grenzpolizei.«
Bei den Worten spürte
Hannah seinen Atem auf ihrer erhitzten Haut. Der Geruch von Wald und Minze drang
in ihre Nase, als er sich lautlos vorbeugte. Sein Gesicht war nur wenige
Zentimeter von ihrem entfernt. Sie sah in die Glut seiner Augen und bemerkte,
dass er mit sich zu kämpfen schien.
Dann spürte sie seinen
Mund. Seine warmen Lippen verschmolzen mit den ihren und Hannah fühlte prickende
Nadelstiche der Sehnsucht auf ihrer Haut. Es war ein sanfter Kuss, ohne
Forderung. Und Hannah erwiderte ihn ohne zu zögern. Als die Lichtkegel
verloschen, verlagerte Hakim lautlos sein Gewicht und zog sie hastig hoch. »Es
tut mir leid«, flüsterte er heiser. Dann ergriff er ihre Hand und lief mit ihr
zum Zaun. Kurz davor zog er sie mit einer liebevollen Geste an seine Brust und
strich ihr beruhigend über die Haare.
»In deiner Gegenwart
versuche ich mich immer zu kontrollieren, heute habe ich versagt … Ich habe noch
niemals in meinem Leben eine schönere Frau gesehen, die so anmutig den Baladi
getanzt hat wie du.« Gequält gab er ihr einen Kuss aufs Haar und schob sie auf
das Loch im Zaun zu. »Jetzt lauf schnell nach Hause. Die nächste Patrouille
kommt in einer halben Stunde.«
Code
Rot
G eschafft. Erleichtert
schrieb Hannah die Zahlen der komplizierten Matheaufgabe auf und klappte kurz
darauf erleichtert den Prüfungsbogen zusammen. Sie hatte keine Probleme mit den
mathematischen Aufgaben. Im Gegenteil. Wenn man den Sinn der Kalkulationen
einmal begriffen hatte, lösten sich die Aufgaben wie von selbst.
Zahlen waren
berechenbar, im Gegensatz zu den Menschen und ihren Gefühlen. Über dem
Klassenzimmer lag eine angespannte Stille. Es waren die letzten Klausuren vor
den heiß ersehnten Sommerferien, danach trennten sich ihre Wege, um auf
verschiedene Colleges zu gehen. Sie ließ ihren Blick durchs Klassenzimmer
schweifen und musste sich ein Lachen verkneifen, als sie Judith bemerkte, die
drei Reihen vor ihr saß und ihr langes Haar benutzte, um ihren Spickzettel zu
verbergen.
Neben ihr saß Joshua,
der wie immer einen ruhigen, verträumten Eindruck machte. Man sah förmlich, wie
sein Gehirn rechnete, Zahlen subtrahierte, wie er das Ergebnis nochmal
nachrechnete, bevor er es in seiner gestochenen Handschrift in die vorgesehenen
Felder eintrug. Neben ihm kauerte Talya gekrümmt auf dem Stuhl; hochrot im
Gesicht schien sie total überfordert zu sein. Im Gegensatz zu Leo, der völlig
seelenruhig die Zahlenkolonne runterschrieb, bis Hannah seinen Trick
durchschaute. Bei jeder neuen Aufgabe krempelte er jeweils einen Ärmel seines
weißen Hemdes weiter hoch, in dessen Falten die Lösungen mit Kuli standen.
Vorsichtig schielte sie zum Lehrertisch.
Dort war Mr
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