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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Roosenbaum
in ein Buch vertieft und schien weder Judiths noch Leos Betrug zu sehen. Was
soll’s. Hannah zuckte mit den Schultern. Ihr war es egal. Sehnsüchtig glitt ihr
Blick durch das offene Fenster zum Sperrzaun. Wie gerne würde sie jetzt einfach
aufspringen, um zu sehen, ob Hakim eine Nachricht für sie hinterlegt hatte. In
der letzten Nacht hatte sie kaum geschlafen. Ununterbrochen drehten sich ihre
Gedanken um Hakim. Bei ihm fühlte sie sich geborgen, sie musste sich nicht
verstellen. Er nahm sie einfach so, wie sie war. Nur hinter das mysteriöse
Geheimnis der fünf Tage war sie noch immer nicht gekommen.
    Durch das geöffnete
Fenster hüpften die wärmenden Strahlen der Junisonne und tanzten als lustige
Punkte auf ihrem Oberarm. Sehnsüchtig blickte sie in den strahlend blauen
Himmel, sah den weißen Falken auf seinem angestammten Pfeiler sitzen und fragte
sich insgeheim, ob Hakim in diesem Moment denselben Anblick genoss und
vielleicht auch ein bisschen an sie dachte. Verträumt schloss sie ihre Augen.
    Als sie sie kurz darauf
wieder öffnete, durchzuckte ein heller Blitzstrahl die Luft. Hannah unterdrückte
nur mühsam einen Aufschrei. Der eben noch azurblaue Himmel wurde jetzt durch
eine dunkle Rauchfahne vernebelt, die sich immer näher in ihre Richtung bewegte.
Im dem Moment, als sie aufsprang, ertönte das durchs Mark gehende schrille
Heulen der Schulsirene und sie merkte, wie sich ihr Herz panisch zusammenzog.
    Der Druck der
Stressattacke presste sich wie eine eiserne Faust in die Mitte ihrer Brust,
schnitt ihr die Atmung ab, gleichzeitig fühlte sie einen krampfartigen,
lähmenden Schmerz, der ihre Oberarme bis zum Ellenbogen zusammenpresste. Sie
versuchte tief ein- und auszuatmen, um sich zu beruhigen. Doch sie fühlte sich
extrem schwach, bekam kaum noch Luft, ihr wurde schwindelig. Wie ein nasser Sack
ließ sie sich in den Stuhl zurückfallen, unfähig sich weiter zu bewegen.
    So beobachtete sie ihre
Klassenkameraden, die hektisch aufsprangen, hörte die warnenden Worte des
Direktors durch den Lautsprecher: »Code Rot. Begeben Sie sich alle in gemäßigter
Weise in die blauen Räume.«
    Die Schmerzen wurden
schlimmer. Hannah versuchte sich bemerkbar zu machen, aber über ihre Lippen kaum
nur ein tonloses Keuchen, von dem in der Aufregung keiner Notiz nahm. Alle
versuchten ihr eigenes Leben zu retten. Allen voran Leo. Durch ihren
Nebelschleier hindurch sah sie, wie er mit seinen durchtrainierten Armen seine
Freunde gnadenlos zur Seite drängte, um als Erstes aus dem Klassenzimmer zu
rennen. Oh Gott, wie erbärmlich, dachte sie und sank stöhnend tiefer im Sitz
zusammen. Von einer erneuten Schmerzwelle überrollt schloss sie die Augen und
verlor alles Gespür für die Zeit.
    »Hannah … Hannah!
Konzentrier dich, kannst du mich hören?« Peinvoll blinzelte sie und sah den
schemenhaften Umriss einer Gestalt.
    »Joshua?«, flüsterte
sie zitternd. »Ja, ich bin’s. Hannah, wo hast du dein Notfallspray?«
    »In meinen Rucksack …
im gelben Etui«, murmelte sie kraftlos. Kurz danach spürte sie seine warme Hand,
die ihre Lippen teilte und ihr das Nitro-Spray im Abstand von 30 Sekunden in die
Mundhöhle sprühte. Nach ein paar Minuten wurden die Schmerzen erträglicher.
»Hannah«, erklang Joshuas flehende Stimme. »Bitte, versuch aufzustehen, wir
müssen in den blauen Raum kommen, da kannst du dich ausruhen.« Benommen nickte
sie. Joshua sah sie mitfühlend an. »Denkst du, es wird gehen, wenn du dich auf
mich stützt?« Ihr stummes Nicken ließ ihn erleichtert aufatmen. »Dann komm.«
    Schwer stützte sie sich
auf seinen Arm und stand schwankend auf. Das Klassenzimmer war jetzt verwaist.
Sie hörte nur ihre eigenen schlurfenden Schritte, als Joshua sie mehr schleifte,
als dass sie ging. Doch wenige Minuten später wirkten die Tropfen und Hannah
spürte, wie ihr Herz in einen fast normalen Takt überging und die Schmerzwelle
abebbte. Sie fühlte Joshuas Blick auf sich gerichtet. »Geht es dir besser?«,
fragte er hoffnungsvoll.
    Hannah nickte. »Wie
lange war ich weg?« Im Gehen sah Joshua auf die Uhr im menschenleeren Schulflur.
»Knapp vier Minuten.« Erleichtert atmete sie auf. Dann war es ein normaler
Anfall gewesen. Nur in ihrem Inneren war es ihr wie ein stundenlanger
schmerzverzerrter Alptraum vorgekommen. »Joshua?«
    »Ja?«
    »Du bist ein wirklicher
Freund. Ich danke dir.« Sein Griff um ihre Taille verstärkte sich ein klein
wenig

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