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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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seine Finger mit ihren.
    »Irgendwann wirst du
ein Spenderherz bekommen und dann kannst du wieder kilometerweit laufen.«
    Verblüfft ließ Hannah
die Brotbrösel aus der Hand fallen und hob ruckartig den Kopf. Sie war sich
hundertprozentig sicher, ihm vorher nichts von ihrer Leidenschaft des
Langstreckenlaufens erzählt zu haben. »Woher weißt du das?«
    Er schenkte ihr ein
geheimnisvolles Lächeln. »Sagen wir mal so, manchmal bin ich in der Lage,
Gedanken zu lesen.«
    Hannah brauchte eine
Weile, um seine Aussage zu verarbeiten. »Nur manchmal?« fragte sie misstrauisch.
    Gleichzeitig spürte sie
eine flammende Röte in sich aufsteigen, als ihr einfiel, welche sinnlichen
Gedanken sie jedes Mal überfallen hatten, wenn sie in seiner Nähe gewesen
war.
    »Ehrenwort, nur
manchmal!« versicherte er ernst. »Hör zu, Hannah, dir muss in meiner Gegenwart
nichts peinlich sein. Eigentlich ist es auch kein richtiges Gedankenlesen; es
war eher der Klang deiner Seele, die mir deine Gefühle und Gedanken übermittelt
hat. Die Gabe habe ich von meiner Mutter.«
    »Schon klar«, murmelte
sie. Obwohl ihr allemal nicht klar war, was sie davon halten sollte; nur eins
interessierte sie noch brennend. »Hast du das oft … Ich meine, dass du einem
Mädchen in die Seele schauen kannst?« Hakim betrachtete sie mit einem
vielsagenden Blick, der ihr Blut zum Brodeln brachte. »Nein, du bist die erste«,
grinste er verlegen. »Aber jetzt zurück zu dir. Ich weiß bis jetzt, dass du
gerne läufst und dass du anscheinend keine Angst vor drohenden Gefahren hast,
denn sonst wärst du jetzt nicht mit mir zusammen. Also weiter, welche Bücher
liest du gerne?«
    »Mmh«, überlegte sie
kurz. »In letzter Zeit lese ich hauptsächlich Dickens. Ganz besonders liebe ich
sein Buch A Christmas Carol . Er schreibt in einer so ursprüngliche
Erzählkraft, in der sich zwischen den Zeilen sein Wunsch zeigt, die damalige
Epoche, in der Dickens lebte, wachzurütteln und Anstöße für soziale Reformen zu
geben.«
    »Ja, das stimmt«,
pflichtete ihr Hakim bei. »Mich hat am meisten der unbändige Mut des kleinen,
behinderten Tiny Tim beeindruckt.«
    Es gelang Hakim doch
immer wieder aufs Neue, sie zu überraschen. »Du kennst das Buch auch?«
Verschmitzt blinzelte er ihr zu. »Verrate es niemanden, ich habe es sogar
dreimal gelesen. Seine sozialkritische Anprangerungen treffen sowohl auf die
damalige Zeit, als auch auf unsere geteilten Welten zu.«
    Nachdenklich stimmte
sie ihm zu. »Das ist wahr, irgendwie erinnert das Buch stark an Ilyas Geschichte
und an den Kampf unserer sogenannten Zivilisation. Und Ilyas hat recht«,
sinnierte Hannah. »Ich verstehe auch nicht, warum Juden und Muslime nicht in
Frieden miteinander leben können. Es gibt so viele Gemeinsamkeiten in unseren
Religionen.«
    Unterdessen schnitt
Hakim einen Granatapfel in der Mitte durch, pickte routiniert die tiefroten
Kerne heraus und befreite sie von dem feinen Häutchen. Dann beugte er sich vor
und schob ein paar der Fruchtkerne in ihren Mund. »Faszinierend«, murmelte er
abwesend, den Blick unverwandt auf ihren Mund gerichtet. Er stürzte den
Ellenboden gemütlich unter sein Kinn, sodass sein Gesicht noch dichter kam.
Durch Hannahs Adern flossen Hitze und Kälte gleichzeitig. Hektisch bemühte sie
sich, das Atmen nicht zu vergessen, um nicht in Ohnmacht zu fallen.
    »Erzähl mir von deinen
Ideen, was sind unsere Gemeinsamkeiten?«, bat er mir weicher Stimme.
    »Eh …« Nervös strich
sie sich eine Haarlocke aus der Stirn und versuchte sich zu sammeln.
    »Nun ja, die erste
Gemeinsamkeit ist doch, dass sich unsere beiden Völker jeweils für Auserwählte halten, was ich persönlich als sehr anmaßend empfinde. Steht
nicht sowohl im Talmud, als auch im Koran geschrieben, dass vor Gott alle
Menschen gleich sind? Wie also können wir uns anmaßen zu glauben, dass wir
auserwählte Völker auf dieser Welt sind? Unsere zweite Gemeinsamkeit: Ihr
Muslime esst kein Schweinefleisch, weil es als unrein gilt, eine Form von
koscher, die auch wir befolgen. Zusätzlich leben wir nach den Kaschrut-Regeln,
die das Essen in koscher, also rein und erlaubt, vom un-koscheren, Trefa,
unterscheidet. Und weil man das Böcklein nicht in der Milch seiner eigenen
Mutter aufbewahren soll, wie es in der Thora heißt, gibt es in jedem jüdischen
Haushalt zwei Kühlschränke. Drittens: Muslimische Frauen tragen den Hidschab,
weil der Schleier ihre Schönheit

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