CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)
sehen, sondern als Person und Partner zu achten. Darüber solltest du mal
nachdenken.«
Wütend drehte sie sich
um und stürmte aus dem Sicherheitsraum.
Der
Atem der Sterne
B eim gemeinsamen
Abendessen mit ihren Eltern versuchte sie einen fröhlichen Eindruck zu
vermitteln, doch in ihrem Innersten brodelte es immer noch heftig. Zum Glück war
ihre sonst so aufmerksame Mutter abgelenkt. Sie war mit einem medizinischen
Problem beschäftigt, von dem Hannah nichts verstand und das ihre Eltern gerade
ausführlich diskutierten.
Das befreite sie von
der Pflicht, fröhliche Anekdoten aus der Schule zu erzählen, und keinem fiel
auf, dass sie nur lustlos im Essen herumstocherte und keinen Bissen
herunterbekam. Der Streit mit Leo lag ihr immer noch bleischwer im Magen.
Nachdem ihre Eltern sich zur Arbeit verabschiedet hatten, räumte sie
gewohnheitsmäßig die Küche auf, erledigte den Abwasch und lief dann in ihr
Zimmer.
Nach dem Zähneputzen
suchte sie in den Tiefen ihres Kleiderschranks nach ihrer rosa Lieblingsbluse,
bürstete sich die Haare, bis sie in weichen Locken über ihre Schulter fielen,
und streifte ihre weißen Ballerinas über. In der Aufregung des Vormittags war
sie nicht zu ihrem Versteck am Zaun gegangen, aus Angst, dass Leo sie
beobachtete.
So ging sie jetzt auf
gut Glück dorthin, in der Hoffnung, Hakim zu sehen. Er enttäuschte sie nicht.
Als sie sich durch das Gestrüpp zwängte, sah sie eine gebräunte Hand, die sich
durch das Loch schob, um ihr zu helfen, und kurz danach sah sie seine schwarzen
Augen erfreut aufblitzen, als sich ihre Blicke begegneten. Auf der anderen Seite
des Zauns fiel sie atemlos in seine ausgebreiteten Arme.
»Hannah, Gott sei
Dank.« Sichtlich erleichtert zog er sie sanft an sich und drückte einen Kuss auf
ihr Haar. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, als ich von dem Anschlag
erfuhr. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, es ist nichts
passiert, außer dass der Wüstenfalke verletzt wurde. Ich hoffe, er wird sich
wieder erholen. Als ich aus dem Bunker gelaufen bin, wollte ich nach ihm sehen,
aber er lag nicht mehr auf dem Gras.« Sie presste sich fest an seinen muskulösen
Oberkörper und überließ sich seiner tröstenden Umarmung.
Als sie seinen
beruhigenden Herzschlag und die Wärme seines Körpers durch ihre dünne Bluse
spürte, wurde sie ruhiger. Hakim hob zärtlich ihr Kinn an und musterte sie
besorgt. »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist«, fragte er mit
rauer Stimme.
»Ja, jetzt, wo du bei
mir bist, schon. Bring mich einfach an einen Ort, an dem wir nicht an den Krieg
denken müssen« flüsterte sie.
»Okay, gib mir eine
Sekunde.« Hakim dachte einen kurzen Moment nach und dann schenkte er ihr sein
sanftes Lächeln. »Was hältst du von einem Picknick unter Sternen?«
»Eine wunderschöne
Idee.«
»Dann komm mit, dafür
müssen noch was einkaufen.« Sein Arm schlang sich um ihre Hüften und Hannah
schmiegte sich vertrauensvoll an ihn. Als ihre Hand seinen rechten Unterarm
streifte, bemerkte sie den dicken Verband und sah ihn erschrocken an. »Was ist
passiert?« Sie sah, dass sein Gesicht eine abweisende Miene angenommen hatte.
»Mach dir keine Sorgen. Das ist nur eine kleine Brandwunde, bin heute Morgen
beim Feueranmachen unachtsam gewesen.«
Stirnrunzelt schwieg
sie. Langsam spazierten sie durch das Gras. Der Wind trug den erdigen Geruch der
Sanddünen vor sich her und jetzt im goldglänzenden Sonnenuntergang sahen die
Palmen und Orangenbäume des Niemandslandes verträumt und romantisch aus.
»Wenn ich einmal tot
bin, dann möchte ich hier unter den Orangenbäumen begraben werden. Es sieht so
friedlich aus.«, flüsterte sie an seiner Schulter.
»In Ordnung«, erwiderte
Hakim nachdem er sich von seiner Verblüffung erholt hatte. »Erinnere mich
nochmal dran, wenn es in achtzig Jahren soweit sein sollte, okay.«
Kurz bevor sie den
Stadtrand verließen, band er ihr noch den Schleier um. Diesmal wählte Hakim eine
Abkürzung und schon nach wenigen Metern hatten sie den belebten Souk erreicht.
Vor einer buntbeleuchteten Garküche verlangsamte er seine Schritte und drehte
sich zu ihr um. Verschmitzt lachte er sie jetzt an.
»Ich weiß gar nicht,
was du gerne isst. Du musst mir ein bisschen helfen«, bat er. Lebst du streng
koscher?«
»Nein«, lachte sie.
»Zeig mir einfach, was du gerne magst und dann werden wir schon zusammenkommen.«
Nach kurzer Zeit hatten
sie
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