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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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einer Jüdin vergreifen, nie wieder deine dreckigen Finger um Hannah legen.
Ich mach dich fertig …«
    Ein erbitterter Kampf
entstand, den Hakim fast gewonnen hätte, doch dann stolperte er und stürzte zu
Boden. Leo warf sich rittlings auf seine Brust und fuchtelte wild mit seiner
Waffe herum. Hakim achtete nicht darauf, holte aus und schlug Leo seine Faust
mitten ins Gesicht. Ein erstaunter Ausdruck spiegelte sich auf Leos Gesicht,
bevor er sein Bewusstsein verlor und seitwärts ins Gras fiel.
    Als sein schlaffer Arm
auf den Boden prallte, löste sich ein Schuss. Die austretende Kugel flog surrend
durch die Luft. Für eine Sekunde schien die Welt stillzustehen, nur ein einziges
Geräusch durchschnitt die Stille. Es klang wie zarte Regentropfen, die leise auf
die Erde perlten. Keuchend stand Hakim auf. Als er sich wankend umdrehte, sah
er, dass der Wüstenfalke regungslos auf der Mauer saß. Aus einem Einschussloch
seiner linken Brust tropfte scharlachrotes Blut und verfärbte sein schneeweißes
Federkleid.
    Mit seinen runden,
tiefschwarzen Augen blickte er Hakim an, dann brachen seine Pupillen; er
breitete seine Flügel aus und sank nach vorne. Als sein sterbender Körper in den
Wüstensand fiel, zuckte Hakim wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Keuchend
rang er nach Luft und taumelte nach hinten. Zitternd lehnte er sich gegen einen
Baumstamm. Das plötzlich einsetzende Feuer in seiner Brust drohte ihn zu
verbrennen. »Nein, bitte nicht hier. Ja Allah, sei mir gnädig und lass es nicht
hier passieren«, stöhnte er gequält. Mit unmenschlicher Anstrengung versuchte er
den Schmerz zu bekämpfen. Aber es half nichts. Er bekam kaum noch Luft. Trotzdem
setzte er alles Menschenmögliche daran, um von diesem Ort wegzukommen.
    Es durfte auf keinen
Fall hier passieren. Schweißüberströmt schleppte er sich durch den Schulpark,
lief humpelnd über den Sportplatz und kroch schließlich zitternd durch das
rettende Loch auf die andere Seite. Dort brach er nach wenigen Metern zusammen
und sank zu Boden. Als seine Lider immer schwerer wurden, sah er vor seinen
verschwimmenden Augen die saftigen Bäume der Plantagen und erinnerte sich wieder
an Hannahs Worte: Wenn ich einmal tot bin, dann möchte ich unter
Orangenbäumen begraben werden. Mit letzter Kraft drehte er sich auf den
Rücken.
    Regungslos blieb er
liegen und betrachtete den Himmel mit den langsam verblassenden Sternen – und
dann spürte er den Atem der Sterne in sich einfließen. Hannahs engelsgleiches
Gesicht tauchte vor seinen inneren Augen auf und Hakim lächelte wehmütig.
    »Nein, es ist nicht
vorbei, Habibti«, flüsterte er heiser. »Ich werde dafür sorgen, dass du leben
wirst, meine geliebte Hannah. Ich werde dich bis in die Ewigkeit hinein lieben,
das verspreche ich dir.« Eine alles verschlingende Dunkelheit durchdrang ihn und
sein Kopf sackte langsam zur Seite. Ein sehnsuchtsvolles, sanftes Lächeln
breitete sich über seinem Gesicht aus.
    Es herrschte eine
absolute, friedliche Stille.
    Nur der leise
rauschende Wüstenwind begleitete Hakims langsam verstummende Atemzüge, wehte
liebkosend über seine nackten Arme und bauschte sein hellblaues T-Shirt bis zum
Schlüsselbein hoch, so dass sein bronzefarbener muskulöser Oberkörper frei lag.
Über ihm verwandelte sich der indigofarbene Himmel in ein zartes,
goldverschleiertes Morgenlicht.
    Die ersten
Sonnenstrahlen des anbrechenden warmen Sommertages brachen durch und spiegelten
sich in der Blutlache, die oberhalb seiner linken Brust aus dem Einschussloch
sickerte.

 

     
    Wer
Hass sät
     
    N achdem Joshua in dieser
Nacht von nackter Angst ergriffen nach Hause gerannt war, kehrte er in
Begleitung seines Vaters und zwei Polizeibeamten zum Tatort zurück. Unterdessen
war Leo aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht und schrie ihnen allen entgegen,
dass er den elenden Kameltreiber, der aus einer ehrhaften Jüdin eine
palästinensische Schlampe gemachte habe, endlich erledigt hatte. Als Nächstes
würde er Hannah bestrafen, genauso wie es sein Vater mit seiner Mutter gemacht
hatte. Mit Taschenlampen durchsuchten die Polizisten das gesamte Gelände, aber
von einem Hakim war keine Spur.
    Sie fanden nur den
weißen Wüstenfalken, der sie aus geöffneten toten Augen ansah. Durch Leos
seltsame Aussage alarmiert fuhren die Beamten mit ihm zu dem abgelegenen
Wohnhaus des zweiten Polizeichefs. Das herrschaftliche Haus stand inmitten eines
dichten Palmenhaines

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