CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)
vorwurfsvoll.
Hannah sah ihn an und
hörte den rauen Unterton in seiner Stimme. Sie spürte, wie sich seine wie aus
Stein gemeißelten Muskeln an ihren eigenen Körper schmiegten und ihr Herzschlag
beschleunigte sich. Verzweifelnd versuchte Hakim gegen seine übermächtigen
Gefühle anzukämpfen, doch als er in ihre grünen Augen blickte, die sich jetzt zu
einer dunklen Facette verschleiert hatten, stöhnte er auf. Sein Körper stand in
lodernden Flammen und es kostete ihn eine beinahe unmenschliche Kraft, ihrem
sehnsuchtsvollen Blick zu widerstehen.
»Habibti, die Welt da
draußen ist noch nicht bereit, eine Liebe wie die unsere zu akzeptieren. Noch
sind wir Feinde und durch das Niemandsland getrennt. Doch du bist dazu
auserwählt, unsere Völker zu vereinigen. Sie sollen nicht vergessen, aber sie
müssen lernen, miteinander zu leben, denn wir alle sind ein Volk Israels. Wenn
wir das geschafft haben, dann werde ich dich holen und dann sind wir für immer
miteinander vereint.«
»Es tut mir leid«,
murmelte sie niedergeschlagen. »Ich fürchte, ich hab es vermasselt.«
»Was redest du da?«
Zärtlich hob er ihr Kinn zu sich hoch, dann nahm er ihre Hand und schmiegte sein
Gesicht hinein. »Meine kleine Hannah, du hast mir die Ewigkeit von fünf Tagen
geschenkt. Ich werde immer hier drinnen bei dir sein«, sagte er mit ernster
Stimme und legte sacht seine große Hand auf ihr Herz. Erinnerst du dich noch an
meinen Geburtsstern, den ich dir gezeigt habe.«
Hannah nickte ihm
atemlos zu, wie konnte sie die traumhafte Nacht auf der Dachterrasse je
vergessen. Ein Lächeln erhellte Hakims Gesicht. »Du musst mir immer vertrauen.
Ich verspreche dir, egal wo du auch sein wirst; wenn du nachts zu meinen Stern
am Himmel schaust, dann werde ich bei dir sein. Du wirst auf immer das Atmen
meiner Seele in dir spüren. Hannah, ich werde dich immer lieben.«
Zärtlich beugte er sich
hinunter und küsste sie mit einer tiefen, verzweifelten Leidenschaft, die sie
bedingungslos erwiderte. Danach zog er sie wieder in seine Arme und wartete, bis
sie erschöpft in den Schlaf fiel. Ein letztes Mal streichelte er sanft ihr
Gesicht, und prägte sich für immer ihre engelsgleichen Gesichtszüge ein. Dann
stand er leise auf, drehte sich um und verschwand schnellen Schrittes aus dem
Zimmer.
****
Als er das Haus
verließ, liefen Tränen aus seinen Augen. Hakim schämte sich nicht. Hannah hatte
eine Urgewalt der Gefühle in ihm ausgelöst, die er noch niemals in seinem Leben
gespürt hatte. Ihre Liebe brannte wie eine wärmende Fackel in seiner Seele. Als
er eilig zum Zaun hastete und sich durch das rettende Loch schlängeln wollte,
stockte er mitten in seinen Bewegungen. Stirnrunzelnd beugte er sich herunter
und griff nach dem rosaschimmernden Gegenstand im Sand. Hannahs Handy.
Wahrscheinlich war es ihr aus ihrer Tasche gefallen, als er mit ihr in seinen
Armen aufgestanden war.
Erschüttert griff er
danach und setzte sich wie betäubt auf den Boden. Lange starrte er auf das Handy
und ein sehnsuchtsvoller Schmerz erschütterte sein Innerstes. Doch plötzlich
durchbrach ein zischendes Geräusch seine Gedanken. Gleichzeitig drang der
faulige Gestank einer einschlagenden Rakete in seine Nase. Er hatte recht
behalten. Keiner der beiden Seiten war bereit, die Waffenruhe wieder
herzustellen. Hastig stopfte er das Handy in seine Jeanstasche. Nachdem er sich
durch das Loch gequetscht hatte, sprintete er durch das Niemandsland.
Doch ein gellender
Aufschrei ließ ihn mitten in seinen Bewegungen innehalten. Abrupt blieb Hakim
stehen. Angespannt lauschte er in die Dunkelheit. Kurz darauf hörte er es
wieder. Ein flehender, verängstigter Hilferuf von einem Menschen in Todesgefahr.
Ohne zu überlegen, drehte er sich um und lief zurück.
Das
Buch schließt sich
W ahida stand auf dem
Dach des Atriumhauses. Die Zeit schien still zu stehen. Mit traurigen Augen sah
sie sich um. Betrachtete die sternenhelle Terrasse, das Bett ihres geliebten
Sohnes unter dem türkisen Pavillon, und die vielen Jasminpflanzen in den
unzähligen Kübeln, die einen betörenden Duft in den Nachthimmel verströmten.
Langsam ging sie näher
und strich über die bunten Kissen auf der seidenen Matratze. Hier hatte er mit
Hannah gelegen und sie hatte sein Lachen bis unten in die Küche gehört. Noch nie
zuvor hatte sie ihren sonst so ernsthaften Sohn so fröhlich und so befreit
erlebt. Der jungen,
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