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Chandler vom Smaragd-Atoll

Chandler vom Smaragd-Atoll

Titel: Chandler vom Smaragd-Atoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Voss
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ich Oma sagen: -Wenn du so weiter machst, nehme ich dir Helen weg. - Die Sommerferien verbrachte ich mit Omi im Landhaus an der See oder wir verreisten gemeinsam. Mutter entwischte ständig. Und wenn sie weg war, waren Omi und ich immer in heftiger Sorge und Unruhe.“
Die Erinnerung und das Sprechen über diese schweren Zeiten hatte Helen innerlich erregt. "Ich geht jetzt laufen, " beschloss sie.
    Aki: "Pass auf dich auf."
    "Hier passiert mir nichts. Ich will wissen, wie weit ich komme." Dann ging sie zügig los. Helen lief. Schnell. Ihre Füße ratterten über den feuchten Sand. Das Wasser platschte hoch. Sie lief eine Kurve, rannte auf die Dünen, lief am Dünenkamm entlang. Sie hoffte, Senator Michael zu treffen, der alle paar Tage seinen Routinegang über den Strand von dem einen Ende der Landzunge bis zum anderen Ende der Landzunge machte? Dabei aber keine ihrer Fragen beantwortete. Sondern jede Frage, wie ein bekloppter Psychoanalytiker, mit einer Gegenfrage retournierte. So dass sie manchmal schon glaubte, aber nicht wirklich, sondern nur hypothetisch, in einem Irrenhaus zu sein.
    Sie kam an dem zweiten Obsthain vorbei. Hier leuchteten Orangenbäume, üppige Limettensträucher, Apfelbäume, Kiwis und Bananen. Sie lief ins Landesinnere, in Ric htung eines Wäldchens, das sie sich als Ziel ausgesucht hatte. Zwischendurch rannte sie, sprintete vor Vergnügen durch die blumengeschwängerte Landschaft. Sie achtete auf den Sonnenstand und erreichte die vorgelagerten Baumgruppen, es war ein Olivenhain, in ungefähr der geschätzten Zeitspanne. Es ging ihr immer noch ausgezeichnet. Keinerlei Beschwerden, obwohl sie mindestens 10 Kilometer vom Strand entfernt war. Und sie hätte ewig so weiterlaufen können. Aber sie hatte den anderen versprochen, nicht zu weit zu gehen und zurückzukommen. Also wendete sie und lief zurück zu ihrer dezimierten Gruppe, die derzeit aus Jannik, Aki, Archibald, Sascha und Chandler bestand.
    Der spielte gerade mit Archibald Kokosnussweitwurf. Der erste Werfer schleuderte dabei die Kokosnuss so weit weg wie möglich. Dann hatte jeder drei Versuche, die vorgelegte Kugel zu treffen. Die Kugeln wurden eingesammelt und derjenige, dessen Kugel am nahesten an der Zielkokosnuss gewesen war, durfte nun vorlegen.
    Jannik schlief, Sascha und Aki sahen nur zu, denn gegen die Weitwürfe der beiden Jungs hatten sie keine Chance. Deshalb schlug Aki vor, ein Boccia- oder Boulefeld im Sand abzustecken und lieber zusammen richtiges Boccia oder Boule zu spielen. Aki hatte schon kleinere Kokosnüsse gesammelt und eine ganz kleine als Pallino.
    „Da kommt es nicht auf den Weitwurf an, sondern auf die Präzision. Archibald, lass uns bitte zusammen spielen.“
    Das hörte Helen, die gerade zurückkam. „Ich spiele mit beim Boule. Sascha hast du die richtigen Meterschritte. Dann mach uns mal ein Feld von 26,50 mal  4,50 Meter.“
    Chandler rief dazwischen. „Lass mal, Sascha. Ich mach das schon. Dreißig Schritte von mir längs und 5 Schritte in die Breitseite passen genau. Und auf einen Zentimeter mehr oder weniger kommt es nicht an.“
    Sie spielten, bis es zu dunkel zum Weiterspielen war. Danach schliefen alle, bis auf Helen, sehr schnell ein. Helen konnte nicht schlafen, weil sie Paul vermisste. Sie machte sich Gedanken. Sollte sie gleich damit anfangen, die Gruppe zu vergrößern? Oder lieber noch etwas warten?
     
     
    Am nächsten Morgen. Die Wellen schlugen gegen den Strand. Der Wind flaute ab. Das Wasser zog sich zurück. Helen sah sich um. Sie sah zu, wie ein Träumling in der Ferne wach wurde, sich aufrichtete, um dann entschlossen ins Wasser zu laufen und dann mit kräftigen Schwimmzügen auf die im Meer aufragenden Korallenriffe zuzuschwimmen. Der Strand war relativ leer. Viele, die noch 1 Tag vorher im Sand gelegen hatten, waren ebenfalls zurückgeschwommen oder vom aufsteigenden Wasser in der Nacht mitgenommen worden.
    Ihr fiel der Text eines Liedes ein, das sie in den Kristallsälen der Korallenriffe bei den Gruppensitzungen oft gesungen hatten. Leise sprach sie die Verse auf:
     
    Willst du meiner Seele verwehren
sich auf Erden zu bewähren.
Töte sie nicht vor der Zeit.
Denn sie ist noch nicht so weit,
am Strand der Träume zu bestehen,
wo die Wellen ihre Spuren verwehen .
     
     
    Wenn Paul sie nicht zur Palmengruppe geholt hätte, wäre sie dann auch schon längst wieder zurück bei ihrer Wohngruppe, den Freunden, den Arbeitskollegen im Sanitätsteam?
‚Sie vermissen mich

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