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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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vergessen war. Doch an diese eine Person konnte ich mich erinnern. Schon im Traum hatte er von Tod geredet – bis Mike gekommen war und mich vor ihm und allen anderen Ungeheuern beschützt hatte.
    Doch Mike war nicht da und dies war Realität – mein Entsetzen wuchs, als ich dies bemerkte.
    „Was soll das? Verpiss dich!“, versuchte ich mit zitternder Stimme den Mann zu vertreiben. Die Angst in mir loderte hell auf, verzehrte jedes Gefühl von Selbstvertrauen. Doch der Mann ließ sich nicht einschüchtern, er lachte kurz und mit kratzender Stimme.
    „Hast du Angst? Solltest du auch – denn dein Schicksal wird sich demnächst ändern – in eine Richtung, die dir sicher nicht gefallen wird.“, meinte er mit eiskalter, nüchterner Stimme, das Lächeln verschwand von seinen Lippen. Sein Blick bohrte sich geradezu in meinen, ein kaltes Glitzern hielt mich gefangen. Unerbittlich sprach er weiter, zwang mich, zuzuhören.
    „Wie lange wird es dauern, bis du dir selber nicht mehr ins Gesicht sehen kannst, wenn sie wiederkommen und dich vergewaltigen, dich missbrauchen, dich erniedrigen? Wie lange würdest du durchalten, wenn dein geliebter Michael dich im Stich lassen würde?“, konfrontierte er mich mit einer Entwicklung der Zukunft, die unbändiges Grauen in mir hervorrief. Jedes Wort hallte in mir nach, fühlte sich an wie ein heftiger Schlag gegen mein kaum noch vorhandenes Selbstbewusstsein. Tränen sammelten sich in meinen Augen, als mein Kopf nachvollzog, was dieser düstere Mann soeben gesagt hatte. Jegliche Vernunft und Gelassenheit verflüchtigte sich unter der anschwellenden Panik, die Fähigkeit, klar zu denken wurde erstickt unter einer Welle von angstgeborenen Kopfschmerzen.
    „Nein.“, hauchte ich, krümmte mich unwillkürlich zusammen, gepeinigt von Schmerzen, verursacht durch die Worte und die darauffolgenden Erinnerungen und Horrorvisionen. Meine Hände fanden den schmutzigen Boden, stützten sich auf dem Pflaster ab, kleine Steinchen und Dreck durchlöcherten die empfindliche, oberste Hautschicht und ließen feinen Schmerz, wie Nadelstiche, an meinen Handflächen aufflammen. Doch in meiner Rage und Verzweiflung nahm ich dies nicht wahr. Mein Körper wurde geschüttelt von unaufhaltsamen zittern, teils vor Kälte, teils hervorgerufen durch meine Angst. Doch mein Entsetzen war noch steigerbar, obwohl ich es nicht wollte, war ich wie hyperfokussiert auf die kalte Stimme, die ihre Rede fortsetzte.
    „Sein Verlust – er wird dich brechen. Und er wird dich verlassen – du kannst nichts dagegen tun. Dein Tod wird langsam und qualvoll sein – es sei denn, du bringst die Kraft auf, deine Tantalusqual vorzeitig zu beenden.“, voraussagte er und ich glaubte ihm tatsächlich jedes Wort. Ich wusste, dass mich der Verlust von Mike umbringen würde – langsam und qualvoll. Und ich hatte mich immer davor gefürchtet, dass er mich eines Tages verlassen würde – alle Schwüre seinerseits waren just vergessen, mein Gehirn war nicht empfänglich für diese Erinnerungen. Nur die Panik beherrschte mich. Die Angst war übermächtig, war alles, was ich fühlte.
     
    Ich hatte es stets befürchtet: Luzifers direktes Eingreifen. Ich war mir sicher gewesen, das er eines Tages direkt reagieren würde, dass er vor Aiden stehen würde, real existierend, nicht nur als Figur eines Alptraums. Doch ich hatte immer angenommen, das Aiden sich dann gegen den Terror des gefallenen Engels erwehren konnte. Doch nun erkannte ich, dass dieser Glaube sich nicht erfüllte, es unmöglich war. Er griff da an, wo Aiden am stärksten zu verletzen war  – und was noch viel schlimmer war: er musste sich tatsächlich von Mike allein gelassen fühlen, war dieser doch nicht in seiner Nähe und konnte ihn beschützen. Meine Mühe sollte sich also am Ende doch als erfolglos herausstellen?
    Das konnte nicht sein! Ich konnte nicht tatenlos zusehen, wie Luzifer Aiden quälte, wie Aiden zusammenbrach, er Höllenqualen litt. Die psychische Qual, die der blonde, gepeinigte Junge aushalten musste, war übermächtig – mit einem Erzengel konnte er nicht mithalten, seine Kräfte knickten ein, sein Selbstvertrauen wurde ausgelöscht wie eine flackernde Kerze in einem Schneesturm. Sein Vertrauen in Mike war plötzlich weg – wie in ein schwarzes Loch gesogen. Er war wieder der schwache, gebrochene Junge, nur einen Messerschnitt vom Selbstmord entfernt. Nur einen Atemzug von Luzifers Triumph entfernt – denn der gefallene Engel wollte nur, das

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