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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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einzugehen.
    „Zuerst: den gerade gespielten Song noch einmal, weil wir so den direkten Vergleich haben. Danach den unbenannten Song. Danach sehen wir weiter.“, erklärte der Gitarrist kurz angebunden, schlug ein paar hektisch schnelle Akkorde, gab seiner Ungeduld Ausdruck. Ich fragte mich, wie viel davon wirklich existierte und wie viel er schauspielerte. Doch statt meine Gedanken mit etwas Unwichtigem zu beschäftigen, schnappte ich mir den Zettel, den der andere Sänger herunterfallen lassen hatte und überflog den Text. Ich würde das schaffen, das versicherte ich mir. Mein Herz krampfte sich ängstlich zusammen, doch ich unterdrückte dieses Gefühl, atmete mit bebenden Nasenflügeln ein und sah Dexter dann in die Augen, erwiderte mit angestrengt fester Stimme: „Okay, ich bin bereit. Legt los.“
    Auf meinen in Befehlston vorgetragenen Ausspruch folgte zuerst einmal Schweigen. Unsicher flackerte mein Blick von einem Bandmitglied zum Nächsten. Keiner regte sich, doch fast alle Blicke wanderten zu Mike, der mit verschränkten Armen dastand und seinerseits den Blick zwischen mir und Dexter hin und herwandern ließ.
    „Ehrlich, Dexter, das müssen wir nochmal bereden – später.“, murmelte er rasch, sah mich dann an. „Glaubst du denn, dass du das sofort hinkriegst?“, fragte er nach, bewegte sich jedoch noch während er sprach zu seinem Keyboard. Dies schien das Zeichen für die anderen zu sein, ebenfalls hinter ihren Instrumenten Platz zu nehmen. Es schepperte, als der große Dylan halb über das Schlagzeug stieg. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Sebastian erneut mit den Schultern zuckte und sich dann seinen Bass umhing. Ich seufzte leise, straffte mich.
    „Ich denke schon. Ich kenne die Songs ja.“, meinte ich, konnte die Unsicherheit nicht völlig aus meiner Stimme verdrängen. Doch anscheinend bemerkte diese keiner, denn nach einem weiteren Blicke tauschen und Mikes Kommentar „Dann los“, schlug Dylan den Vortakt an. Und ich begann zu leben.
    Ich hatte mich noch nie so beim Singen angestrengt, zu überzeugen. Noch nie hatte ich mich so unsicher gefühlt, so unter Druck und gleichzeitig so erwartungsvoll. Ich gab alles – sang nicht nur, schrie nicht nur, flüsterte nicht nur, sondern tobte, litt, gab mich meinen Gefühlen hin, ertrank in Erinnerungen, transportierte diese in die Gegenwart und in meine Performance.
    Das Resultat waren zufriedene, verblüffte und strahlende Gesichter unter den Bandmitgliedern. Ich verbot mir das Lächeln, doch ich bemerkte sehr wohl, wie die Augen von Sebastian und Mike strahlten – das war mir mehr wert als jedes andere Lob, war mir wertvoller als jeder Applaus zu ‘Darker than Dust’ Zeiten. Keiner brauchte ein Wort zu sagen, ich wusste auch so, dass ich die Person, die ich überzeugen wollte, auch von mir begeistert hatte.
    Und doch teilten sie mir mit, wie sie mich fanden – alle. Sogar der schüchterne Dylan fand ein paar kurze Worte, um mir zu sagen, dass ihn meine Stimme und vor allem meine Performance beeindruckt hatten. Doch nicht nur Positives kam als Feedback – sowohl Dexter als auch Mike konnten mich verbessern. Es störte mich nicht, das Mike mir aufzeigte, wo ich mich verbessern konnte – er übte sehr konstruktiv und freundlich Kritik. Dexter war nicht ganz so taktvoll, doch auch diese Kritik nahm ich mir an. Ich wollte mich nicht aufregen, da ich befürchtete, an Sympathie zu verlieren. Und ich wollte in die Band, also schluckte ich alles.
    Ich bekam noch keine eindeutige Zusage, doch sie fragten mich, ob ich in der kommenden Woche wieder herkommen könnte, um zusammen mit ihnen die Songs weiter zu proben. Ich sagte natürlich zu. Mein Herz schlug bis zum Hals, obwohl Angst und Zweifel in meinem Innersten umherwirbelten, überwog die Freude. Ich nahm fest an, dass ich das meiste an Überzeugungsarbeit schon geleistet hatte.
     
    Dass dem nicht so war, musste ich auf die harte, langsame Tour lernen. Gut zu singen, freundlich und aufmerksam zu sein, gut zu performen und bereit zu sein, die Band zu unterstützen, mein altes Leben für sie aufzugeben, reichte anscheinend nicht aus. Zu meinem Bedauern kam ich selten dazu, mit Mike zu reden. Er hielt sich zurück, sprach kaum, stattdessen musste ich mit Dexter und Jay alles besprechen, was mit ‘Sudden Thing’ und den Songs zusammen hing. Hin und wieder hielt ich auch mit Sebastian ein wenig Smalltalk. Doch der schwarzhaarige Emcee der Band war auffällig still. Wann immer ich ihn heimlich

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