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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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an, die als letztes Instrument noch ihren Part verfolgte. Schlagzeug und Bass waren verstummt, als ich in der Mitte des Proberaums aufgetaucht war. Vermutlich war der Schlagzeuger erschrocken über meine plötzliche Aktion gewesen, denn auch seine Augen waren jetzt auf mich gerichtet, sowie die von Sebastian, dem freundlichen Bassisten und auch die der anderen Bandmitglieder – inklusive der schönen warmen Augen Mikes, die ich zwar nicht genau hatte erkennen können, doch ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass seine Augen ein dunkles, warmes Schokobraun beinhalten würden. So wie ich mir auch sicher war, wie Mike seine Stirn runzeln würde, just in diesem Moment. Ich konnte mir genau vorstellen, wie er aussah, obwohl ich ihm den Rücken zugewandt hatte.
    „Allerdings, das wüsste ich auch gerne.“, ließ der Gitarrist nun hören, der ebenfalls in seinem Tun gestoppt hatte. „Wer bist du und wie kommst du hier rein?“, polterte er, bedrängte mich mit der bloßen Kraft seiner Stimme. Ich sah mich hilfesuchend nach Sebastian um und hoffte, dieser würde alles erklären können. Obwohl mein Herz noch immer in Aufruhr war, weil ich Mike wieder gefunden hatte – etwas so Unglaubliches, mit dem ich nie gerechnet hatte – doch mein Verstand sagte mir, dass meine überstürzte Reaktion keine so gute Idee gewesen war – immerhin wollte ich doch einen guten Eindruck hinterlassen. Ich wollte in diese Band – nun noch mehr als zuvor.
    „Das ist Aiden – der andere Typ, der heute vorsingen wollte.“, erklärte Sebastian wage, ließ mich aber dennoch aufatmen. Mich zusammennehmend drehte ich mich zu dem Gitarristen herum und erwiderte seinen Blick, hielt ihn fest, bis er sich hastig abwandte.
    „Na schön – das passt ja ganz gut, da weißt du jetzt, was wir von dir erwarten. Du kannst also gleich weitermachen.“, gab er dann reichlich widerstrebend Anweisung, bevor er seine Gitarre beiseite stellte. Die fragenden Blicke der anderen blieben allerdings auf mich gerichtet, auch noch als Dexter den Sänger beiseite winkte und ihn zusammen mit Sebastian aus dem Proberaum hinausgeleitete.
    Die darauf einsetzende Stille im Studio schien nur subjektiv zu existieren, doch ich spürte ihre unangenehme, erdrückende Wirkung. Ein vager Plan nahm in meinem Kopf Form an, doch bevor ich zum Sprechen ansetzen konnte, hatte Mike – der unübertreffliche Mike, der noch immer so wundervoll singen konnte – das Wort ergriffen.
    „Hi, ich bin Michael Ishida, spiele Rhythmusgitarre und manchmal auch Keyboard, wie gerade eben. Und ich rappe.“, stellte er sich vor, trat während des Sprechens hinter dem Keyboard hervor und kam mir entgegen, schüttelte mir die Hand. Ich lächelte ihn an, wollte ein „Ich weiß“, erwidern, doch konnte mir gerade noch auf die Zunge beißen. Ein kurzer Schatten flog über mein Gesicht, als ich mir ins Gedächtnis rief, dass er offensichtlich keine Erinnerungen an mich hatte und ich ihm auch nicht bekannt vorkam. Zumindest zeigte er nicht, dass etwas sein könnte, was über den ersten Eindruck hinausging.
    „Das ist Jay Reed – unser Turntablist.“, fuhr der schwarzhaarige Mann fort, stellte den Asiaten vor, der bis vor wenigen Augenblicken neben Mike hinter dem Tasteninstrument gesessen hatte und nun ebenfalls hervor kam. Ich sah ihn zum ersten Mal genauer an. Ich musste bereits mit ihm gesprochen haben, denn der Name und auch die Stimme, mit der er mir ein „Hallo“ entgegenbrachte, kamen mir bekannt vor. Doch noch mehr achtete ich auf seinen skeptischen Gesichtsausdruck, mit dem er mich musterte. Er besagte nichts Gutes – ich spürte, dass es nicht selbstverständlich sein würde, dass ich in die Band kommen würde. Nicht jeder würde mich so widerspruchslos akzeptieren wie Derek Connor. Ich würde sie überzeugen müssen – doch genau das würde ich. Ich schwor mir, dass ich alles geben würde, um bei Mike bleiben zu können – ich konnte ihn nicht gehen lassen, jetzt, da er doch nicht für immer verloren war.
    Hinter mir schepperte es, als sich auch der Drummer hinter seinem Instrument hervorbewegte. Nur widerwillig riss ich mich von Mikes Angesicht los, meine Augen hatten jeden Zentimeter seiner Gestalt, jeden Millimeter seines Gesichts abgescannt, ich hatte nach dem gesucht, was ihn ausgemacht hatte. Kleine Zeichen, die mir nach einiger Zeit an ihm aufgefallen waren – Details an ihm, die niemand sonst aufgefallen wären, doch es bedeutete mir unheimlich viel, all diese kleinen,

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