Change
der Schule erschien, war es um Mike geschehen. Er erkannte sofort, dass dieses klobige Ungetüm von Sehhilfe Aidens Schönheit verborgen hatte und diese nun in einem Licht erstrahlen konnte, dass Mike gefangen nahm. Mike begann Dinge in Betracht zu ziehen, über die er vermutlich nie nachgedacht hätte, wenn es nicht mich und mein Werk geben würde.
Ich hatte ihm diese Fixierung in den Kopf gesetzt. Doch nun bereute ich diese Handlung. Es war wohl doch richtig, da ss man sich aus der Sphäre der Menschen so gut es ging heraushalten sollte. Es war besser, die Menschen in dem Glauben zu lassen, dass sie ihr Glück selbst fanden, denn sie selbst bemerkten nicht wie sie durch den Einfluss höherer Mächte gesteuert wurden. Aber ich bemerkte es und erkannte nun den Sinn dahinter sich eigentlich aus dieser Sache herauszuhalten. Diese Einsicht allerdings kam zu spät, nun hatte ich diesen Weg beschritten, nun musste ich ihn auch gehen, das bittere Getränk bis zur Neige leer trinken.
Also folgte ich dem Weg, beobachtete aus der Entfernung Aidens Einknicken und Mikes Zweifel, beobachtete aus der Ferne, wie mein Plan gar nicht so aussah, als wolle er funktionieren.
Aiden hatte sich komplett auf sein Konzert fokussiert, nahm gar nichts anderes mehr war. Auch Mike erreichte die Information, das Aiden mit seiner Band ‚Darker than Dust’ einen Auftritt haben würde und er beschloss spontan, hinzugehen. Einerseits war er daran interessiert, so viele Livebands wie nur möglich zu sehen, um Erfahrungen zu sammeln, da er selbst davon träumte, einmal auf den Bühnen der Welt zu stehen und die Menschen mit seiner Musik zu begeistern. Andererseits wollte er unbedingt wissen, wie Aiden singen konnte.
Und Mike sollte nicht enttäuscht werden von der Stimme des grazilen, unscheinbaren Jungen, der auf der Bühne stand und so weit weg war von allen Problemen und Ärgernissen der realen Welt. Er ging komplett in seinem Gesang, seiner Performance auf, war ein anderer Mensch. Diese Energie, die er versprühte, sie erreichte auch den zuschauenden Mike.
Diese Songs berührten seine Seele. Mit geschlossenen Augen zuhörend und auf die Texte konzentriert, wurde Mike gefangen genommen von Aidens emotionaler, reiner Stimme. So viel Kraft legte Aiden in seine so seidenweiche Stimme, selbst als er vor Wut schrie, behielt sie ihren speziellen Klang. Es war nicht weiter verwunderlich, dass Mike das beeindruckte.
Als Mike schließlich wie verzaubert Aiden das erste Mal richtig ins Auge fasste, war er wie erstarrt, konnte er doch nicht glauben, wie sehr sich der abweisende Junge verändert hatte. Ich konnte ihn verstehen. Ich hatte mich auch gewundert.
Aidens Gestalt vorn auf der Bühne lief wie wild hin und her, er sprühte geradezu vor einer Menge an Energie. Energie, die er an die Zusehenden abgab.
Auch an Mike. Und diese Energie lösten ihn ihm einen Willen aus, etwas zu tun. Etwas Besonderes. Getrieben von Aidens ergreifender und emotionaler Stimme fasste Mike einen Entschluss, der ihn zu einer waghalsigen Aktion trieb.
Im Nachhinein konnte ich nicht sagen, ob ich diese Entwicklung einkalkuliert hatte. Eigentlich hätte ich sie erahnen können, denn Mikes Gedanken hatten sein Vorhaben entlarvt. Schon allein die Tatsache, welche Gedankenspiele er sich erlaubte und sie zu Anfang noch verwarf und sie sich verbot, sie später aber erlaubte und ihnen geradezu frönte.
Für seine Spontanaktion machte Mike vorerst seine Begeisterung für Aidens anbetungswürdige Stimme verantwortlich, doch eigentlich steckte mehr dahinter. Viel mehr. Und ich war der Grund für dieses ‚Viel mehr’.
Aber ich wollte immer noch nicht eingreifen. Wollte erst einmal sehen, wohin Mikes Entschluss ihn bringen würde. Wusste er, was er da tat?
Ich spürte sein Vorhaben und konnte nicht genau sagen, ob ich dies wirklich geschehen lassen sollte, trotz meines Vorsatzes. Was würde geschehen, wenn ich die beiden frei walten lassen würde? Würde Aiden nicht nur einen Freund gewinnen sondern noch viel mehr? Doch würde er sich überhaupt darauf einlassen können?
Ich wusste es nicht, doch vielleicht sollte ich die beiden ihr Werk machen lassen. Vielleicht passten sie nicht nur als Freunde sehr gut zusammen. Vielleicht war dies die Chance ihres Lebens?
Und vielleicht würde dieser aus dem Ruder gelaufene Plan Aiden mehr nützen als mein ursprünglich vorgesehener?
9. Kapitel
September 1993 - Aiden
In meinem Leben gab es nur eine Sache, für
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