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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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ich bin Mike. Habe gerade euren Auftritt gesehen.“, vor. Mein Herz begann, wie wild zu schlagen. Er war also hier gewesen und hatte uns zugesehen. Mir zugesehen. Wie es ihm wohl gefallen hatte?
    Ein normaler Mensch wäre jetzt vielleicht zurückgegangen und hätte Mike genau das gefragt, doch ich war kein normaler Mensch. Ich war Aiden, Freak vom Dienst und gerade auf dem besten Weg in einen Zusammenbruch. Ich war wirklich erbärmlich. Nichts wie weg hier. Wenn Mike mich so sah - ich wagte kaum, mir das auszumalen.
    Das Gespräch hinter mir wurde vom Lärm der Menge, die die neue Band anfeuerte, verschluckt, und mit der Zeit verschwand auch dieses Geräusch ganz. Ich schritt weiter aus, um Abstand zwischen mich und Mike zu bringen, spurtete die Straßen entlang, den Blick immer wieder nach links und rechts umwendend. In Situationen wie diesen kam wieder meine Paranoia hoch, die hinter jeder Ecke jemanden vermutete, der mich ausrauben oder Schlimmeres wollte. Zum Glück kannte ich die Stadt, sodass ich mich auch ohne Brille zu Recht fand.
    Schließlich machte ich Halt, da mir das Herz in der Brust dröhnte und mein Atem schnell und flach ging, mein unterernährter, geschundener Körper, der sich heute bereits vollends verausgabt hatte, schrie nach Ruhe und streikte, sodass ich langsamer lief, mich letztendlich aber dann doch auf eine Mauer setzte, die im Schatten den Blick auf mich verbarg. Ein lausiges Versteck, denn auf den zweiten Blick würde man mich doch wahrnehmen, aber ich redete mir ein, keinen Grund dafür zu haben, mich verstecken zu müssen. Es war kaum noch jemand unterwegs, vor allem niemand, den ich kannte.
    Ich bemühte mich, meinen hastenden Atem unter Kontrolle zu bringen, schaffte es aber nicht wirklich, die Geschwindigkeit meines Herzschlags zu drosseln. Warum schlug es nur so schnell? Beinahe vernahm ich die herannahenden Schritte nicht, weil mein Herz so laut und intensiv schlug. Doch dann drangen die Schritte an meine Ohren und ich strengte meine Augen an, um zu erkennen, wer da so rasch an mir vorbeilief, dann ruckartig stoppte und mir den Kopf zuwandte.
    Meine schlechten Augen konnten die Person nur mit Mühe und Not erkennen, doch anhand seiner Klamotten hatte ich ihn schon längst identifiziert. Hatte ich insgeheim auf ihn gehofft? Zumindest hatte ich mir gewünscht, dass Mike mich ansprechen würde. Tief in mir vergraben und überhaupt nicht nachvollziehbar war dieser Wunsch entstanden, sodass sich nun Erleichterung in mir breit machte darüber, dass er es war und niemand anderes. Man konnte es kaum glauben, aber ein winziger Teil von mir freute sich sogar über seinen Anblick. Warum auch immer. Ich verstand mich selbst nicht mehr.
    Vermutlich hatte Mike - sofern er mich wirklich gesucht hatte - mich erst beim Vorbeilaufen aus den Augenwinkel gesehen, da ich hier etwas Abseits und im Schatten saß. Er hatte sofort gestoppt und sich mir zugewandt, vielleicht um sicherzugehen, dass ich das auch wirklich war. Oder er hatte jemand anderen gesucht, was ja auch hätte sein können. Es war sogar logischer, warum sollte Mike mir hinterher rennen? Im Nachhinein betrachtet war es unrealistisch. Dennoch hoffte ein kleiner Teil von mir, das er meinetwegen hier war. Dieser Teil ließ auch mein Herz wie wild klopfen. Was war nur mit mir los?
    Mike trat ein paar Schritte näher heran und begrüßte mich mit „Hi, Aiden!“. Beim Klang seiner warmen, beruhigenden Stimme fühlte ich mich gleich wohl und wünschte, er würde weiter sprechen. Diese Stimme besiegte mein Misstrauen für kurze Zeit und ich rutschte von der niedrigen Mauer runter und trat ins Licht der Straßenlampe. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich ihn, stellte jedoch fest, dass ich wohl doch meine Brille aufsetzen müsste, da ich so überhaupt nichts sah und nestelte sie nebenbei aus meiner Hosentasche, um sie mir auf die Nase zu setzen.
    Doch kaum schälten sich Mikes Umrisse aus dem schleierhaften Nebel, da kam es mir wieder ins Bewusstsein, was ich ihm bei unserer letzten Begegnung an den Kopf geworfen hatte. Ich war nicht nett gewesen. Vielleicht … vielleicht hatte Mike die Zeit abwarten wollen, bis er mit mir allein war, um sich zu rächen?
    Misstrauisch trat ich näher heran, der kühle Schein des Lichts der Straßenlampe ummantelte mich. Im Zwielicht spürte ich Mikes Blick auf mir, wie er an mir hinauf und hinab strich, mir war plötzlich kalt, da ich die eisige Nachtluft wahrnahm. Ich verschränkte die Arme und

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