Change
Gefühle bemerkte, gebot ich mir selbst Einhalt. Meine ohnehin durcheinander geratenen Gedanken wurden noch chaotischer. Innerlich fluchte ich. Was zur Hölle würde das wohl werden? Spann ich mir jetzt etwas zusammen, oder waren das die Nachwirkungen des seltsamen Traumes, der mich dazu bringen wollte, Mike aus einem anderen Blickwinkel zu sehen? Vermutlich eher Letzteres.
Ich sah, wie sich Mikes Hand ruckartig zurück bewegte, beinahe hatte sie mein unter der Decke verborgenes Knie berührt. Da mir das Gesehene noch mehr Rätsel aufgab, beschloss ich, es fürs Erste zu ignorieren. Von all dem Nachdenken müsste mir bald der Kopf platzen, wenn das in dem Stile weitergehen würde.
Tief durchatmend stand ich langsam auf und belastete meine wackeligen Beine; Mikes Augen verfolgten mich, was sich ungewohnt anfühlte. Nicht bedrohlich, sondern genau genommen war es sogar auf eine Art und Weise elektrisierend. Sein sauberer Geruch schlug mir entgegen, stärker als jemals zuvor nahm ich wahr, wie gut der Duft seines Duschgels zu ihm passte. Unauffällig sog ich ihn tief in meine Nase, prägte ihn mir ein.
Und ein weiteres Mal beschloss ich, dem Traum nicht zu erlauben, mich zu beeinflussen, was er bereits tat. Langsam zweifelte ich wirklich an meinem Verstand. Hatte ich mich sämtlicher Logik entledigt?
Würde mich nicht wundern; ich hatte schon öfters totalen Mist gebaut, weil ich nicht nachgedacht hatte, oder weil mein Gehirn durch die Wirkung von Drogen leicht eingeschränkt wurde. Doch was traf jetzt auf mich zu? War ich so durcheinander wegen eines Traumes? Es war nur ein Hirngespinst, redete ich mir mühselig ein.
„Danke der Nachfrage, mir geht’s so.“, gab ich endlich Auskunft. Mike hatte sich derweilen aufgerichtet und sah mich nun wieder auf Augenhöhe an. Na ja, fast auf Augenhöhe, denn ich war etwas kleiner als er, ebenso dünner und schmächtiger, während bei Mike alles passte.
„Hmm … was hältst du davon, duschen zu gehen und dann einen Abstecher zu einem Arzt zu machen?“, schlug er mir vor. Überrumpelt blinzelte ich ihn an. Er hatte mich auf dem falschen Fuß erwischt. Seinen Vorschlag hielt ich für eine ganz schlechte Idee. Ich wollte und brauchte nicht zum Arzt. Außerdem hatte ich Angst davor.
Ja, ich gab es ehrlich zu. Ich, Aiden Jones, Schlappschwanz und Memme, hatte Angst. Angst, dass der Arzt merken würde, dass ich regelmäßig Drogen nahm. Und Angst davor, dass er bei mir irgendeine Krankheit feststellen würde, die mich ins Krankenhaus bringen würde. Ich wollte auf keinen Fall dorthin.
„Duschen: okay. Aber was soll ich anziehen? Meine Klamotten sind ja etwas dreckig.“, wandte ich ein, eine Pause zwischen den letzten beiden Worten machend, um meine Untertreibung zu betonen. Doch Mike hatte schon eine Lösung parat.
„Das ist kein Problem, ich habe dir ein paar meiner Sachen hingelegt, die sind vielleicht etwas zu groß, aber besser als gar nichts.“
Bildete ich es mir nur ein oder grinste er bei den letzten Worten? Ich wollte sein Angebot eigentlich am liebsten ausschlagen, da ich mich unwohl in meiner Haut fühlte, von Mike, einem Unbekannten, so etwas zu fordern. Warum tat er das nur?
„Also, das muss nicht sein, weißt du“, fing ich an, wurde aber sofort von ihm unterbrochen.
„Aber ich bestehe darauf. Und ich werde mich durchsetzen, das weißt du. Und deshalb wirst du auch anschließend zum Arzt fahren“
„Oh nein, das werde ich nicht.“ Diesmal unterbrach ich den vor mir stehenden Jungen und versuchte, Autorität in meine Stimme zu legen. Was mir natürlich jämmerlich misslang, bei Mike hinterließ ich keinen Eindruck.
„Aiden! Das ist doch nur zu deinem Besten und meiner Beruhigung. Lass einen Arzt über deine Verletzung gucken, und wenn alles in Ordnung ist, kannst du meinetwegen tun und lassen, was du willst. Dann werde ich nichts mehr von dir verlangen. Aber bitte, geh erst mal zum Arzt.“
Leicht benommen von seiner Antwort nickte ich zustimmend. Wie schaffte der es nur, mich so schnell zu überreden? Fuck, noch mal durfte mir das nicht passieren. Das nächste Mal musste ich besser aufpassen! Träumen konnte ich nachts, was ich ja auch zur Genüge ausnutzte. Ein grimmiges Lächeln huschte bei diesen Gedanken über mein Gesicht, verschwand sogleich auch wieder.
„Na gut, dann geh erst mal duschen, ich mach dir derweil was zum Essen. Und spar dir das: ‚Nicht nötig’; ich mach’s trotzdem.“, fügte Mike noch an, als er sah, wie ich etwas
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