Change
erwidern wollte. Er hatte mich ganz richtig eingeschätzt, denn genau das hatte ich sagen wollen. Sprachlos konnte ich mich nur wieder wundern, warum er das tat und warum ich drauf und dran war, ihm Folge zu leisten. Wo war mein Misstrauen? Hatte mich der Traum innerlich so beeinflusst? Wann würde mir das auf die Füße fallen?
Leise grummelnd verschwand ich in dem Bad, um mich zu duschen und um zumindest für ein paar Minuten alleine zu sein und meine Gedanken zu ordnen.
14. Kapitel
September 1993 - Aiden
Die Dusche wirkte wahre Wunder, auch wenn ich mich unwohl fühlte, Mike so auszunutzen. Doch nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte, gab mir das zumindest ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Das an meinem Körper herab laufende, warme Wasser verbesserte meine Stimmung um einiges, und als ich dann in Mikes Sachen schlüpfte, die mir tatsächlich zu groß waren, und das Waschmittel roch, ertappte ich mich dabei, wie ich den Geruch inhalierte und genoss. Sofort stoppte ich mich und marschierte aus dem Bad, die Schmerzen, die mich bei den Bewegungen durchzuckten, ignorierend. Das warme Wasser hatte sie etwas lindern können, sodass sie erträglicher waren.
Gleichzeitig stieg meine Nervosität an. In meinem Körper machte sich die Aufregung breit und das Adrenalin pulsierte durch meine Adern. Meine Handgelenke kribbelten nach wie vor, was langsam lästig wurde, zumal mein Herz viel zu schnell schlug. Ich versuchte mich wieder runterzufahren, indem ich tief durchatmete, doch mein Körper ließ sich nicht mehr beruhigen. Diese mir unverständliche und äußerst belastende Reaktion verfluchend, suchte ich nach Mike.
Ich fand ihn in der freundlich wirkenden und hell gestrichenen Küche, wo er gerade vor der Kaffeemaschine stand und sie bediente. Zu meinem Glück hatte ich ihn hantieren gehört und war dem Geräusch gefolgt. Es war befremdlich, in einem unbekannten Haus umherzulaufen.
Nochmals durchatmend versuchte ich meine Nervosität auf einen erträglichen Level zu bringen und meinte dann heiser zu ihm: „Danke für die Klamotten. Die passen ganz gut. Aber du brauchst für mich nichts zu machen, das ist nicht nötig.“
Als der Schwarzhaarige meine Stimme vernahm, drehte er sich um und musterte mich kurz, bevor er antwortete.
„Schön. Aber weißt du was? Ich mache das gern für dich. Und du siehst echt gut aus in den Klamotten, stehen dir!“ Er schluckte nervös, bevor er sich wieder der Kaffeemaschine widmete und mich mit diesem Kommentar nervös und verwirrt - wie schon so oft - stehen ließ.
Warum zur Hölle sagte er so etwas? Was war das - ein Kompliment? Ja, das muss es wohl gewesen sein. Noch nie hatte jemand meines Alters etwas Vergleichbares zu mir gesagt, sodass mein bisher schlafendes Misstrauen geweckt wurde. Wollte Mike mich nur verarschen, oder machte er sich über mich lustig? Irgendwie erschien er mir nicht wie jemand, der sich ständig auf Kosten anderer amüsierte und sie verarschte. War es also ernst gemeint? Doch warum, warum nur bekam ich von Mike immer solche seltsamen Kommentare, Andeutungen, Gesten mir gegenüber? Was verdammt bedeuteten sie?
Ich wurde aus ihm nicht schlau. Ich verstand seine Beweggründe nicht. Er war so anders als jeder andere Schüler in meiner Schule, ja anders als alle Menschen, die ich bis jetzt kannte. Ich würde so viel dafür geben, seine Gedanken lesen und ihn verstehen zu können. Doch vielleicht wollte ich das auch gar nicht wissen?
„Für mich nur einen Kaffee. Ich esse zum Frühstück sowieso nie etwas.“
Mike drehte sich erneut zu mir um und ein leichtes Grinsen wanderte in sein Gesicht, das ihn förmlich strahlen ließ. Warum fiel mir das nur auf? Und das, wo ich aufgrund des Verlustes meiner Brille etwas eingeschränkt war, was meinen Sehsinn anging. Die einzige Erklärung: Ich wurde verrückt und hatte meine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle.
„Gut. Ich habe die Kaffeemaschine sogar zum Funktionieren gebracht, nach langem Kampf.“, feixte er, versteckte den Witz nicht. Auf seine Bemerkung reagierte ich etwas verzögert mit hochgezogenen Augenbrauen. Doch dann konnte ich das kaum zu bemerkende Grinsen nicht zurückhalten. Schnell wendete ich mich ab, biss mir auf die Lippe. Warum tat ich mich so schwer darin, ihm ein Lächeln zu schenken? Warum fühlte ich mich, als hätte ich einen Fehler begangen, als Mikes Lächeln erlosch und er mir wortlos eine Tasse in die Hand drückte?
Unangenehmes Schweigen herrschte,
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