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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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Zweifel und dein Misstrauen stehen dir im Weg.“, sprach der Mikes Aussehen und Stimme tragende Mensch verworren. Das gedankliche Chaos musste mir ins Gesicht geschrieben stehen, doch eine genauere Erklärung bekam ich nicht.
    „Dieser Mensch, dem zu vertrauen du dich so standhaft weigerst, weil du ihn nicht durchschauen kannst und willst, und ihn so immerfort als Gefahr einordnen willst, ist deine Chance. Wenn du dich dazu überwinden würdest, ihm eine Chance seinerseits zu geben, dir seine Freundschaft zu zeigen, dann wärest du nicht länger der von allen in den Dreck getretene, misshandelte Außenseiter. Du wärest für diesen einen Menschen viel mehr als das. Doch wie viel genau, das liegt an dir und deinem Verhalten.“, setzte er mitnichten auch nur etwas verständlicher fort. Ich musste mich anstrengen, seinen Worten zu folgen. Nur eines wurde mir zwischen all den langen Sätzen, vollgefüllt mit bedeutungsschwangeren Worten, klar: Dieses Wesen, das aussah wie Mike sprach auch von selbigem. Das konnte wahrlich kein Zufall sein. Und wie um meine vagen Ansätze zur Entschlüsselung seiner Ansprache zu bestätigen, sah er mir fest in die Augen, warmes Braun lud dazu ein, sich darin zu verlieren, und flüsterte mir mit verringerter Lautstärke doch erhöhter Intensität zu.
    „Bitte! Vertraue Michael. Er hat dein Misstrauen nicht verdient.“
    Seine beruhigende Stimme fesselte mich, hielt mich an einem warmen Ort fest, an dem ich die Worte glauben und mich danach richten wollte. Es klang leicht makaber, das Mikes Gesicht tragende Geschöpf über ihn reden zu hören. Doch just in diesem schnell endenden Moment vertraute ich darauf, dass es die Wahrheit war, die ich da hörte. Es konnte sich so angenehm anfühlen, einfach nur zu glauben und zu vertrauen. Ich wollte es ja. Und an diesem Ort, wo nichts existierte außer mir und Mike, da klang es recht einfach, ihm zu trauen. Hier, wo mich nichts an meine Qualen, Schmerzen, Erniedrigungen erinnerte - wo ich sicher war. Doch kein Traum konnte ewig währen - auch dieser nicht.
     
    Es war ein harter Sturz, wieder in der Realität zu landen. Schmerzend. Ernüchternd. Mein Kopf brummte und schmerzte, der Arm und noch einige andere Stellen meines fürchterlich zerschundenen und angeschlagenen Körpers brannten, als ich die zusammenklebenden Augen aufriss und nicht viel erkennen konnte außer hellem Licht um mich herum. Trotz der verschwommenen Sicht registrierte ich immerhin, dass dies hier nicht mein Zimmer war und ich auf dem rauen Polster eines Sofas lag, vor mir ein dunkel gekleideter Mensch stehend, der sich scharf vom hellen Hintergrund der weißen Wand abhob.
    Langsam drehte ich mich stöhnend auf den Rücken, meine Hand schirmte das schmerzhaft helle Morgenlicht von meinen ans Dunkel gewöhnten Augen ab. Ich fühlte mich mies. Total verschwitzt wie ich war, spürte ich unangenehm, wie mir mein Körpergeruch in die Nase stieg. Schlimm genug, dass mir der gestrige katastrophale Nachmittag und Abend sofort wieder ins Gedächtnis gekommen waren und somit auch die Tatsache, dass ich mich mal wieder zu einem Vollidioten gemacht hatte, so schien mein Körper auch nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht auf dem Sofa eines nach wie vor für mich Fremden immer noch in bescheidener Verfassung zu sein.
    Als ich versuchte, etwas zu sagen, kam nur ein raues Zischen über meine leicht pochenden Lippen, da mein Hals so trocken war, dass es sich anfühlte, als habe ich Halsschmerzen. Leider hatte ich meine Brille nicht auf, sodass ich nichts außer ein paar verschwommenen Umrissen von der Person, die vor mir stand, sah. Doch da ich hier erwacht war, wusste ich, dass es wohl nur Mike sein konnte, der mich gestern bis hierher zu sich nach Hause geschleppt hatte. Warum hatte ich bloß nachgegeben? Jetzt fühlte ich mich in unmöglich zu beschreibender Intensität fehl am Platze.
    Vorsichtig blinzelte ich, um ihn besser zu erkennen. Von den von der Sonne erleuchteten Wänden hob sich Mike als dunkle Silhouette mit schwarzen, zu Berge stehenden Haaren stark ab. Er stand in einiger Entfernung zu mir an der Wand und beobachtete mich allem Anschein nach.
    Ich konnte mich nicht lange an der glücklichen Position erfreuen, aus der ich Mike einfach nur beobachten konnte und im Hinterkopf den Traum Revue passieren ließ. Der andere stieß sich schließlich von der weißen Wand ab und kam langsam auf mich zu; währenddessen begrüßte er mich mit einem: „Morgen, Aiden. Wie geht’s

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