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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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während ich versuchte, nicht Mikes Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen und möglichst unauffällig meinen Kaffee zu trinken. Weder ich, noch mein Gegenüber versuchten ein Gespräch in Gang zu bringen. Ohne Brille machte es sich zwar nicht so gut, aber ich beobachtete die ganze Zeit über Mike - und überlegte, was er wohl denken könnte; versuchte seine Handlungsweise zu verstehen. Auch er schien in Gedanken versunken zu sein - sein Gesichtsausdruck war grüblerisch.
    Hingerissen lauschte ich seinen leisen, regelmäßigen Atemzügen, konzentrierte mich ganz auf dieses Geräusch. Es klang lebendig und beruhigend zugleich. Sofern das funktionieren konnte, verlor ich mich in diesen gleichmäßigen ruhigen Atemzügen von Mike. Der bemerkte dies anscheinend nicht, denn über was auch immer er nachdachte - es schien ihn sehr zu fesseln. Ab und zu furchte sich seine Stirn, nur um sich später wieder zu glätten. Es war faszinierend zu betrachten, sodass ich fast schon enttäuscht war, als Mike sich erhob, unsere Tassen wegstellte und sich einen Autoschlüssel greifend zu mir umwandte.
    „Komm Aiden, ich fahre dich ins Krankenhaus. In der Notaufnahme kümmern sie sich um dich und du bist im Nu dran und auch wieder im Nu raus.“, schlug er mir mit milder, warmer Stimme vor, die besser als alles andere meine Zweifel zerschlagen hätte, wenn sie mich nicht wieder an meinen Traum erinnert hätte und die Tatsache, dass ich ihm zwar trauen wollte, es mir aber verbot.
    Zweifelnd sah ich ihn an. Ich wollte nicht ins Krankenhaus. Ganz und gar nicht. Hatte ich meinen Standpunkt nicht klar genug vertreten? Doch vermutlich blieb mir keine andere Wahl, denn Mike sah sehr bestimmend aus. Und eigentlich hatte ich mich ja schon breit schlagen lassen, also musste ich diesmal die Zähne zusammen beißen.
    Ein Stoßgebet zum Himmel schickend, nickte ich und folgte dem Schwarzhaarigen zu seinem Auto - vielleicht war es auch das Auto seiner Eltern, das wusste ich nicht und den Fahrer dieses alten Chevrolets zu fragen - nämlich Mike - traute ich mich nicht. Dazu war dieses Problem auch zu unwichtig - viel wichtiger war die Frage: Wie sollte es weitergehen? Sollte ich dem verflucht netten Schwarzhaarigen eine Chance geben und ihm endlich ein bisschen Vertrauen entgegenbringen? Oder sollte ich mich, sobald es möglich war, aus dem Staub machen und ihm dann aus dem Weg gehen, so gut ich konnte?
    Doch als Mike mir die Beifahrertür aufhielt und mich mit einer Handbewegung zum Einsteigen aufforderte, kam mir das so unrealistisch zuvorkommend - fast schon verrückt - vor, gleichzeitig bestärkte es mich in meinem Eindruck von Mikes besonderer Freundlichkeit mir gegenüber, weshalb ich spontan beschloss, ihm erst einmal mein Vertrauen zu schenken. Zwar stand da noch immer diese eine merkwürdige Situation zwischen uns, doch das verdrängte ich erst einmal und konzentrierte mich auf das hier und jetzt.
    Bislang hatte ich so wenig wie möglich geredet, doch nun musste ich wohl oder übel etwas sagen, sonst würde Mike von mir denken, dass ich ein Freak war, wenn ich immer schwieg. Vielleicht dachte er das auch schon, doch diese nicht schmeichelnden Gedanken musste ich nicht unbedingt bekräftigen.
    Zugegeben gezwungenermaßen wollte ich das Schweigen brechen und hatte mir eine Frage überlegt, während Mike den alten Chevy, den er fuhr, ruhig durch den morgendlichen Verkehr lenkte– da fing er plötzlich selber an zu reden.
    „Hör mal, Aiden ... wegen diesem Freitagabend ... ich wollte mich noch mal entschuldigen für meine Aktion ... ich weiß auch nicht, was in mich gefahren war … es ist mir alles ein wenig entglitten ... also das tut mir Leid.“, druckste er herum.
    „Ist schon gut, ich hab’s schon vergessen.“, antwortete ich leise. Ich wollte nicht darüber reden, es war mir so unangenehm.
    „Es tut mir wirklich leid ... ich wollte das alles nicht. Du hast wirklich gut gesungen an dem Abend. Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Aber deine Stimme hat mich echt umgehauen.“, meinte Mike zu mir, lächelte.
    „Danke.“, gab ich trocken zurück. Verdammt, ich mochte keine Komplimente, da ich nie wusste, ob sie ernst gemeint waren. Und ich hatte das Gefühl, Mike überschüttete mich nur so damit. Ich bemühte mich, von dem heiklen Thema weg zu kommen, indem ich meine vor wenigen Minuten schon zurechtgelegte Frage stellte.
    „Sind deine Eltern nicht da oder lebst du schon allein?“ Der Angesprochene sah mich kurz an, bevor er sich wieder

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