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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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gefahren, heimgesucht hatte, soweit erholt hatte, dass ich wieder schlafen konnte. Trotzdem war ich froh, als Mike am Nachmittag vor mir gestanden hatte und ich seine Hand ergreifen und die Wärme spüren konnte, ohne dass er davon lief. Ich hatte es nicht zugeben wollen, doch ich hatte tatsächlich Angst empfunden – irrationaler Weise. Es gab keinen Grund dafür. Bloß wegen einem Traum, den ich vielleicht unter der Nachwirkung des Kokains geträumt hatte, sich davor zu fürchten, dass Mike mich verlassen würde, war schwachsinnig. Doch mein Kopf konnte dieses Thema nicht vergessen
     
    Der Dunkelheit um mich herum zu schließen, war es Nacht. Der alte, unaufgeräumte Schreibtisch, auf dem sich meine Zettel und Notizen stapelten, erinnerte mich an etwas Vertrautes - dann erkannte ich mein Zimmer.
    Doch etwas war anders. Eine flackernde Kerze schien die einzige Lichtquelle zu sein, durch den Luftzug des geöffneten Fensters tanzten die Schatten einen unheimlichen Reigen, verbargen und entblößten abwechselnd die Gegenstände um mich herum. Mein suchender Blick huschte umher, überprüfte mögliche Gefahrenquellen.
    Ich blieb an einer Ecke hängen, ein ungewohnter Schatten erregte meine Aufmerksamkeit. Plötzlich schälten sich bekannte Formen aus dem undurchdringlichen Schwarz. Kopf und Oberkörper eines schwarzhaarigen Jungen materialisierten sich vor mir, der Rest blieb weiter im Schatten verborgen.
    Mike. Seine Augen fixierten mich, ich fühlte den Blick auf mir ruhen, doch es störte mich nicht. Ich empfand es sogar als angenehm, nicht allein hier zu sein. Angst hatte ich nicht vor dem schwarzhaarigen Jungen. Doch trotzdem trat jetzt ein Teil von mir in Aktion, der unabhängig von meinen Empfindungen den anderen fort stoßen wollte.
    „Du hast hier nichts verloren.“, hörte ich mich sprechen, nüchtern, von eiskalter Logik durchdrungen. Entsetzt starrte ich Mike an, wollte mein Gesagtes sofort revidieren, doch ich konnte es nicht - mein Mund war wie zugenäht, meine Gedanken wie festgefroren. So wie ich mich innerlich fühlte - von Eis, spitz wie ein Messer durchstochen, gefroren, unfähig, mich zu bewegen - so veränderte sich auch Mikes Gesichtsausdruck.
    Eben noch hatte ich die Andeutung eines seichten Lächelns erkennen können, nun lag Ernsthaftigkeit wie eine Maske über seinen schönen Gesichtszügen. Unsicherheit flackerte in seinen Augen auf, gefolgt von Schmerz. Er schwieg, als er sich umdrehte und den Schatten umarmend wieder in jenem verschwand. Zurück blieb ich, die Einsamkeit war fast greifbar, wie ein dichter Nebel umwölkte sie mich, brannte in meinen Augen. Vielleicht waren es auch die Tränen, die mir über die Wangen rannen, unterdessen ich Mike erstickt hinterher flüsterte: „Halt. Komm zurück. Ich wollte das nicht!“
    Mit einem letzten, aufbäumenden Flackern verlosch die Kerze. Ich blieb allein zurück in der Dunkelheit.
     
    Manche Träume kehrten wieder. Die Situation in meinem Zimmer musste ich mehrfach erleben, und immer unterschied sich der Traum in winzigen Details vom vorangegangenen. Mikes Klamotten veränderten sich, zu mancher Nacht lag anstelle der Kerze eine Taschenlampe auf dem Schreibtisch. Doch immer endete der Nachtmahr damit, dass Mike von mir fortgeschickt wurde und ich reuend in meinem Zimmer saß - allein im Dunkeln.
    Tagsüber hatte ich zwar alles wieder vergessen, wenn ich in die freundlichen Augen des schwarzhaarigen Jungen blickte, doch das Grauen kam des Nachts. Ich redete mir noch immer ein, es wäre Schuld der Drogen, doch ich musste mir auch eingestehen, dass Mike sich nicht aus meinem Kopf vertreiben ließ.
     
    Eine Berührung rief meine sich im diffusen Nebel herumtreibende Aufmerksamkeit. Der angenehme Kontakt warmer Haut an meinem Körper entlockte mir ein Seufzen. Träge schwebte eine Hand über meinen Bauch, streichelte und erkundete die kaum angedeuteten Muskeln und deutlich spürbaren Knochen.
    „Endlich.“, murmelte eine schläfrige Stimme an meinem Ohr, warm, mich durchdringend. Weiche Lippen liebkosten meine Wange und weckten in mir den Drang, mich näher an den Jungen zu kuscheln, der neben mir lag - näher an Mike.
    Doch wie immer in einer solchen Situation dauerte es nicht lange, bis das Begreifen die subjektiv angenehmen Gefühle weggewischt hatte - ich begriff, was ich hier tat. Ich lag nackt neben Mike, der im Übrigen auch nichts mehr anhatte. Nur eine Bettdecke verbarg den Blick auf meinen an den schwarzhaarigen Jungen gekuschelten

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