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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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machen – ich war hilflos. Es half nichts, dass ich eigentlich die Erinnerungen vergessen wollte und mich unter Druck setzte.
    Doch ich konnte allzu viel Nähe immer noch nicht so gut ertragen, ich hatte ein Trauma behalten von dieser - mir wollte das Wort nicht über die Lippen und auch in Gedanken fiel es mir schwer, es zu formulieren.
    Zusätzlich wollte ich just in diesem Moment keinen Gedanken daran verschwenden. Ich begrüßte das jetzige Gefühl von Leere in meinem Kopf.
    Und als nach dem Duschen auch das unangenehme Pochen abflaute, fühlte ich mich richtig gut. Ich vermisste die Erinnerungen an gestern gar nicht so sehr, trotzdem hätte ich gerne gewusst, ob ich mich nachher entschuldigen würde müssen. Doch solange meine inneren Dämonen schwiegen, sollte ich wenigstens ein vernünftiges Gespräch zustande bringen.

20. Kapitel
     
     
    März 1994 - Aiden
     
     
    Einen Song summend lief ich in die Küche der Ishidas, in der ich Mike vorfand – gegen den Türrahmen gelehnt, jetzt jedoch ohne Brille. Er drehte sich zu mir um, seine Hände steckten in den Hosentaschen; kurz sah er mich an, nachdenklich die Stirn in Falten gelegt. Dann zog er eine Hand aus der großen Tasche der Baggy und bedeutete mir mit einer Handbewegung näher zu kommen. Ich ahnte bereits, worauf das hinauslaufen würde, als ich zu ihm trat. So wie Mike sich verhielt, würde das wohl eine Standpauke für mich geben.
    Doch er tat etwas für mich Unerwartetes, indem er einen Arm hob, mit der Hand meine Wange streichelte und dann, als ich nicht zurückwich, seine Lippen auf meine setzte. Ich fühlte mich etwas überrumpelt von seiner Initiative, genoss es aber.
    Meine Lippen hatten schon fast vergessen, wie es sich anfühlte, Mikes hungrige Lippen auf sich zu spüren. Der letzte Kuss lag zu weit zurück. Leise seufzte ich, lehnte mich in Mikes halbe Umarmung und erwiderte den Kuss. Als Mike sich dann widerstrebend von mir löste, konnte ich dem Drang nicht widerstehen, mir über die Unterlippe zu lecken.
    Mikes Blick nach zu urteilen fand er diese Reaktion von mir auf ihn erregend, denn ich konnte fast sehen, wie in seinen Augen Flammen aufloderten und er sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, den Kuss fortzusetzen. Doch dieser Augenblick verging, Mike brachte sich wieder unter Kontrolle und blickte mich ernst an.
    „Geht’s dir wieder einigermaßen?“, fragte er, mich aufmerksam taxierend.
    Ich nickte. Da ich keine Ahnung hatte, was nun kommen würde, wartete ich einfach ab, bis mein Gegenüber weiterredete.
    „Kannst du dich an gestern Nacht erinnern?“ Zweifel schwang in der warmen Stimme des Schwarzhaarigen mit; fast so, als kenne er die Antwort bereits, hoffte aber dennoch auf ein Wunder.
    „Ja – nicht so richtig. Irgendwie ist alles ein bisschen durcheinander. Also ich weiß nur noch, dass ich mit dir telefoniert hab, aber nicht mehr was. Und danach – hast du mich wohl irgendwie gefunden.“, antwortete ich mit einem unsicheren Zittern in der Stimme. Mikes Blick verdüsterte sich, als er das Gesagte vernahm. Und ich hatte Angst davor, gestern irgendwelchen Mist gebaut zu haben. Was, wenn ich etwas gesagt hatte, das ihn verletzt hatte? Jetzt verdammte ich die Tatsache, dass ich mich nicht mehr genau erinnern konnte.
    „Es tut mir Leid, was auch immer ich getan habe. Vergiss es einfach, ich war …“ Ja, was war ich eigentlich? High? Komplett zu? Wusste Mike, was der Grund für mein gestriges Verhalten war? Ich hatte es immer versucht, vor ihm geheim zu halten, doch ich bezweifelte, dass mir das gelungen war. Er musste einfach Bescheid wissen.
    Mike war nicht auf den Kopf gefallen, er war viel zu aufmerksam als dass ihm das entgangen sein konnte. Vermutlich hatte er aus dem Wenigen, was ich ihm offenbart hatte, viel herausgelesen.
    „Ja, ich weiß, dass du auf Drogen warst. Und ich wette, es tut dir nicht leid, sie genommen zu haben. Vielleicht tut es dir Leid, was du unter ihrem Einfluss gemacht hast oder nicht gemacht hast, aber dass du sie überhaupt nimmst - das bereust du nicht.“, beantwortete er meine indirekte Frage, sein Tonfall war anklagend und gleichzeitig auch enttäuscht. Ich schluckte nervös. Er wusste es also. Schon wieder hatte ich ihn unterschätzt. Verdammt! Mike würde für mich zu einem Teil immer unberechenbar bleiben - eine Tatsache, die ich zu oft verdrängte.
    Bei mir sorgten seine anklagenden Worte erst für Schock, dann stießen sie auf meine Verteidigungsmaßnahmen. Ich baute wieder die

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