Change
gälte es, Kriegsgeheimnisse zu wahren. Du vergisst, ich bin nicht dein Feind, Aiden. Ich war immer jemand, auf den du dich verlassen konntest. Doch du scheinst das nicht wahrzunehmen.“
„Das stimmt nicht…“, startete ich einen weiteren lahmen Versuch, verstummte von selbst wieder.
„Von wem weiß ich denn, wie schlecht es um dich steht, wenn du mir nie etwas erzählst? Gestern, was war das? Willst du dich umbringen? Warum? Sag es mir, sag es mir doch endlich! Ich werde sonst verrückt! Hab ich das wirklich verdient? So sprich doch mit mir – ich schweige dich doch auch nie so an. Warum kannst du mir nicht so vertrauen wie ich dir?“, konfrontierte er mich erneut mit dem Hauptproblem. Und erneut flüchtete ich mich hinter meine Mauern, verschanzte mich.
„Ich kann nicht! Nicht jetzt!“, erklang meine helle Stimme, zitterte leicht. Ich hatte das Gefühl, diesen einen Satz schon viel zu oft gesagt zu haben.
„Wann dann? Du sagst das immer! Immer stößt du mich weg, ich bin es leid!“, schrie er mich fast an. Seine Stimme entwickelte eine ungeheure Kraft, ohrenbetäubend schmetterte er mir seine Verzweiflung entgegen. Erschrocken drehte ich mich weg, nahm dann auch meine Stimme zusammen, um ihn meinerseits anzuschreien.
„Kannst du nicht akzeptieren, dass ich nicht anders kann? Du sagtest, du willst mich nicht unter Druck setzen aber du tust es doch…“ Ich stockte, blinzelte die Träne weg, die sich in meinem Auge gesammelt hatte. Mike seufzte, sackte in sich zusammen. Alle Spannung war weg, er sah nur noch endlos erschöpft und resigniert aus.
„Jetzt, in dieser Sekunde tue ich es – weil du mich fertig machst. Ich gehe hier noch kaputt. Und alles nur, weil du dir nicht helfen lässt.“, sprach er mit gedämpfter Stimme, sah ebenfalls zur Seite. Mir tat er plötzlich wieder Leid. Denn es war meine Schuld, dass er sich so quälte. Ich zerstörte ihn – ein irrationales Gefühl, hatte ich Mike doch immer als so stark angesehen.
„Was soll ich denn machen? Ich kann nicht…“, flüsterte ich hilflos, hob die Arme. Trat wieder einen Schritt auf Mike zu, bis er mir so nah stand, seine Lippen gekräuselt, als er kurz nachdachte und dann den Kopf schief gelegt antwortete: „Für den Anfang: Ich will, dass du mir etwas versprichst.
Seine Hand ergriff die meine und er heftete seinen Blick kurz darauf, fuhr mit dem Finger über das Stacheldrahttattoo und die darunter versteckte Narbe. Ich zuckte zusammen und verfluchte innerlich meine Reaktion. Wusste Mike, was diese Narbe bedeutete? Wusste er, wie ich zu ihr gekommen war? Oder hatte er sie nur durch Zufall entdeckt? Doch warum hatte er eben darüber gestrichen? Zufall? Ich glaubte irgendwie nicht daran. Nicht bei Mike. Er war immer so aufmerksam, dass ich vermutete, er wusste mehr über mich als mir lieb war.
„Ich will, dass du damit aufhörst, Drogen zu nehmen“, forderte Mike mit nachdrücklicher, fester Stimme von mir. Sie hatte wieder den ruhigen Klang angenommen, die normale Lautstärke. Seine Augen blickten mich fest an, ich erkannte ungebrochene Entschlossenheit in ihnen. Diesmal würde ich nicht drum herum kommen, sagten sie mir.
„Ich gehe davon aus, dass du weißt, wie schlecht sie für dich sind.“
Bestätigend nickte ich, wollte aber zu einem Einwand ansetzen. Doch Mike sprach unbeirrt weiter.
„Ich weiß nicht warum du sie überhaupt nimmst und solange du mir keinen akzeptablen Grund dafür liefern kannst, gibt es keinen.“
Seine Augen fixierten mich, drängten mich dazu, ihn weiterhin anzublicken. Nervös berührte ich mit der Zunge mein Piercing, zügelte mich jedoch sogleich und versuchte einen Ausweg aus dieser Zwickmühle zu finden. Ich konnte ihm den gewünschten Grund nicht sagen. Alarmiert lauschte ich weiter den Worten meines Freundes.
„Und wenn es keinen Grund gibt, weswegen du Drogen nimmst, kannst du genauso gut aufhören.“, befand er, legte besondere Betonung in seine Worte.
„Aber das geht nicht so einfach wie du es hier sagst.“, brachte ich schließlich als Einwand hervor.
„Ich weiß! Aber du kannst es versuchen, kannst dich anstrengen. Bis jetzt hast du es ja noch nicht einmal versucht.“, hielt er mir vor, die Stirn im ersten Zeichen aufflammenden Ärgers gefurcht.
Mike blieb standhaft. Als ich keine Erwiderung von mir gab, seufzte er und fügte mit leiser, bei mir für Gänsehaut sorgender Stimme an:
„Wenn du es schon nicht für dich tun kannst, dann tu es für mich. Denn ich will, dass
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