Change
wollen. Mein nervöser Blick wanderte flugs über sie, taxierte sie. Einer trug einen Baseballschläger, der andere hatte ein Tuch um die Hand gewickelt und der dritte klirrte geradezu vor Schlagringen, Armbändern und mehreren eisernen Gürteln.
All das alarmierte mich und trieb mich zur Flucht. Ich wollte und musste hier weg, wusste aber nicht wohin.
Ich versuchte zu rennen, doch meine Füße bewegten sich nicht vom Fleck.
Ich war mir sicher, dass gleich etwas wirklich Schlimmes passieren würde. Und deshalb musste ich wegrennen, mich in Sicherheit bringen.
Doch ich kam nicht vom Fleck, so sehr ich mich auch anstrengte. Ich war gelähmt vom Anblick der nahenden Erniedrigung, gelähmt von meiner Angst.
„Sieh einer an, wer da unseren Weg kreuzt.“, feixte der mit dem Baseballschläger und trat aus dem Schatten. Das Licht entriss sein verschwitztes Trikot dem Dunkel, mein entsetzter Blick blieb jedoch auf sein Gesicht gerichtet. Ich erkannte ihn wieder, ebenso die anderen beiden, die jetzt ebenfalls einen Schritt aus der Dunkelheit heraus machten und sich um mich aufbauten. Evan und Logan – ihre Namen vereinten alle Grausamkeit meines Lebens in sich bei bloßer Nennung – sowie ein weiterer ihrer Freunde. Auch sein Gesicht hatte sich in mir eingeprägt.
Die Angst wurde schier übermächtig, als ich meiner Vergewaltiger um mich herum gewahr wurde, so platziert, dass ich unmöglich entkommen konnte. Die schrecklichen Szenen tauchten kaleidoskopartig wieder vor meinem inneren Auge auf, ließen das Blut in meinen Adern gefrieren. Doch nur kurz, dann holte mich ein harter, unbarmherziger Griff an meinem Arm zurück in das Grauen der Gegenwart.
„Bist du schon wieder scharf darauf, gefickt zu werden, elender Homo?“, hörte ich den Schlagring tragenden Logan fragen, vernahm wieherndes, hämisches Gelächter. Die Furcht lähmte mein Denken, ich gewahrte nicht einmal direkt was er sagte.
Mein Kopf war nun endlich auf Flucht umgeschaltet. Verzweifelt versuchte ich mich loszureißen, doch der Griff war zu fest. Ich warf mich gegen Logan, riss beinahe meinen Arm ab, doch er hielt mich schraubstockartig fest und lachte über meine sinnfreien Versuche. Dann verstummte er, riss ruppig meinen Arm nach unten, sodass mir ein gequälter Aufschrei entschlüpfte, der jedoch sofort verstummte, als ich seine nächsten Worte vernahm.
„Die Schwuchtel Mike besorgt es dir wohl nicht hart genug, was? Keine Angst, wir sind besser.“
Dreckiges Lachen rund herum. Meine Gegenwehr erlahmte. Bedauern stieg in mir auf, bitter und metallisch schmeckend wie Blut. Wie konnte es sein, das sie Bescheid wussten über mich und Mike? Warum mussten sie jetzt auch noch ihn so in den Dreck ziehen? Reichte es nicht, dass sie mich demütigten und misshandelten – musste Mike nun auch noch dasselbe durchleben – wegen mir? Heiße Tränen sammelten sich in meinen Augen, drängten nach außen. Das Gefühl einer totalen Niederlage verstärkte sich – und der Wunsch aufzugeben.
Ich wusste, was nun folgen würde – es war unaufhaltbar. Ich konnte mich nicht gegen diese Gewalt wehren, hatte bereits einmal versagt. Ein zweites Mal würde mich brechen.
„Willst du aufgeben?“, fragte mich die ruhige Stimme eines vierten Mannes, der urplötzlich neben Evan stand. Meine müden Augen sahen ihn an, registrierten sein normales Aussehen, seine braunen Haare, seine schlanke Silhouette, sein nichts aussagendes Gesicht. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Doch war ich so auf ihn fixiert, dass alles andere in den Hintergrund trat.
„Warum sollte ich weiterleben wollen? Es ist ja doch sinnlos.“, murmelte ich leise, traurig. Der Mann räusperte sich, sah mir direkt in die Augen.
„Dein Leben ist grausamer als es die Hölle je sein könnte. Was auch immer dich erwartet, es kann nur besser sein. Vielleicht erwartet dich ewiger, friedlicher Schlaf – würde dir das nicht besser gefallen als dein grausames Leben?“
Benommen nickte ich, fühlte mich dabei jedoch seltsam unwohl.
„Alles was du tun musst, ist einen Schlussstrich zu ziehen. Es gibt viele Methoden dazu. Eine Rasierklinge, ein zu hoch dosiertes Medikament, ein unglücklicher Sturz von einem Dach, …“
„Nein.“
Wie ein Peitschenschlag tauchte das Wort auf, unterbrach gewaltsam die Rede des Mannes. Verwirrt drehte ich mich um, vom Bann seiner Augen gelöst. Evan, Logan und der dritte Kerl waren verschwunden, stattdessen stand jemand anderes an meiner Seite.
Verwundert musterte ich den
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