Change
schwarzhaarigen Jungen in weiten Baggys und einer ausladenden grauen Jacke, der sich ein Basecap tief ins Gesicht gezogen hatte und dessen Augen mich anvisierten.
„Mike?“, wisperte ich, völlig verblüfft aufgrund seines plötzlichen Erscheinens.
„Wag es nicht, einfach aufzugeben.“, flüsterte er mir ebenso leise zu, in seinen Augen erkannte ich kurzzeitig Angst, gleichzeitig aber auch Wärme. Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen, das aber nur ich zu Gesicht bekam. Dann trat Mike einen Schritt vor, stellte sich genau zwischen mich und den Mann, so als ob er mich schützen wolle.
Ich wusste nicht, was ich hiervon halten sollte. Noch immer regte sich in mir die Furcht, Evan könne zurückkommen und dann nicht nur mich sondern auch Mike etwas Grauenhaftes antun. Oder Mike würde sich mit ihm anlegen und sich dabei verletzen. Das konnte ich nicht zulassen.
„Du hast kein Recht, hier zu sein.“, riss mich die schneidende Stimme des fremden Mannes aus den Gedanken. Wachsam beobachtete ich das Geschehen, an Mikes Schulter gelehnt, der sich nah an mich gedrängt hatte. Die Wärme seines Körpers begann schon durch den dünnen Stoff seiner Jacke zu fließen und meinen Körper aus seiner eiserstarrten Lähmung zu holen.
„Ich habe jedes Recht.“, entgegnete Mike mit unerschütterlicher Selbstsicherheit in der Stimme, die mich verwirrte.
„Du hast hier keinen Einfluss, niemand hat dich hergerufen.“, hörte ich den Mann kryptisch erwidern. Meine Verwirrung schien ins Unendliche zu steigen. Zusätzlich spürte ich eine neue Bedrohung in der Luft. Ich betete, dass dies nicht daher rührte, dass die drei grausamen Typen wiederkommen würden.
„Er hat mich hergerufen. Und deshalb werde ich dich auch von hier vertreiben.“, erklärte Mike verworren, doch immer noch so von dem, was er da sagte, überzeugt. Ich bekam das Gefühl, zu einem Beobachter der Szene geworden zu sein. Kein gesprochenes Wort schien in dem Kontext Sinn zu ergeben.
Meine Gedanken wurden erneut unterbrochen, als der Fremde, mit deutlich gezeigter Aggression, auf Mike und mich zukam und ein kurzes „Das werden wir am Ende sehen.“, murmelte.
Eine Reaktion Mikes – so schnell, dass ich sie kaum richtig mitbekam – ließ mich auf den Boden stürzen, hart und brennend fraß sich der schmutzige Asphalt in meine Hand, die den Sturz abgefangen hatte. Mein Arm knickte ein und während ich noch weiter stürzte, sah ich, wie Mike dem anderen Kerl sein Knie in die Weichteile rammte, worauf der ächzend in sich zusammenfiel. Mein Schrei schien sich schon aus meiner Kehle gelöst zu haben, bevor ich erkannte, dass er gegen den Mann kämpfte.
Ich schrie noch immer, als ich mit einem Ruck wach wurde, die Augen aufriss und aus dem Schlaf fuhr. Wenige Sekunden benötigte ich, um zu realisieren, dass es ein Traum war und ich ihm soeben entkommen war. Noch nie war ich so froh darüber gewesen. Verschwitzt strich ich mir die feuchten Haarsträhnen aus der Stirn und fühlte erst dann, dass ich auf etwas extrem Hartem lag und mir die Seite, auf der ich lag, wehtat. Mein Kopf dröhnte wie bei einer besonders heftigen Erkältung. Zusammenfassend gesagt - ich fühlte mich wirklich nicht gut.
Mein diffuser Blick wanderte durch den Raum, der mir auf den ersten Blick total unbekannt vorkam. Was aber vor allem an meiner ungewöhnlichen Position und der dadurch veränderten Perspektive zusammenhing. Denn ich lag auf dem Fußboden neben einem Bett. Trotz des dröhnenden Schädels verstand ich, dass ich aus dem Bett gefallen sein musste, als ich geträumt hatte. Was dieser Traum in mir hervorgerufen hatte, war unglaublich. Beinahe konnte ich die Angst noch spüren. Doch mehr und mehr durchströmte mich Erleichterung darüber, dass es sich nicht um die Realität gehandelt hatte.
„Es war nur ein idiotischer Traum. Ich bin nicht in Gefahr. Und niemand weiß von mir und Mike.“, flüsterte ich mir mit rauer Stimme zu, um es nochmals selbst zu begreifen und mich zu beruhigen und stemmte mich anschließend hoch. Schwindel erfasste mich und ich ließ mich sogleich wieder auf das Bett neben mir fallen, um zu warten, bis sich nicht mehr alles vor meinen Augen bewegte und drehte.
Schließlich bewegte ich mich von der liegenden in eine sitzende Position, wagte es aber noch nicht, ganz aufzustehen, aus Angst, mir würde wieder schwarz vor Augen werden. Vorsichtig ertastete ich mit der Zungenspitze mein Piercing, stellte fest, dass alles in Ordnung war und
Weitere Kostenlose Bücher