Change
sagen? Konnte er nicht sehen, dass ich das nicht wollte – nicht konnte?
Mikes Augen, die mich plötzlich wieder von nahem ansahen, da er vor mir stand, mein Kinn sacht angehoben, sprachen ein klares Wort. Ja, er wusste es. Aber er wollte trotzdem, dass ich ihm die Wahrheit offenbarte.
„Du hast mir nie erzählt, was ‚Sie’ mit dir gemacht haben.“
Nur dieser relativ kurze Satz, der die Temperatur im Zimmer um 10 Grad fallen ließ. Keine Erläuterung, wer ‚Sie‘ waren – unnötig.
„Da war nichts…“, kam es fast automatisch über meine Lippen, gleichzeitig verzogen sich Mikes Augenbrauen. Ich hielt inne und bemerkte, dass ich in einer ausweglosen Situation steckte. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er mich dazu zwang, diese Erinnerungen vor ihm auszugraben. Mit belegter Stimme sprach ich weiter, verlor mich zusehends in Verzweiflung und Panik.
„Nein, das stimmt nicht. Aber … Oh Gott, ich kann das nicht.“
Ruckartig wandte ich mich von ihm ab. Streifte seine Berührung gleichfalls ab, raufte die Haare und betrachtete seine Wand. Ein leiser Schluchzer ließ meine Schultern beben, wie automatisch musste ich erneut mit Tränen kämpfen. Mikes leise Stimme neben meinem Ohr machte die Sache nicht besser.
„Warum nicht? Was fürchtest du? Dass es sich wiederholt?“, flüsterte er, seine Wärme umfing meinen Rücken, doch diesmal beruhigte sie mich nicht – nichts konnte das. Stattdessen entrang sich ein weiterer lauter Schluchzer meiner Kehle.
„Dass es sich herumspricht, weil ich die Schnauze nicht halten kann?“, kam die nächste Erwiderung von Mike, die ich mit heftigem Kopfschütteln und fortgesetztem Weinen beantwortete. Ich wünschte mir im Moment nur eins: dass diese Situation so schnell wie möglich um sein würde – denn fliehen konnte ich nun nicht mehr, das hatte ich erkannt.
„Dass ich dir nicht glaube? Dass ich …“, setzte er erneut an, stockte dann. Trotz meines Heulkrampfes spürte ich das leichte Zittern, das von ihm ausging, als er seine Hand vorsichtig auf meinen Bauch legte. Die Berührung fühlte sich so unsicher an, das Schweigen so abrupt, dass ich etwas tat, was ich nicht gedacht hätte: ich sagte ihm tatsächlich, was ich fürchtete.
„Nein … ich hab Angst, dass du mich verlässt. Dass du mich nicht mehr willst. Dass du … mich widerlich findest.“, stotterte ich, bevor das Schluchzen vollends aus mir herausbrach.
Ich spürte kaum, wie Mikes Arme sich von hinten um mich schlangen, mich festhielten in ihrer warmen Umarmung. Ich ließ mich völlig gehen, weinte in seinen Armen weiter. Minutenlang. Erst nach einer geraumen Weile konnte ich mich wieder fangen.
„Das würde ich nie. Hörst du? Nie! Ich liebe dich und würde dich nie wegen irgendwelchen Ereignissen aus deiner Vergangenheit verlassen. Bitte glaub mir das! Ich liebe dich doch.“, flüsterte Mike mir ins Ohr.
Diese Worte – die fast schon zu süß klangen, um wahr zu sein, sie lösten etwas in mir aus, was meine Zweifel plötzlich beseitigte, das letzte Hindernis wegsprengte. Ich konnte nicht mehr mauern, hatte verloren und gewonnen zugleich. Ich brauchte mir nichts mehr einzureden, sondern konnte es letztendlich akzeptieren. Mit tränenerstickter Stimme flüsterte ich zurück:
„Ich liebe dich auch, Mike.“
Er reagierte nicht, nur ein Zucken verriet, dass er nicht damit gerechnet hatte. Doch er blieb still, sein Atem strich über meine Wange.
Ich vergaß die Zeit, wie wir so dastanden, irgendwann jedoch spürte ich, dass der Zeitpunkt nicht weiter aufschiebbar war. Ich löste mich vorsichtig aus seiner Umarmung und sah ihn ernst an.
„Es … es war vor über einem Jahr … Ich Idiot war ziemlich auf Koks derzeit … ich bin durch unseren ehemaligen Gitarristen drauf gekommen … der hatte damals damit angefangen. Und … naja … eines Tages war ich ziemlich zu, als ich nach Hause gelaufen bin.“
Ich hoffte, Mike würde mir folgen können. Ich wusste, dass ich mich etwas verwirrend ausdrückte, doch ich konnte meine Gedanken nicht ordnen, sie schwirrten wild in meinem Kopf herum, angetrieben durch meine Panik. Ein einziges Mal konnte ich es vielleicht über die Lippen bringen, ohne dass mich meine Gefühle übermannen würden. Stockend setzte ich meinen Bericht fort, musste jedes Wort zwingen, von meinen Lippen geformt und gesprochen zu werden.
„Und da haben ‚Sie’ mich gefunden…und etwas Furchtbares getan…’Sie’…ich…oh Fuck!“
Wild schüttelte ich den
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