Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
Vom Netzwerk:
ist nun mal so. Es tut mir Leid und ich will mich dafür entschuldigen – aber gleichzeitig muss ich dir sagen, dass ich nicht anders kann.“
    Ich hob meinen Kopf, begegnete Mikes Blick. Tausend Gefühle lagen darin, doch nach und nach erstarben diese, bis nur noch eins übrig blieb. Ein langsames Kopfschütteln, das sich mit jeder Bewegung in Schnelligkeit und Heftigkeit steigerte, begleitete das verstärkte Aufflackern von Entschlossenheit in Mikes Augen.
    „Nein – das nehme ich dir nicht ab. Du weißt, wer ich bin, wie ich bin, wie ich fühle. Zusätzlich dazu habe ich es dir bereits gesagt und tue es hiermit nochmals: Ich liebe dich, Baby, mit all deinen Macken. Auch wenn du mich öfter zur Verzweiflung bringst als jeder andere Mensch dieses Planeten. DAS sollte dir einmal klar werden.“
    Mikes Hand wanderte zu meinem Arm, streichelte sanft auf und ab, versuchte mich damit etwas zu beruhigen. Doch ich war zu aufgebracht. Seine Worte hallten lange in mir nach, berührten Seiten meiner Seele, die noch nie erklungen waren. Der sich in mir aufbauende Ton klang ungewohnt, schwer, zum Teil disharmonisch. Ich versuchte wirklich, mich an diese Worte zu gewöhnen, sie als gegeben anzuerkennen, doch es war so unglaublich schwer, zusätzlich mit der in mir schwelenden Angst, Mike könne um meine Vergangenheit wissen und seine Gefühle verlieren.
    Da ich nicht antwortete, löste er sich nach einigen Herzschlägen von mir und lief nun selber im Zimmer auf und ab. Diese plötzliche, von ihm ausgehende Unruhe verstörte mich: verwirrt sah ich ihn an, rang mir dann ein paar nichts aussagende Worte ab.
    „Es ändert nichts an meiner Situation. Die kann sich nicht ändern. Niemals.“
    Mike seufzte, blieb am Fenster stehen, stützte sich auf das schmale Fensterbrett.
    „Alles kann sich ändern. Nichts ist für immer fest. Auch deine Panik kannst du in den Griff bekommen.“, widersprach er mir, formte klare Worte, deutete dabei noch etwas Anderes an, was ich partout nicht hören wollte. Schweigend betrachtete ich seine Silhouette, seine hochgezogenen Schultern, die allgemein abwehrende Haltung. Schließlich sprach Mike weiter, diesmal leiser.
    „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich wünsche mir so sehr, dass du einmal deine Mauern niederreißen und mir all das tief in dir Verschlossene, all die schrecklichen Geheimnisse und Erfahrungen erzählen wirst. Wirklich und ganz.“
    „Wie meinst du das? Ich … das kannst du dir nicht wünschen – das will niemand freiwillig hören.“, entgegnete ich verstört.
    „Warum entscheidest du, was ich will? Ich habe das selber entschieden.“, warf er etwas lauter ein, drehte sich halb zu mir, zeigte sein Kopf im Profil. Das von draußen hereinschimmernde Tageslicht zeichnete harte Schatten in sein Gesicht.
    Eine Weile erwiderte keiner von uns etwas, ich spürte, wie in dieser Zeit meine Nervosität anstieg und ich beinahe Gefahr lief, wieder von einer Panikattacke überwältigt zu werden. Mit zittriger Stimme brachte ich schließlich eine meiner größten Ängste hervor.
    „Und was, wenn du es nicht erträgst, was ich zu berichten habe? Was, wenn du es dann bereust? Weil es zu schrecklich ist? Was, wenn du dann nichts mehr mit mir zu tun haben willst?“, schluchzte ich, Tränen quollen erneut aus meinen Augen, verschleierten meine Sicht und rannen meine Wangen herab. Ich sah nur noch eine diffuse Gestalt von Mike, keine klaren Konturen. Doch seine Stimme vernahm ich weiterhin, und die schöne Stimme klang frostig.
    „Ist es das, was du von mir denkst? Trotz allem? Denkst du, ich wäre so blind, nicht trotzdem zu sehen, was los ist? Vorhin? Ich weiß vielleicht mehr, als du vermutest – aber trotzdem bitte ich DICH, es mir zu sagen. Ich will nicht, dass ich etwas falsch deute – nur du weißt alles und nur du kannst mir die Wahrheit sagen – was damals geschehen ist.“
    Ich vernahm ganz deutlich das Zittern in Mikes Worten, als er den letzten Satz formte. Das Zittern in mir schien wie eine Art Resonanz darauf zu sein – nur stärker und länger anhaltend. Meine schlimmsten Befürchtungen schienen sich auf einen Schlag zu bestätigen – Mike wusste Bescheid. Er kannte zumindest ungefähr den Verlauf meines Schicksals und die Grausamkeiten. Doch es war auch naiv von mir gewesen, anzunehmen, er hätte nicht eins und eins zusammen gezählt und die richtigen Schlüsse aus Evans Worten gezogen.
    Doch wenn er es wusste, warum quälte er mich dann damit, es ihm trotzdem zu

Weitere Kostenlose Bücher