Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur
hinwenden konnte. Die Zeit war der andere Faktor; die Zeit definierte das Raumsegment, in dem sie logischerweise einhertrieben, zwei fragliche Stellen, die dann immer enger gefasst werden konnten.
Zeit, Zeit und wieder Zeit.
Sie lief unerbittlich ab.
Pyanfar schaltete das Funkgerät ab, ging zurück in ihre Kabine, breitete die Diagramme ihrer jüngsten Bemühungen aus, stellte eine Computerverbindung her und begann mit Berechnungen, so exakt wie nur möglich, über die ihnen verbliebenen Möglichkeiten.
Von dem Hani-Schiff - sie unterbrach sich, um Haral und Tirun darüber zu befragen - war im Verlauf der zurückliegenden Wache nichts weiter zu hören gewesen. Überhaupt keine Sendung. Die Besatzung der
Sternjäger
arbeitete sicher fieberhaft an ihren eigenen Vorhaben, entleerte das Schiff und provozierte nichts in diesem kritischen Augenblick.
Warten. Alle aufgefangenen Sendungen ließen darauf schließen, dass Schiffe aller Arten mit größtmöglicher Eile Kurs auf die Urtur-Station nahmen, für einige Schiffe eine Reise von Tagen, sogar von Wochen für andere der systeminternen Operatoren... aber selbst schon die Geste unterrichtete die Kif davon, dass die
Mahe
die Urtur-Station selbst verteidigen wollten und dabei andere Stellen allem aussetzten, was die Kif zu tun beliebten. Die ankommenden Sprungschiffe hatten ihr Ziel längst erreicht, sich im Versteck verkrochen. Es handelte sich um bewaffnete Schiffe, aber zumindest eines davon war Stsho, und seine Bewaffnung war nur geringfügig und der Wille seiner Besatzung zum Kampf praktisch nicht vorhanden.
Erneut überlegte sich Pyanfar, dass sie, wenn sie der kommandierende Kif gewesen wäre, diese systeminternen Schiffe nicht ungeschoren davonkommen lassen würde. All die, die aus dem verdächtigen Vektor kamen, wo sich ein Hani-Schiff versteckte, würden genau untersucht werden - um sicherzustellen, dass nicht eine clevere Hani im übrigen einwärts gehenden Verkehr versteckt mit hineintrieb. I.D.-Sendungen würden geprüft und durch den Computer gejagt werden, Schiffe möglicherweise geentert... jede Art von Unannehmlichkeit.
Die meisten würden eine visuelle Inspektion bestehen. Es gab recht wenig Ähnlichkeit zwischen einem leergepusteten Sprungfrachter mit seinen gewaltigen Maschinen und einem klobigen Bergbauschlepper mit seinem bloß systeminternen Antrieb, der eben dazu ausreichte, ihn mit vollem Schleppzug in Bewegung zu bringen.
Nur die Minenschiffe, die das Pech hatten, vom entferntesten Rand des möglichen Verstecks der
Stolz
zu kommen, würden vielleicht angehalten und ihre Aufzeichnungen untersucht werden, ihre Computer geleert und ihre Besatzungsmitglieder schweren Unbequemlichkeiten unterzogen, bis sie freiwillig Informationen gaben, wenn sich die Kif gemäß ihrer Gewohnheiten verhielten.
»Jemand ist gesprungen, Kapitän.«
Tiruns Stimme aus dem Kom. Pyanfar drehte sich sofort in ihrem Sessel und griff nach dem Antwortregler. »Wer? Wo?«
»Nur das charakteristische Gespenst auf dem Bildschirm, sonst nichts. Ich weiß es nicht. Es ist schon eine ganze Weile her und war an der gegenüberliegenden Seite des Systems. Keine weiteren Daten, aber es stimmt mit unserer Zeitlinie überein. So knapp.«
»Gib mir die Abbildung!«
Tirun schaltete sie auf den Schirm. Nadir-Bereich und eine wüst vermengte Aufnahme: zuviel Trümmergestein lag im Weg.
»Richtig«, sagte sie zu Tirun. »Nichts zu erkennen.«
»Weg damit?« fragte Tirun.
»Ja«, bestätigte Pyanfar und schaltete auch die Abbildung aus, starrte mürrisch auf die Diagramme und Zahlen, die, egal wie man sie drehte, immer wieder zu demselben Ergebnis führten: es gab keine Möglichkeit, mit einem einzigen Sprung ein Ziel jenseits von Urtur zu erreichen, so sehr sie jetzt auch ihre Masse reduziert hatten.
Der gerade empfangene Sprungschatten mochte von jemandem stammen, der erfolgreich hatte fliehen können. Vielleicht waren schon mehr Schiffe als nur dieses von hier weggesprungen, verloren im Gas und den Trümmern von Urturs Umgebung.
Aber äußerst wahrscheinlich war, dass es sich bei diesem Schiff um einen Kif handelte, ein überzähliges Schiff, das weitergeflogen war, um am logischsten Sprungpunkt, den die
Stolz
vielleicht benutzte, einen Hinterhalt aufzubauen.
Mochte Akukkakk verfaulen. Sie erinnerte sich an die flachen schwarzen Augen mit den roten Rändern, das lange graue Gesicht, die vom winselnden Tonfall geringerer Kif so stark verschiedene Stimme. Ein bitterer Geschmack
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