Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur
Hafen rechnete und statt dessen fand, dass sämtlicher Verkehr zum Erliegen gekommen und Knnn durchgedreht waren.
»Ich gehe auf die Brücke«, sagte sie schließlich. »Lasst es hier unten gut sein und ruht euch aus! Haral, ich übernehme oben und melde mich dann bei dir.«
»Käpt‘n«, hob Haral an zu protestieren, schluckte es aber doch hinunter, da sie ein Gespür für Dinge hatte. »In Ordnung.«
Pyanfar ging hinaus, zog sich die Hose fester zu, die in den letzten Tagen zu weit geworden war, und ging zum Lift. Sollte sie persönlich das Stationsamt aufsuchen und dort alles in Stücke reden? Der Gedanke war verlockend. Im Moment sehnte sie sich nach etwas Zerstörbarem in Reichweite. Das hätte die Lage allerdings wohl nicht gebessert. Fünfzehn Stunden. Das war kaum überraschend; immer und überall im Pakt blieben Reparaturen hinter dem Plan zurück und lagen über der Schätzung. Und dann waren es sechzehn und siebzehn Stunden und noch einmal zwanzig...
Sie nahm den Lift. nach oben, machte es sich in ihrem Sessel auf der Brücke bequem und schickte in rascher Folge Anfragen durch alle geeigneten Kanäle.
Defektes Düsenjoch,
lautete die Antwort vom Stationsamt, und kurz darauf von Geran: »Habe die Nahaufnahme.Sie hängen überall am Düsenrand, aber viel mehr kann ich nicht sagen.«
Das Bild kam durch und zeigte zwei Gleiter und drei Arbeiter in Raumanzügen, die sich mit Greifern an die betroffene Düse hängten, dort, wo diese in die Strebe überging. Kabel, Düse und Strebe waren mit roten Gefahrleuchten überzogen, um in der Dunkelheit Unfälle zu vermeiden. Es war eine plausible Reparatur - Götter, und keine billige. Der Druck, der die Platten weggerissen hatte, hätte auch die Düse überlasten können - eines jener Systeme, für die es keine Zusatzleitungen gab und durch das ein Drittel der Kraft des Sprungantriebes geleitet wurde.
»Es ist das Joch«, sagte Pyanfar zu Geran, die in der Kuppel wahrscheinlich zitterte, dass ihr die Zähne herausfielen. »Komm wieder ins Schiff! Wir können nichts weiter tun.«
Es war ein Fünfzehnstunden-Job. Argwohn nagte in ihren Eingeweiden. Der Defekt hätte sich auf dem Kontrollpult zeigen müssen; es gab durchaus Gründe, warum das nicht geschehen war - weil die Explosion bei der Ankunft erfolgt war - etwas
hatte
rot aufgeleuchtet; so vieles hatte innerhalb eines Augenblickes rot aufgeleuchtet und war dann zu normalem Status zurückgekehrt... möglicherweise war es wirklich so gewesen. Vielleicht war es auch eine jener ›Dämonenberührungen‹, wie die Mahendo‘sat das nannten, wodurch Schiffe verlorengingen und sich durch Überlastung Teile lösten und so töteten. Es stand fünfzig zu fünfzig, dass sie der Mahendo‘sat-Mannschaft äußerste Dankbarkeit schuldeten; oder sie wurden aufgehalten, betrogen, genasführt. Wenn sie jetzt die Probe machte, würde auf jeden Fall die rote Lampe aufflammen, weil die Abdeckung entfernt war.
Pyanfar saß da und betrachtete den Sichtschirm mit erhöhtem Blutdruck und einem schwelenden Zorn, den sie nirgendwo ablassen konnte.
»Haral«, sagte sie in den Kom; »Käpt‘n?«
»Das Problem, das du festgestellt hast, während wir hier einflogen.
War
das Hauptjoch beteiligt. Könntest du das noch sagen?«
Ein langer Augenblick des Schweigens. »Käpt‘n, wir waren im Begriff, die Eingabe zu verlieren; ich habe ein neues Pult zugeschaltet, und es lief wieder. Dieser Schwund hatte aber alles überlastet; die ganze Sektion hatte keinen Durchblick mehr. Ich konnte es nicht mit Sicherheit feststellen; überall war was verkehrt. Ich dachte, es seien die Platten. Tut mir leid, Käpt‘n.«
Harals Stimme hörte sich kläglich an. Haral war es nicht gewohnt, sich zu irren. Nie. »Sicher eines dieser Dinge«, meinte Pyanfar, »die rotes Licht zeigen, wenn die Platten überlastet sind. Ich bin mir nicht so sicher, dass du dich geirrt hast, Haral, nicht im geringsten.«
»Ich gehe nach draußen«, sagte Haral.
»Und was willst du da? Sie haben alles derart auseinandergenommen, dass es Gleiter erfordert, alles wieder zusammenzusetzen. Mahen-Gleiter. Nein, wir warten ab.«
»Vorräte kommen an«, informierte Chur sie schließlich über Kom vom Unterdeck aus. Es handelte sich um gefrorenen Fisch aus den planetaren Teichen von Kirdu II, einige Stsho- Waren für Tully und ein paar weitere Übersetzerbänder. Pyanfar überprüfte die Zeit; es war
nach
ihrem ursprünglich geplanten Ablegetermin. Der Kurierdienst war von der
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