Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
sie gehörte, gar an Orten wie ihrer Kabine. Sie hob den schwindeligen Kopf und blickte auf die ausgemergelte, bleiche Hani, die sich am Türrahmen festhielt. »Chur? Um der Götter willen...«
»Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte Chur.
»Huh«, sagte Pyanfar, »huh.« Und fiel in die Kissen zurück. Mehr brachte sie im Moment nicht zustande. Die ganze Kabine geriet in eine langsame Rotation. Es fühlte sich an wie Spielereien der Schwerkraft, ein wenig Beschleunigung in diese und jene Richtung, aber wenn sie jetzt fragte, ob das wirklich geschah, hätte sie sich töricht angehört. Es lag an ihrem Kopf. Ihrem Gleichgewicht.
Ihr Götter, Sikkukkut! Wo ist er? Wann kommt er?
Jemand setzte sich aufs Bett. Eine Hand wurde auf ihr Bein gelegt. »Käpt‘n.« Es war Harals Stimme, und sie klang erschöpft. »Wir haben jetzt ein wenig Ruhe.
Ker
Sirany diskutierte mit Gaohn und erklärte ihnen, dass wir das Wegerecht haben und sie bei den Göttern mit ihrem kleinlichen Gezänk aufhören können. Sie ist in Ordnung, Käpt‘n. Das schwöre ich. Sie hat noch nie in ihrem Leben auf irgend etwas geschossen, sie und ihre Crew. Ich glaube, sie sind ein wenig erschüttert. Wir sind alle zum Umfallen müde, die ganze Crew. Dank den Göttern für die Taurans, dank den Göttern, sage ich.«
»Das sage ich auch«, murmelte sie. Sie spürte, wie jemand ihre Stirn, ihre Ohren berührte. Es war Khym. Sie öffnete die Augen und starrte die ausdruckslose Decke an. »War das eben Chur?«
»Sie ist nicht allzu sicher auf den Beinen, aber sie hat wieder zugenommen. Irgendwann hat sie den Wendepunkt erreicht und wieder Gewicht angesetzt, statt es zu verbrennen. Skkukuk ist gerade beim Essen...«
»O ihr Götter!« Ihr Magen würgte.
»Wir müssen diese Biester irgendwie loswerden. Skkukuk sagt, Chur wäre während des Sprungs auf die Brücke gekommen, hätte sich am Hyperantrieb zu schaffen gemacht und den Taurans erzählt, was sie tun sollten, wenn wir herauskämen; sie hat auch dafür gesorgt, dass wir alle geweckt wurden... Käpt‘n,
irgend jemand
hat einen ganzen Schwung von Relais auf Handbedienung geschaltet und die Reservesysteme aktiviert. Andernfalls hätten wir es nicht geschafft. Diese verdammten schwarzen Teufelsbiester sind in die Systeme eingedrungen und haben sich sattgefressen. Und irgend jemand hat die Geschütze ausgerichtet. Chur erinnert sich nicht mehr, aber ich hege da eine Vermutung, wer es war. Sonst wären wir mit Sicherheit schon auf der ganz langen Reise.«
Pyanfar blinzelte und verarbeitete das. Erinnerte sich daran, wie sie aus dem Bett gesprungen und durch den Korridor gelaufen war. Sie wusste selbst nicht mehr ganz genau, wie sie in ihren Sessel gekommen war. Oder wie überhaupt etwas geschehen war. Das Bewusstsein funktionierte im Nachhinein eines Sprungs nicht allzu gut.
Funktionierte überhaupt nach zu vielen Sprüngen nicht mehr so gut.
»Der Anruf zu Hause«, erinnerte sie sich. »Sind wir schon in der Antwortzeit?«
»Gaohn weigert sich, den Anruf durchzustellen.«
»Politik!
Politik, während wir das System voller Kif haben...«
»Sie haben Ayhar verhaftet, Käpt‘n. Wir sind weiterhin auf Kurs. Die
Wachsamkeit
liegt auf unserem Kurs, und drei weitere große Frachter halten sich abseits und tun nichts. Sie sind in Schussposition uns gegenüber, wenn wir unseren Weg fortsetzen. Sie haben uns gewarnt. Ich muss dich fragen, was wir deiner Meinung nach tun sollen.«
Pyanfar lag für einen Moment nur da und atmete ruhig, überdachte die Lage in ihrem schmerzenden Schädel einmal, zweimal und ein drittes Mal.
Die
Wachsamkeit
postierte sich dort, wo sie sie konfrontierten oder auch von hinten beschießen konnte, wenn sie ins Dock fuhren.
Du verdammter
Idiot,
ich habe dreißig, vierzig Kif dort draußen!
Soll ich Kif gegen den
Han
einsetzen? O meine Götter! Dieser Dummkopf will Wetten abschließen, und ich kann nicht bluffen. Diese Kif dort hinten wissen nicht, wo sie die Grenze ziehen sollen, und ich kann sie nicht mehr aufhalten, wenn ich sie erst einmal in Marsch setze. Ich kann nicht bluffen, Ehrran! Versuche nicht, das herauszufordern!
»Die Mahendo‘sat. Wo sind sie?«
»Sie bremsen. Halten ihre Position relativ zu den Kif. Behalten sie im Auge.«
»Und kein Zeichen von Jik.« Der Schmerz war wieder da. War so stark, dass er sie fast blendete. »Zur
Hölle
mit dem Schicksal!«
Er muss noch am Leben sein. Irgendwo dort draußen. Hält sich seine Optionen offen. Rettet sein Volk. Er
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