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Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Titel: Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erinnerte sich an sie nur als an eine vom Chanur-Clan. Seine Angst verging nicht.
    Sie machte einen ganz freundlichen Eindruck, aber er befand sich auf fremdem Territorium und bei Fremden, mit denen er auskommen mußte.
    »Schlaf weiter, wenn du möchtest.« Sie öffnete den Schrank, nahm seine Kniebundhose vom Haken und führte schnell ein paar Messungen durch, während er dumm blinzelnd dem peinlichen Vorgang zusah und zu dem Schluß kam, es habe etwas mit der Kleidung zu tun, die er nicht besaß.
    »Dafür wird ein Spezialauftrag notwendig sein«, sagte sie – Tiar war ihr Name, jetzt erinnerte er sich. Tiar. Chinin. Hilfy Chanur. Noch eine, deren Name ihm nicht einfiel, die Kleine, die Junge… »Ich besorge dir kifische Sachen, Stsho, alles, was du möchtest, kein Problem. Sogar Mahen-Zeug. Keine Hani-Kleidung. Ich kann nicht einmal versprechen, daß wir Blau finden werden. Ich werde mein Bestes tun.«
    »Danke«, sagte er unsicher. Irgend etwas mußte er ja wohl sagen, so peinlich die Umstände auch waren. Und er erzielte ein Schürzen des Mundes, ein Zwinkern in den Augen der Raumfahrerin.
    »He! Du bist hier sicher. Entspann’ dich.«
    Das hätte er gern geglaubt. Er dachte an Pyanfar Chanur. Er erinnerte sich, daß sie jedesmal, wenn etwas wirklich schlimm geworden war, sich die Zeit genommen hatte, mit ihm zu reden, und
sie
hatte ihm Mut zugesprochen.
    Es war ein Chanur-Schiff. Mit dieser Erkenntnis war er eingeschlafen, und dies war die Realität, in der er erwachte. Es hatte alle Eigenschaften eines Traums, es war unwahrscheinlich, es tauchte aus dem Nichts auf, und es versprach ihm alles, was er unmöglich bekommen und was er sich unmöglich erhoffen konnte.
    Er wünschte sich ehrlich, Tiar Chanur zu gefallen – vor allem sollte sie in ihm einen Raumfahrer sehen. Er sah die Tür zufallen und dachte, er sollte hier nicht liegen wie ein Klumpen, er sollte aufstehen und sein Bett bauen und sich bereithalten, irgend etwas im Schiff zu tun. Er wollte auf Hilfy Chanur den bestmöglichen Eindruck machen. Deshalb stand er auf, hoffte, daß niemand ohne Ankündigung die Tür öffnete, duschte und zog die einzige Hose an, die er hatte, weil alles andere auf der
Sonne
war. Er machte sorgfältig sein Bett.
    Aber als er die Kabine verlassen wollte, war die Tür verschlossen.
    Er versuchte es ein zweites Mal, um sich zu vergewissern.
    Ihm sank der Mut, und er debattierte mit sich selbst darüber, ob er den Interkom benutzen und darum bitten sollte, hinausgelassen zu werden. Aber sie wußten, daß er hier war, und sie wußten bestimmt, warum sie die Tür abgeschlossen hatten.
    Da er nichts zu tun hatte, setzte er sich auf das ordentlich gemachte Bett und starrte die Möbel an, lauschte auf die Geräusche, die es in einem Schiff auch dann gibt, wenn es im Dock liegt, das Rauschen der Luft in den Leitungen, das Klopfen und gelegentliche Arbeiten der Hydrauliken. Er hatte kein Frühstück bekommen. Möglicherweise brachten sie ihm keins, weil sie dachten, er schlafe noch. Aber er hatte sich sehr auf vertrautes Essen gefreut. Er hatte fast alles, was man ihm im Gefängnis gegeben hatte, wieder erbrechen müssen, und hier stand ihm nichts zur Verfügung als Wasser – das wenigstens nicht nach Ammoniak schmeckte, darüber konnte er schon einmal froh sein.
    Klappernd bewegten sich Container aus der Ladebucht. Er hörte die Schleuse ein weiteres Mal gehen. Schließlich legte er sich hin, starrte an die Decke und versuchte, nicht zu verzweifeln. Er wollte nicht über seine Situation nachdenken. Es war wie im Gefängnis. Auch dort war es besser gewesen, nicht nachzudenken oder sich wegen irgend etwas Fragen zu stellen.
    Wegen seines Schiffes brauchte er sich keine Fragen zu stellen. Er hatte vollkommene Gewißheit, wo es war, im Hyperraum, unterwegs nach Hoas. Er hatte vollkommene Gewißheit, warum es ihn zurückgelassen hatte, und er sagte sich jetzt, das hätte ihn nicht wundern dürfen. Wenn er daheim auf Anuurn wäre, würde er das Haus verlassen müssen, denn wenn die Jungen groß wurden, mußten sie gehen. Sie mußten in die Wildnis ziehen, mußten lernen zu jagen und gegeneinander zu kämpfen, und wenn Jungen lange genug am Leben blieben, konnten sie zurückkehren und versuchen, irgendeinen älteren Mann in die Wildnis zum Sterben hinauszutreiben. Falls die Ehefrauen und Schwestern des Mannes ihn nicht totschlugen, bevor er eine Chance bekam, eine Herausforderung einen gegen einen anzunehmen.
    Das war der ihm

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