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Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Titel: Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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eines Mannes und dem Klang einer männlichen Stimme entfernt.
    Sie haßte es, daraus eine Sache des Prinzips zu machen.
    Wahrscheinlich wäre es am besten, sie würde schlicht befehlen, die Finger von ihm zu lassen: Verängstigt den Jungen nicht.
    Bedrängt ihn nicht. Da, wo er gewesen ist…
    Sie sprang aus dem Bett, durchquerte den Raum im Dunkeln und fand blind die Badezimmertür. Wusch sich das Gesicht im Dunkeln, wusch die Mähne und den Hals und die Hände und stand da mit flach angelegten Ohren und geschlossenen Nüstern und sagte sich, es sei ihre Kabine, es sei ihr eigenes Schiff, und sie
brauchte
heute nacht nicht an diesen Ort zu denken oder sich an den Gestank und den Ausdruck auf Tullys menschlichem Gesicht zu erinnern.
    Sie hatte das Licht nicht nötig. Sie tastete sich zur Dusche und schloß die Zellentür hinter sich, drehte das Wasser an und ließ die Strahlen auf ihr Gesicht und ihre Schultern prasseln, drückte den Seifenknopf und schrubbte und schrubbte sich, bis sie nichts mehr roch als die Seife und ihr eigenes nasses Fell, bis sie durch und durch warm war und sich eine Weile an die Wand der Duschzelle lehnen konnte, während die erhitzte, trocknende Luft sie umspielte.
    Dann konnte sie sie vergessen. Sie konnte jenen Ort vergessen und sich sagen, daß die Lichter, wenn sie angingen, das Spektrum von Anuurns gelber Sonne zeigen würden, und die Stimmen, wenn sie Leute anrief, würden den Frauen von der
Legat
gehören, Cousinen und Verwandten, auf die sie sich verlassen konnte, Verwandten von Chanur selbst und Chihin und die junge Fala Anify, Gerans und Churs Cousinen vom Bergstamm.
    Keine unvernünftigen Frauen. Keine Dummköpfe, in ihrem Denken nicht auf die Politik, nicht auf den Planeten beschränkt, auf nichts von den Dingen, die sie unten angetroffen hatte. Sie glaubten an Pyanfars Ideen… Götter, konnte sie ihnen jemals entkommen? Aber vertraute sie ihrer Crew? Ja, mit ihrem Leben, mit ihrer geistigen Gesundheit. Stützte sie sich auf ihren Rat? Oft.
    Sollte sie das Leben ihrer Crew auf diese wilde Hoffnung setzen, daß es ihr gelang, Rhean und den Übrigen ihr Unrecht nachzuweisen, die Kosten der
Legat
abzubezahlen und den Clan auf eine solche finanzielle Basis zu stellen, daß er Pyanfur Chanur keine götterverdammte Kleinigkeit mehr schuldig war?
    Wenn sie diesen Stsho-Vertrag unterschrieb, hatte sie eine Chance, solvent und frei von Schulden nach Anuurn zurückzukehren.
    Andererseits mochte sie sich so kompromittieren, daß Chanur ihr nicht mehr helfen konnte, nicht finanziell und nicht, was ihren Ruf betraf.
    Hilfy Chanur hatte nicht die Absicht, nach Hause zu kommen und um Hilfe zu flehen. Hilfy Chanur hatte nicht die Absicht, ihren Weg durch den Einfluß ihrer Tante, den Ruf ihrer Tante oder die Entscheidungen ihrer Tante zu machen. Das war der Schluß, zu dem sie kam.
    Sie würde den Vertrag unterschreiben. Die Chance wahrnehmen. Was würde Tante Pyanfar tun?
    Sie würde weit törichtere Dinge tun. Sie würde verrücktere Chancen eingehen. Tante Pyanfar hatte Chanur und alles, was sie besaßen, für ein Prinzip aufs Spiel gesetzt.
    War das nicht wahnsinnig – wenn es niemanden sonst von ihren Bekannten einen Dreck interessierte – und Hani handelten, wie Hani immer gehandelt hatten?
     
    Er hatte seit sehr langer Zeit nicht mehr geschlafen, richtig geschlafen. Jetzt, wo er ein bequemes Bett hatte und nichts zu hören war als das Wispern der Luft in den Leitungen, brauchte er eigentlich nichts anderes mehr zu tun, als sich hinzulegen und die Augen zu schließen.
    Er versuchte, an Dinge zu denken, aber sie entschlüpften ihm.
    Er versuchte, sich Sorgen darüber zu machen, wo er war und wohin er ging, aber er verlor einfach das Bewußtsein.
    Danach wachte er in der Desorientierung eines unvertrauten Geräuschs und einer unvertrauten Kabine auf - er stellte fest, daß er das Licht angelassen hatte und wollte etwas dagegen tun.
    Aber die Augen fielen ihm wieder zu, und er begrub sich unter der Decke und vergaß es sofort wieder. Das nächste Mal, als er erwachte, lag er da und dachte darüber nach und merkte, daß seine Augen müde von dem Licht waren, und er sagte sich, daß er aufstehen und etwas tun müsse. Aber er zog sich die Decke wieder über den Kopf und war weg.
    Beim dritten Mal merkte er, daß sich jemand in der Kabine befand, und er bekam Angst und hob den Kopf.
    »Verzeihung«, sagte die Crewfrau – eine von den beiden älteren, sein durcheinandergeratener Verstand

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