Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
verschwunden ist, und ich
will nicht,
daß er losgelassen wird, um an unseren Schalttafeln Daten zu sammeln. Habt ihr verstanden?«
»Wenn ich dich richtig verstehe, glaubst du, Sahern habe ihn uns
untergeschoben?«
»Ich halte das für eine Möglichkeit. Vielleicht, um eine unangenehme Situation zu schaffen, vielleicht steckt etwas anderes dahinter. Ich halte es für eine Möglichkeit, daß mehr hinter ihm steckt, als er uns zeigt…«
»Käpt’n, er ist noch ein Junge!«
»Ich finde es schrecklich, jemanden in ein Kif-Gefängnis zu sperren, das würde ich schrecklich finden, ganz gleich, um wen es sich handelt, und ich finde es schrecklich, daß die Sahern ihn bis zu diesem Abgrund auf der Rückseite des Universums geschleppt haben, um ihn im Stich zu lassen, wo sie ihn doch, wenn sie ihn loswerden wollten, wenigstens auf Urtur hätten absetzen können. Für mich riecht das nach einer Kapitänin mit einem Götterkomplex, aber ich will nicht schwören, daß es so ist. Da sind all die anderen Möglichkeiten, von denen einige nicht erfreulich sind und nicht dazu angetan, einen ruhig schlafen zu lassen, aber auf diese Weise sehe ich es, auf diese Weise nenne ich es, und das ist die einzige Weise, die ich kenne, um dieses Schiff aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Wir haben so schon genug Probleme, da wollen wir doch kein zusätzliches Risiko eingehen, oder?«
»Schwierigkeiten?« fragte Fala vom Eingang zu der kleinen Kombüse her.
»Keine Schwierigkeiten. Du hast doch diese Tür abgeschlossen? «
»Das habe ich. Ich sehe nur nicht ein, entschuldige, Käpt’n, warum er…«
Hilfy stützte die Stirn auf die Hand.
»Das erzählen wir dir später«, sagte Tarras.
»Wir sind beim Countdown.« Hilfy hob den Kopf wieder und richtete den Blick auf die Uhr. »Die Ladearbeiten müssen um 2300 beendet sein. Götter, ich will weg aus diesem Hafen.«
»Haben wir ein Problem?« fragte Fala.
Es war, als seien Würfel gefallen. »Ich möchte einen Instrumenten-Scan.«
»Was?« fragte Tiar.
»Ich möchte eine komplette Datenausgabe, einen Kamera-Scan der Hülle, ich will wissen, ob sich uns während unseres Aufenthalts hier irgendwelche Boote genähert haben.«
Feierliches Starren von mehreren Augenpaaren.
»Geht irgend etwas vor?« fragte Fala.
Das Ergebnis des Kamera-Scans war negativ. Nichts hatte sich ihrer Hülle genähert. Stationsboote kamen und gingen immer; sie führten externe Inspektionen durch, fingen Gegenstände ein, die gelegentlich den Wartungssystemen eines Schiffes entkamen und von denen niemand wollte, daß sie in die eigene Hülle knallten oder mit dem Schiff auf eine tödliche Geschwindigkeit beschleunigt wurden. Das Problem war, solche Boote waren berechtigt, sich hinten bei den Ventilatoren und Maschinen und oben bei den Schleusen aufzuhalten, und wenn ein Schiff einen triftigen Grund hatte, sich Sorgen zu machen, aber keine Kameras, die beweisen konnten, wo diese kleinen Schlepper Zugang hatten, bekam das Schiff einen noch viel triftigeren Grund, sich Sorgen zu machen.
Aber Hilfy war schon längst auf den Gedanken gekommen, daß es eine gute Idee war, wenn sie, die Nichte der Persönlichkeit, die
Legat
mit Kamera-Gehäusen ausstattete, und daß Bewegungssensoren und Berührungsalarme unerläßlich waren.
Darüber
brauchten sie sich also keine Sorgen zu machen – jedenfalls solange nicht, wie sie die Geräte klugerweise auch benutzten.
Natürlich war es nicht möglich, alles zu überwachen. Doch sie waren sicher, daß es Wasser war, was in ihre Wasserleitungen floß, und daß dieses Wasser auf dem Treffpunkt aus Eis geschmolzen worden war. Die Sensoren oberhalb des Ventils bewiesen es, denn anderenfalls hätte das Ventil sich geschlossen. Als Pyanfars Nichte und Crew-Mitglied der
Stolz
war Hilfy in Häfen gewesen, wo man guten Grund hatte, sich über die Leitungen Gedanken zu machen. Absolute Sicherheit war die Kosten wert.
Aber wenn man alle High-Tech-Mittel zur Verhütung von Sabotage erschöpft hatte, mußte man sich unglücklicherweise immer noch Sorgen wegen der Low-Tech-Mittel machen, die einem Feind zur Verfügung standen. Gewisse Probleme ließen sich lösen, indem man alle Vorräte an Bord trug und in bestimmten Häfen weder Treibstoff noch Wasser aufnahm. Nur verursachte das Mitführen von zusätzlicher Masse Kosten, und bei der herrschenden scharfen Konkurrenz mußten die Kosten niedrig gehalten werden.
Und selbst wenn man all das tat und wenn man die Kosten trug, um so
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