Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
Weiterreisen und ihre Fracht dort verkaufen. Was durchaus möglich war – wenn sie ein faires Angebot und eine faire Kaufoption erhielt.
Nicht etwa, daß sie die Hani-Kapitäninnen getäuscht hätte: Die beiden hatten ihre Geschäfte bereits getätigt, bevor die Fracht der
Legat
ins Angebot kam. Außerdem waren sie aus der anderen Richtung mit anderen Waren gekommen, und die eine war beim Beladen, und die andere hatte den Countdown für das Abkoppeln bereits begonnen.
Einen schmutzigen Trick spielte sie den mahen Händlern und der Handvoll Kif im Hafen, aber Händler, die sich allein auf Gerüchte verließen, forderten Überraschungen heraus, wohingegen diejenigen, die erforschten, was die Angehörigen einer bestimmten Spezies im Sinn hatten und wie sie kauften und verkauften, viel mehr erfuhren. Nach diesen Regeln lief das Spiel, das war alles, und es war von Anfang bis Ende ein Stsho-Spiel.
Außer daß sie ein direktes Angebot auf ein Tauschgeschäft mit den Methan-Waren hatten, was ein götterverdammtes Glück gewesen war. Das war das Problem, wenn man mit den Methan-Docks handelte, sie wollten zu oft tauschen, man konnte nicht immer brauchen, was sie geben wollten, und einem Matrix-Gehirn konnte man nicht erklären, warum die eigenen Möglichkeiten beschränkt waren.
Hani waren sehr viel weniger kompliziert, den Göttern sei Dank.
»Wie ist die Situation auf dem Treffpunkt?« fragte Padur auf dem Weg zur Luftschleuse.
»Unsicher. Wollen Sie meine Meinung hören? Würde ich nicht transportieren, was ich transportiere, und das zu einem Preis, den ich Ihnen nicht verraten kann, würde ich in Hoas kehrtmachen und nach hier zurückkehren. Bei den Stsho geht irgend etwas vor sich, das haben Sie schon ebenso erraten wie ich. Zwar habe ich nicht die leiseste Ahnung, was es ist, aber ich würde dem Treffpunkt deswegen fernbleiben, solange ich nicht wirklich gut bezahlt würde.
Möglicherweise
befindet sich die dortige Administration in einer Art Krise. Möglicherweise ist die Krise hier. Möglicherweise…« In diesem Augenblick kam ihr eine Idee, und sie hätte sie noch für sich behalten können, doch die beiden Frauen waren verbündete Kapitäninnen von offiziell befreundeten Clans. »Möglicherweise könnte sich die Krise viel tiefer im Stsho-Territorium abspielen. Und jemand, der klüger ist als ich, sollte diese Möglichkeit bedenken. Mir steht kein anderer Weg offen, eine Botschaft irgendwohin zu senden, als durch Sie.«
Kaury Narn sah sie scharf an. Und nickte und ging. Padur begleitete sie die gelbe gerippte Röhre hinunter, und dann verschwanden sie um die Kurve. Sie unterhielten sich, und zweifellos fühlten sie sich, die sie jahrzehntelang befreundet waren, miteinander wohler als in der Gesellschaft einer jungen Emporkömmlingin von einer Chanur.
Die Überlegenheit des höheren Alters hatten sie verloren, nachdem Pyanfar die Szene verlassen hatte und sich Rhean noch dazu zurückgezogen hatte, um zu Hause für Ordnung zu sorgen. Von überlegen und wichtig war Chanur hinabgesunken zu »Wer sind denn Sie?« Die Frage stellten Kapitäninnen, die Hilfy Chanur tatsächlich erst sehen mußten, bevor sie entschieden, ob sie sich auf ihr Wort oder ihr Urteil verlassen konnten.
Oh, sie
kannten
sie: Sie erinnerten sich an sie als eine, die früher einmal zur Crew der
Stolz
gehört hatte, aber nicht wenige der Kapitäninnen und, was schlimmer war, der Crewfrauen, maßen sie mit diesem zweiten Blick, der ihre Jugend registrierte, und dann fragten sie sich, wie sie es wohl fertiggebracht habe, in diesem Alter von ihrem Clan einen Posten zu bekommen, für den sie ein Leben lang gearbeitet hatten.
Sie hatte
für
ihre Tante gearbeitet, dachten gewisse Mahendo’sat offenbar – sie hatte die Aufträge der
mekthakkikt
ausgeführt und als Köder gedient.
Sie hätten fixe Ideen, pflegten die alten Frauen im
Han
von ihr und Pyanfar zu sagen. Wahnvorstellungen von Göttlichkeit.
Geringschätzung für Anuurn. In ihren Gehirnen verwischte sich, was hani war und was nicht. Ja, sie selbst verwischte diese Linien trotzig – aber Pyanfar tat so etwas entschieden nicht:
Das war das erste und schwierigste Problem in ihrer Beziehung.
Der Verlader knirschte. Hilfy hielt den Atem an, blieb in der Tür ihres Büros stehen, fragte sich, ob er stehenbleiben werde.
Tiar ging an ihr vorbei. Sie war mit Farbe bespritzt und zog einen langen Karren voller in Plastikfolie eingewickelter Kissen – alle weiß – hinter sich her.
»Um
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