Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
blickte entgeistert drein. Schüttelte den Kopf und formte ein Nein mit seinem Mund. Sagte etwas anderes.
»Danke, Cousine. Freut mich, das zu hören.«
»Ich will nicht gehen, Käpt’n. Ich will nicht zu ihnen.«
»Du hast bei ihnen angeheuert. Du hast an ihrem Tisch gesessen, du hast in ihrer Unterkunft geschlafen, sie haben dir deine Lizenz besorgt. Ich weiß nicht, was sie veranlaßt hat, dich auf dem Treffpunkt zurückzulassen, aber nach dem, was ich gesehen habe, sind sie vielleicht um ihr Leben gerannt.« Das machte ihn wütend. Gut.
»Wenn du in den Waschraum zurückkehren möchtest, bleibst du dort. Wenn du Chihin in der Passagierkabine beim Anstreichen und Renovieren helfen möchtest, steht dir das frei. Ich übergebe dich nicht der Stationspolizei, und da ich eine Vollidiotin bin, werde ich den T’ca nicht sagen, um welches Schiff es sich bei der
Aufgehenden Sonne
handelt. Wir werden mit der Sache irgendwie fertigwerden. Aber ich habe alles getan, wozu ich gegenüber jemandem verpflichtet war, den ich aus einem Gefängnis geholt habe, in das er durch eigene Schuld hineingeraten war. In den Schiffsdateien liegen 41 Botschaften, die für meine Tante auf dieser Station eingegangen sind. Ich selbst habe 156 bekommen, die meisten von Leuten, die durch mich an meine Tante herankommen wollen, damit sie ihnen diesen oder jenen Gefallen tut. Und hier kommt einer der ergebenen Bewunderer meiner Tante, der sich sehnlichst wünscht, Mitglied meiner Crew zu werden, allein aus dem Grund, daß es sein Herzenswunsch ist. – Diesen Wunsch hat das halbe Universum, Meras. Und ich schlage vor, du gibst auf und gehst nach Hause, wenn ein Zusammentreffen mit meiner Tante das ist, was du willst. Oder wenn du unbedingt Raumfahrer sein willst, nimm dich zusammen und benutze deinen Kopf, bevor du jemanden umbringst. Ich schlage vor, du legst das
Handbuch des Handels
weg und fängst an, das Handbuch über Lizenzen und Operationen zu lesen. Vielleicht bewahrt dich das vor der nächsten Klemme, in die du geraten könntest. – Und richte Tellun Sahern meine Grüße aus. In der Minute, in der dein Schiff anlegt, gehst du hinüber.«
Die Ohren lagen flach an. Er war im Ernst wütend. Umso besser. Vielleicht würde er dann auf dem Sahern-Schiff, im tiefen Raum überleben.
»Geh«, befahl sie. Und er stand auf, verbeugte sich und ging.
Was sie nicht glücklich machte. Wie konnte eine Kapitänin glücklich sein, wenn ihr Schiff mit einer Strafe von 200.000 Credit belegt werden würde, ihre Fracht erst zur Hälfte ausgeladen war, sie einen erregten Stsho-Würdenträger im Aufenthaltsraum der Crew sitzen hatte und ihr eine Kursänderung nach Kita-Punkt bevorstand, einem götterverlassenen Stäubchen in der großen Leere, hinter dem, wie sie zu Meras gesagt hatte, die Möglichkeiten begrenzt waren.
»Ker Chihin…« Hallan blieb zögernd in der offenen Tür stehen. »Die Kapitänin meinte, ich könne Ihnen helfen.«
»Hier ist nichts, das ich mit irgend etwas zusammenstoßen lassen möchte«, entgegnete Chihin kurz, und Hallan wand sich.
Der Raum war ganz weiß. Alle Möbel waren entfernt worden.
Man stieg Stufen zum Fußboden hinauf, und da war eine Vertiefung voll von weißen Kissen.
Daneben stand ein Postament mit offenen Halteklammern, aber nichts darauf.
»Du kannst staubsaugen«, brummte Chihin. »Boden, Wände, alles. Mit dem Dampfapparat. Aller Staub muß weg. Deine Größe könnte von Vorteil sein. Sind deine Füße sauber?«
Er sah hin. Genau genommen waren sie es nicht. »Ich gehe sie waschen«, sagte er unterwürfig.
»Ein Paket mit feuchten Handtüchern liegt gleich da an den Stufen.« Er setzte sich auf die Stufen und faßte danach, und Chihin betrachtete ihn stirnrunzeind. Er versuchte, nicht in ihr Gesicht zu sehen. Ihm war übel, ihm war schon seit dem Augenblick übel, als er den T’ca angefahren hatte, aber er brachte es nicht über sich, in diesen abgeschlossenen Raum zurückzukehren, er hielt das nicht aus. Also rieb er sich die Füße ab, damit sich niemand über einen Fleck auf dem Fußboden beschweren konnte, und sah sich nach einem Ort um, wo er das Handtuch lassen konnte.
»Da drüben.« Chihin zeigte auf einen Plastikeimer. Er ging hin und warf das Handtuch hinein. »Kannst du mit einem Dampf Staubsauger umgehen?«
»Ja, Madam.« Er war nur zu gut mit dem Gerät vertraut. Das war alles, was Sahern ihn in den ersten Wochen an Bord der
Sonne
hatte tun lassen. Er ging und überprüfte den Motor,
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