Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
Hauptkorridor«, sagte Hilfy, erhielt die Nachricht, und etwa drei Sekunden später war sie auf der Rampe.
Überall blinkten farbige Lichter, Sirenen heulten, ein T’ca-Fahrzeug und ein Frachtaufzug befanden sich in tödlicher Umarmung, es wimmelte von Rettungstechnikern, und eine Gruppe Polizisten der Urtur-Station drängte sich um Hallan Meras, der neben seinem Fahrzeug stand und Fragen mit Eingeständnissen beantwortete, von denen nur die Götter wußten, welche juristischen Komplikationen sie zur Folge haben würden.
Sie holte tief Atem und schritt hinein in das Chaos, beantwortete die unvermeidliche Frage: »Du sein Kapitänin dieses Schiff?« mit der bedauerlichen Wahrheit und fixierte Hallan mit einem flachohrigen Blick. Seine Ohren zuckten nach unten, er wand sich, aber er schlug die Augen nicht nieder.
»Hat das Methan-Fahrzeug ein Leck?« fragte Hilfy. Wenn aus der Atmosphäre des Tc’a-Fahrzeugs etwas in brennbaren Sauerstoff gelangte, war dies ein sehr ungünstiger Aufenthaltsort. Der normale Vorgang war, daß man den Passagier in eine Rettungskapsel evakuierte, die Methan-Atmosphäre in einen heilen Container pumpte und das Opfer zur ärztlichen Behandlung auf die Methan-Seite schaffte, statt den Trümmerhaufen auseinanderzunehmen. Aber das hatte niemand dem Dockarbeiter gesagt, der auf der Stoßstange des Sauerstoff-Wagens herumsprang, um sie freizubekommen. »Aufhören!« rief Hilfy.
»Trottel!«
Die Polizisten und die Rettungstechniker fingen an zu schreien, und vielleicht geriet auch der T’ca im Passagierabteil in Panik. Er begann sich zu winden, sein Schlangenkörper traf die Fenster des Wagens mit kraftvollen Schlägen, und er jammerte – er jammerte mit der vielteiligen Stimme eines T’ca seine Verzweiflung hinaus. Das ihn begleitende Chi raste herum – ein Wunder, daß die Zuckungen das stabähnliche Wesen nicht zu Brei schlugen. Das ganze Fahrzeug schaukelte, die Rettungstechniker riefen zu dem Abschleppwagen etwas hinüber wie komm schon, beeil dich.
Dann hörte das Umherschlagen auf. Die Rettungstechniker kletterten auf das Passagierabteil und spähten hinein, und Hilfy hielt den Atem an. Es gab eine Menge mundartliches Geschnatter, eine Menge Gemurmel, und einer der Techniker kletterte wieder nach unten und winkte den Abschleppwagen ein.
Die Polizisten schrien die Rettungstechniker an, die Rettungstechniker schrien die Polizisten an, und Hallan sagte: »Es tut mir leid, Käpt’n.«
»Was«, fragte sie mit leiser Stimme, »ist passiert?«
»Der Verlader blockierte. Ich setzte den kleinen Wagen zurück. Das Methan-Fahrzeug – erschien auf einmal hinter mir.«
Tc’a fuhren keine geraden Linien. Das lag an ihrem Nervensystem. »Hast du einen Führerschein für die Docks?«
»Nein, Käpt’n.«
»Kannst du dir denken, daß es einen Grund dafür gibt, warum du keinen Führerschein für die Docks bekommen hast?«
»Ja, Käpt’n.«
Die Polizisten kamen zurück. Sie hatten das T’ca-Fahrzeug an den Abschleppwagen gehängt. »Halt bloß den Mund«, warnte Hilfy. »Laß
mich
reden.« Aus dem Augenwinkel sah sie Tiar und Tarras auf der Rampe erscheinen, und Fala kam hinter ihnen.
Und die Polizisten waren zu ihr und Hallan unterwegs, mit ihren Tafeln und ihren Recordern. Als nächstes würden die Rechtsanwälte kommen – wenn es einer von der Sauerstoffseite wäre, in den Meras hineingefahren war. Man konnte nur wünschen, daß es die Rechtsanwälte waren.
»Das Wesen sich reproduzieren«, sagte der Chef mit einer ausholenden Geste, die seine Tafel einschloß. »Du sein verantwortlich. Urtur-Station nicht.«
Hilfy sog langsam und vorsichtig die Luft ein. »Du schreibst deinen Bericht. Ich schreibe meinen.«
»Wir müssen ihn mitnehmen.«
Ein verlockender Gedanke. »Nein.«
»Er nicht gehören zu deiner Crew.«
»Er ist ausgeliehen. Er ist lizensierter Raumfahrer. Ich habe ihn auf die Docks geschickt. Ich übernehme die Verantwortung für Unfälle.«
»Käpt’n«, sagte Hallan, bis zum Rand voll von edlen und törichten Einwänden – Hilfys Klauen fuhren heraus, und ihr Gesichtsfeld umschattete sich an den Rändern.
»Halt den Mund, Meras!« fauchte sie. »Ich brauche eine Kopie deines Berichts«, wandte sie sich an den Polizisten, »und ich werde die Gebühren für den Alarm bezahlen.«
Frage nicht einmal, ob jemand verletzt worden ist, wenn sich die Abschnittstüren schließen. Unterbrechung der Geschäftstätigkeit, Störung des Verkehrs, Zeit und Dienstleistungen
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