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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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bitterlich böser Blick ihn zum Schweigen. Doch es war zu spät. Nixys Neugier war schon geweckt, sie war mißtrauisch geworden.
    »Daß die Päpstin mit mir konferieren möchte, kann ich nachvollziehen«, stellte sie versonnen fest. »Als ich Kind war, ging der Päpstliche Legat unseres Spiralarms bei Multi-Opa ein und aus. Ich hatte den Eindruck, er war für ihn als was ähnliches wie Bevollmächtigter oder Repräsentant tätig. Der Legat für Multi-Opa, meine ich, nicht umgekehrt.«
    Kardinal Nummerneun setzte zu einer Äußerung an, hielt dann jedoch den Mund. »Aber mit dir, Rimpoche Quaddel?« fügte Nixy hinzu, die nichts gemerkt hatte. »Was kann sie von dir wollen, wenn du nicht mehr als das bist, was du zu sein behauptest? Oder formulieren wir die Frage mal um: wenn du das bist, was du zu sein verschweigst? Ich meine, nach dem, was wir zusammen getrieben haben, sollte man doch erwarten dürfen, daß…«
    »Hat er Ihnen abartige Handlungen abverlangt?« fragte der Kardinal in plötzlicher hochgradiger Erregung. »Hui…!«
    Doch seine Stimme versagte schmählich. Die Schultern sanken ihm herab; seine Miene bekam einen trübseligen Ausdruck. »Ach wo, wir sind uns schon seit langem darüber einig, daß diese Sachen keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlocken. Dieser eine, einfach unglaubliche Witz muß der sittlichen Empörung den Rest gegeben haben…« Er heiterte sich etwas auf. »Ich nehme an, Signor Quaddel, Sie kennen ihn so wenig wie die Signorina, ich bezweifle, daß er irgendwo außerhalb der Erde bekannt ist, es sei denn, einige Besucher hätten ihn aufgeschnappt und draußen im Kosmos weiterverbreitet. Es soll mir ein Vergnügen sein, ihn Ihnen zu erzählen.«
    Ohne eine Gelegenheit zum Zustimmen oder Ablehnen einzuräumen, schloß er die Augen und wippte auf den Fersen.
    »Der Chefbürokrat gewährt einem Menschen eines seiner höchst seltenen Interviews. Fragt der Jounalist: >Ich möchte versuchen, die yelignesische Vorstellung von Sexualität zu ergründen. Hatten Sie eigentlich je Geschlechtsverkehr mit einem Mitglied oder Mitgliedern einer anderen intelligenten Spezies?< Antwortet der CB: >Nein.< Fragte der Journalist: >Oder einer nichtintelligenten Spezies?< Antwortet der CB: >Nein.< Sagt der Journalist: >Schade.<«
    Kardinal Nummerneun wartete.
    Verspätet begriff Quaddel, daß der Kardinal der Ansicht war, er müßte jetzt lachen oder wenigstens schmunzeln. Mühsam verzog er die Lippen zu einer leichten Krümmung.
    »Na egal, was soll’s«, meinte Kardinal Nummerneun tief entmutigt. »Einen Versuch war’s wert… Aber wenn wir nicht bald« – unversehens wurde er recht heftig – »eine Menge neuer Ideen haben und Sponsoren finden, wird ganz Rom in seine heidnische Ära zurückfallen, mitsamt Schlächtereien im Kolosseum, mörderischen Wagenrennen und Vulkanausbrüchen bei Pompeji. Die Stadt ist aber viel länger christlich als heidnisch gewesen! Alles was wir im Moment zu bieten haben, sind unsere Borgia-Banketts mit der Aussicht, vergiftet zu werden. Für Kreaturen, die Zyankali essen und Schwefelsäure trinken können, ist so was nicht sonderlich attraktiv… Und kitzelt der Anblick von Vätern, die ihre Töchter schänden, und Frauen, die sich von Eseln besteigen lassen, etwa die Sinne von Geschöpfen, die gar kein Geschlecht kennen? Oder von Kriegern, die bis an die Knöchel im Blut waten, wenn sie nicht mal Körperflüssigkeiten haben? Nicht die Bohne! Oh, wir haben es mit allem und jedem probiert, das dürfen Sie mir glauben. Wenn wir uns nicht demnächst diesen und jenen ganz neuartigen Kniff einfallen lassen…« Er schüttelte den Kopf.
    »Kniff…?« wiederholte Nixy versonnen. Sie betastete, wohl weil das Wort sie an Falten erinnerte, ihre glatte Stirn und die glatten Wangen. Dank der Info-Pille war Quaddel darüber im Bilde, daß es heutzutage als grobe Unhöflichkeit galt, im Gespräch auch nur im entferntesten irgendwelche Anzeichen des Alters zu erwähnen oder lediglich anzudeuten, sowohl gegenüber jungen wie auch – letzteres sogar ganz besonders – verjüngten Mitbürgern.
    Von seinem faux pas peinlich berührt, bedrängte der Kardinal Nixy mit endlosen Bitten um Entschuldigung, allerdings in einer Weise, der man anmerkte, er hätte nichts dagegen gehabt, auch sie selbst auf die handgreiflichste Art zu bedrängen. Auf Wiedergutmachung erpicht, wandte er sich an Hans und Fritz.
    »Ruft mir ein Papamobil!«
    »Du bist ein Papamobil«, lautete Hans’ prompte

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