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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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werden. Niemand hat mich je gefragt, ob ich Multi-Opas Entscheidung, einen kompletten Planeten zu kaufen, überhaupt gutgeheißen habe. Ich habe einfach keine Schuld!«
    »Keine Schuld an was?« erkundigte sich die Stimme mit Anklängen ehrlichen Erstaunens.
    »Aber…« Nixy zögerte und verstummte.
    »Die Päpstin würde Sie gerne kennenlernen. Sie sind herzlich eingeladen, hier in Rom ihr Gast zu sein. Natürlich auch Ihr Freund. Wir haben von Ihrer eventuellen Ankunft Wind bekommen und uns also nach Ihnen umgesehen.«
    Aber wir hatten ursprünglich gar nicht vor, nach Rom zu reisen…!
    Offensichtlich war es wirklich höchste Zeit, sich nun umzudrehen. Quaddel tat es und traute kaum seinen Augen.
    Ein Mann von jugendlichem Äußeren (doch heute sah ja jeder jugendlich aus) und mittlerer Körpergröße, gehüllt in ein langes, rotes Gewand mit vorn applizierter Knopfleiste, lächelte ihn und Nixy an. »Wie geht es Ihnen?« fragte er sehr förmlich. »Ich bin Kardinal Nummerneun. Ich vertrete Kardinal Nummeracht, der heute im Rahmen eines Bildungsurlaubs auf den Mars gegangen ist. Dort hat die Surfsaison angefangen.«
    Er bleckte eine Reihe glänzender Zähne. Die Schneidezähne waren in Grün, Weiß und Rot gefärbt: den Farben Italiens.
    Doch nicht das war es, was diesmal Quaddels Blick in den Bann zog. Ebensowenig waren es die zwei jungen Hünen, die dicht hinter Kardinal Nummerneun standen, obwohl sie zu schwarz und gelb gestreiften Kniehosen Samtwämser, zerknautschte Samtmützen und Stiefel mit weiten Stulpen trugen und sich auf Piken, Hellebarden oder irgendwelche ähnlichen altmodischen, aber trotzdem recht gesundheitsgefährlichen Stangenwaffen stützten, ja nicht einmal ihr dick aufgeschmiertes Make-up, ihre atemberaubende Parfümierung oder der Umstand, daß sie, sobald Quaddel sie anschaute, sofort beide – zwar nur leicht, jedoch unverkennbar anzüglich – die Hüften schwangen.
    Nein: im Mittelpunkt von Quaddels Faszination stand die automatische Pistole, die Kardinal Nummerneun mit Klebeband auf seine Tonsur gepappt hatte.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte der Kardinal leise und kummervoll. »Biretta, Barett, Beretta… Die Yelignesen bringen alles durcheinander. Es ist zum Weinen, nicht wahr? Aber die Italiener und die Yelignesen sind füreinander geschaffen. Ihnen den Widerruf einer einmal gefällten Entscheidung zuzumuten, ist das gleiche, als ob man gegen eine Mauer rennt. Daß unterschiedliche Völker in der Theorie voneinander lernen können, ist bekannt. Aber eine gegenseitige Aufnahmebereitschaft in der Praxis zu verwirklichen…« Er winkte hoffnungslos ab.
    »Sag, Kardi-Liebchen«, meinte der große Lümmel links hinter ihm halblaut, »willst du uns den Herrschaften nicht vorstellen?« In den üppigen Schopf schwarzen Lockenhaars hatte der Bursche silberne Glanzlichter hineingefärbt, die mit seinem perlmuttartig glänzenden Nagellack harmonierten.
    »Es wäre ja wohl echt unhöflich, es nicht zu tun«, behauptete der zweite lange Lulatsch, der blondes Haar, aber einen wuchtig-aggressiven schwarzen Schnauzbart hatte. Malvenfarbene Emailierung bedeckte seine Fingernägel, und er hatte außergewöhnlich ausdrucksvolle Wimpern, mit denen er auffällig zwinkerte; unterdessen drückte er seinem Kameraden, der sich langsam und lasziv mit der Zungenspitze über die Lippen leckte, während er Quaddel von Kopf bis Fuß begaffte, den Ellbogen in die Seite.
    »Na gut«, antwortete der Kardinal resigniert. »Das sind Hans und Fritz. Sie arbeiten im Vatikan, genau wie ich. Sie sind bei unserer Schweizergarde.«
    Quaddel sah ihn nur an, ohne ein Wort zu sagen. Ihm fiel wirklich nichts mehr ein, was er hätte sagen können.
     
    »So, nun aber zu dem päpstlichen Anliegen«, wandte der Kardinal sich schließlich in lebhafterem Tonfall erneut an Nixy. »Wollen Sie mich unverzüglich begleiten, Miss Anangaranga-Jones? Bitte seien Sie einverstanden! Ihre Kalamität brennt darauf, mögliche zukünftige Projekte mit Ihnen zu diskutieren. Und mit Ihnen, signore, möchte Sie gewisse Aufzeichnungen vergleichen.«
    »Mit mir?« fragte Quaddel mit schwacher Stimme.
    »O ja. Da Sie, soweit ich informiert bin, erst kürzlich aus der Tiefkühlung auferstanden sind, ist Ihnen vielleicht nicht klar, wie wertvoll es für Ihre Kalamität ist, von Angesicht zu Angesicht mit jemandem wie Ihnen zu sprechen – falls es überhaupt außer Ihnen jemanden wie Sie gibt –, der zu seiner Zeit…«
    Endlich brachte Quaddels

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