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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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herbeigeströmt. Und auf einmal, ganz plötzlich, blieben sie aus. Ich habe ja den Verdacht, daß die Heiden die Leute zu sich rüberziehen, es gibt aber keine Beweise… Nein!« Von neuem packte er den Krummstab. »Nein, wir haben keine Lust, die Erinnerung an den Einsatz als Galeerensklaven zu erwerben, auch keine sechs Monate lang, nicht mal sechs Tage!«
    »Melden Leute sich wirklich für so was freiwillig?« fragte Quaddel in höchstem Befremden.
    »Manche ja«, versicherte der Kardinal, indem er nickte. »Überwiegend sind es total Verarmte, die die Kosten der Reise begleichen müssen, indem sie daheim die Urlaubserinnerungen verscherbeln.«
    »Total pleite?« Quaddel drehte den Kopf und betrachtete noch einmal die letzte Schar der zur Penetranz neigenden Dienstleistungsanbieter. »Bis jetzt ist mir noch niemand aufgefallen, der arm ausgesehen hätte… Etwa wie die Hippies auf dem Trip nach Katmandu, von denen man mir als Kind erzählt hat. Alle Menschen machen einen anständig gekleideten, guternährten, sauberen, ordentlichen Eindruck.«
    »Hmm-hm, das muß so sein«, lautete die trockene Antwort. »Läuse, Wanzen, Hunger, Geschwüre – dergleichen zählt nicht zu dem, an was unsere Kunden sich später erinnern möchten, das ist doch wohl klar, oder? Aber egal, da sind wir am Vatikan. In wenigen Minuten dürfen Sie vor Ihre Kalamität treten, Päpstin Johanna die Zwote.«
    Er deutete nach vorn. Voraus erstreckte sich ein großflächiger Platz, umgeben von schmucken, alten Gebäuden: das größte davon war eine Kirche mit prächtiger Kuppel. >Sie meinen, es hat wirklich einmal eine Päpstin Johanna die Erste gegeben?< wollte Quaddel nachfragen. >Ich habe mal einen Film über sie gesehen, aber immer geglaubt, sie sei bloß eine erfundene Gestalt.<
    Doch er kam nicht dazu. In dem Moment, als das Papamobil auf den Platz gelangte… flackerten und flimmerten die Bauten, verblaßten und verschwanden mitsamt der Kirche. Nixy erhob sich halb von ihrem Sitz, starrte da- und dorthin.
    »Ich dachte, wir wären am Sankt-Peters-Dom… Auf dem Petersplatz. Was ist denn das da?«
    Sie zeigte auf etwas, das sich inzwischen dem Auge enthüllt hatte: eine kahle Betonfläche voller schäbiger Wellblechschuppen, deren rostige Dächer weiß waren von Vogelkot. Hier und da schnarchten im Schatten Angehörige der Schweizergarde. Ein oder zwei blickten hoffnungsvoll auf, doch als sie eine Frau sahen, ließen sie die Lider wieder sinken.
    »Die Originale sind an die Universität Spica verliehen worden«, erklärte der Kardinal.
    »Was?«
    »Hm-mm. In zwei oder drei Monaten sind sie wahrscheinlich wieder da. Man arbeitet dort an einer gründlichen Forschungsstudie unserer Form der Geistesstörung und verspricht sich weiterführende Aufschlüsse aus den damit zusammenhängenden baulichen Strukturen und Bildwerken.«
    »Wie sollen sich denn Aliens daraus ‘n Sinn zurechtreimen?« rief Quaddel.
    »Nein, nein«, bemerkte Nixy ungeduldig. »Nicht Spica Drei. Gemeint ist Spica Fünf, eine von Menschen bewohnte Welt.«
    »Woher soll ich das wissen?« brummelte Quaddel. Im nächsten Moment brachte es ihn jedoch in tiefe Verlegenheit, als er feststellte, er wußte es: die Info-Pille hatte ihm umfangreiche galaktografische Daten eingetrichtert.
    Nixy wandte sich zurück an Kardinal Nummerneun. »Ist das die erste Leihgabe, die man sich geholt hat?«
    »Nein, als erstes hat man sich Stonehenge ausgeliehen, glaube ich, dann die Kaaba, danach Angkor Wat. Richtig gerne wird das hier nicht gesehen, aber natürlich zahlt man sehr großzügig.«
    Der Kardinal sah Quaddel an. »Als nächstes steht voraussichtlich die Potala auf der Liste. Falls Sie sie gerne noch mal aufsuchen möchten, sollten Sie sich vielleicht beeilen.«
    Eine scharfe Erwiderung lag Quaddel auf der Zunge: >Ich bin noch nie in Lhasa gewesen.<
    Doch auch diesmal, als verbärge sich dahinter eine Verschwörung, fand er keine Gelegenheit zum Aussprechen seines Einwands. Genau in dieser Sekunde nämlich hielt das Papamobil. Die Träger senkten es auf den Betonboden. Der Kardinal stieg hinunter und drehte sich um, bot Nixy hilfsbereit die Hand. Quaddel erwartete, sie schöbe sie beiseite, doch das Gegenteil geschah, sie stützte sich darauf und bedankte sich; allem Anschein nach hatte der Austausch einer großen, berühmten Kirche gegen elende, dünnblechige Nissenhütten sie nachhaltig aus der Fassung geworfen.
    »Also könnte ich Multi-Opa, hätte er für meine Tour Rom

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