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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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miteingeplant, nicht mal die Erinnerung an den Sankt-Peters-Dom mitbringen. Ich hoffe bloß, ich kann seinen Zorn auf das Reisebüro ablenken. Ich meine, schließlich hätte man mich doch vorwarnen können, oder? Na, wenigstens kreuzen hier keine Demonstranten auf, die was gegen mich haben, nur weil ich ein Kind meiner Familie bin.«
    »Oh, diese Kreise halten wir sorgsam von Ihnen fern«, sagte Kardinal Nummerneun im Ton der Ermutigung. »Es kann sein, daß wir nicht mehr so einen Einfluß wie früher haben, aber eine derartige Entwicklung war für uns in gewissem Umfang vorhersehbar, deshalb sind Maßnahmen getroffen worden, um die Auswirkungen abzuschwächen.«
    »Ich hätte angenommen, daß Sie ohne Ihre wichtigste Touristenattraktion…«, fing Quaddel einen Satz an. Gönnerhaft lächelte der Kardinal.
    »Für Leute, die unbedingt wissen wollen, wie’s aussieht, gibt’s ein Duplikat.«
    »Ein Duplikat?«
    »Ja, in Nevada. Ich bin sicher, daß Miss Anangaranga-Jones’ Urgroßvater hoch vier sehr zufrieden gewesen wäre. Dort steht auch eine Kopie von Camp David, die besser als das Original ist.«
    »Meine Güte, wenn ich daran denke, daß ich nur eine Station von Las Vegas entfernt gewesen bin…! Dann muß das der Grund sein, warum der alte Soundso dermaßen dringend wünschte, daß ich dort hinreise. Unsere Familie hat ja früher, wie ich erwähnt habe, enge Verbindungen zur Kirche gepflegt. Da fällt mir ein…« Der Blick ihrer großen Augen fiel, jetzt rauchig-düster vor Argwohn, auf Quaddel. »Ich bin fest entschlossen, mir Klarheit über deine Vergangenheit zu verschaffen. Schon die ganze Zeit lang gebe ich mich mit dir zufrieden, wie du dich gibst, aber inzwischen bezweifle ich, daß mir das auf lange Sicht das Richtige gibt.«
    »Sie werden die Wahrheit ziemlich bald erfahren«, tröstete Kardinal Nummerneun sie, während er seine Begleiter zu einem Schuppen führte, der etwas größer war als die restlichen Bauten des Behelfsvatikans. Gardisten, die beiderseits des Eingangs auf Posten standen, salutierten lasch. »Kaum hatte Ihre Kalamität gehört, daß er aufgetaut worden ist, hat sie angeordnet, daß ich allumfassende Recherchen über Ihren Freund vornehme, und das Ergebnis erklärt naturgemäß das brennende Interesse Ihrer Kalamität daran, sowohl Sie wie auch ihn kennenzulernen…«
    »Was war das?«
    »Ich habe nichts gehört«, gestand Quaddel nach kurzem Schweigen, in dessen Verlauf Nixy nach seiner Hand haschte und sie fest umklammerte.
    »Es handelt sich um nichts, das man hören könnte.«
    Statt den Schuppen zu betreten, blieb Kardinal Nummerneun vor dem Eingang stehen, entfernte die Pistole von seiner Kopfhaut und massierte sie sich, als wollte er die Erinnerung an eine besonders unschöne Berührung fortreiben, etwa den Kontakt mit Eiter oder Schleim. »Sie haben es gespürt, nicht wahr, Miss Anangaranga-Jones?«
    Nixy klapperten die Zähne. Sie nickte. »Ich habe es schon vorher einige Male bemerkt, aber wie ich gesehen habe, hat niemand darauf so wie ich reagiert. Wissen Sie, was es ist?«
    »Eine Aura.« Der Kardinal erteilte die Auskunft im Brustton kirchlicher Autorität. »Natürlich war der Großteil aller Religionen völliger Blödsinn, aber es existierte seit jeher ein schwaches, unauslöschliches Od, das auf psychische Überlappungen aus benachbarten Universen beruhte, und in den Zeiten, als Wissenschaftler sich um so was nicht kümmerten, haben unsere Vorgänger, weil sie sonst niemand zuständig fühlte, daraus eine Besonderheit gemacht…«
    »Weil Sie neue Tricks brauchten«, erklärte Quaddel mit gepreßter Stimme. Die Bemerkung über Nachbaruniversen verunsicherte ihn beträchtlich: bedeutete das, Sherlock Holmes hatte mit seiner anfänglichen Schlußfolgerung doch recht gehabt?
    »Na, nun hören Sie aber auf!« Der Kardinal wirkte gekränkt. »Das ist ja wohl keine Einstellung, wie man sie unter Experten erwartet.«
    Ein wachsender Verdacht beschlich Quaddel.
    Ist es möglich, daß diese Leute sich einbilden, ich wäre…?
    Doch von neuem kam er nicht dazu, seinen Gedanken in Worte zu fassen. Mittlerweile neigte er ernsthaft dazu, an ein Komplott zu glauben. Aus dem Innern des Schuppens drang eine harsche Stimme. »Wie lange wollt ihr da noch rumstehen und klatschen? Wenn sie nicht willig sind, schleift sie mit Gewalt rein!«
    »Jawohl, Eure Kalimität«, seufzte der Kardinal und gab den Gästen mit einem Wink zu verstehen, daß sie ihm hineinfolgen sollten.
     
    Die

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