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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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nach und nach darauf aufmerksam geworden, daß sowohl die Päpstin wie auch der Kardinal finstere Mienen schnitten. »Mutter«, äußerte einen Moment später der letztere, »vielleicht hat sie Sorge, daß…«
    »Mutter?« Quaddel konnte nicht an sich halten; und trotz des Stirnrunzeins, das es ihm eintrug, hakte er nach. »Sie meinen, Sie sind der Bruder dieses affigen Gardisten, der uns herbegleitet hat?«
    Der Kardinal stieß ein Seufzen aus. »Nein, es geht nicht um den Typus von Mutter, an den Sie denken. Zwischen uns gibt es keine so… so körperliche Verwandtschaft. Es sind ausschließlich die qualitativ hochstehendsten Gene verwendet worden. Nachdem die Reagenzglaszeugung möglich geworden war, entschieden sich mit der Zeit sämtliche genetisch hochwertigen Stammlinien für die Übernahme dieser Technik, zumal sie den Vorteil hatte, Familienvermögen beisammenzuhalten, das sich andernfalls sonstwohin verstreut hätte. Aber das ist Miss Anangaranga-Jones ja alles geläufig.«
    Mit beifälliger Kennermiene nippte er am Wein.
    »Natürlich sind wir hier in Rom viel konsequenter vorgegangen, als es draußen im Weltall notwendig ist. Heute hat praktisch jeder im Vatikan die gleiche Grundausstattung an Erbgut. Wir möchten nicht, daß ein so bedeutsamer Bestandteil unserer unentbehrlichen Existenzmittel noch weiter verwässert wird. Wenn also irgendwo auf der Erdkugel noch halbwegs kompetente Menschen leben, dann ohne Zweifel bei uns im…«
    »Was hältst du davon, daß du, bevor Mr. Quaddel zu der Ansicht gelangt, du und ich gehörten der inkompetenten Mehrheit an«, unterbrach die Päpstin ihn in arktisch kühlem Ton, »endlich deine Klappe zumachst und uns alles Erforderliche erörtern läßt, statt uns mit deinen dauernden Belehrungen anzuöden?«
    »Ich bin allerdings an Belehrungen durchaus interessiert«, beteuerte Quaddel. »In London habe ich endlich die Info-Pille geschluckt, die man mir nach der Erweckung zu geben vergessen hat, aber mein Gehirn kann jeweils nur soundsoviel Daten verkraften. Was Seine Gnaden… äh… Seine Ehren…? Ehrwürden? Jedenfalls, durch das, was der Kardinal eben gesagt hat, ist mir jetzt einerseits manches klargeworden, das vorher verwirrend war, aber andererseits…« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sehr vieles ist mir noch immer unklar.«
    Er atmete tief durch.
    »Zum Beispiel, was, um alles in der Welt – in der Galaxis, meine ich –, verleitet Sie zu der Auffassung, ich sei Tibeter?«
    »Hat der Bursche nun ‘n großartigen Sinn für Humor, oder hat er keinen großartigen Sinn für Humor?« Päpstin Johanna II. kicherte und prustete, bis ihr die Wamme wabbelte. »Aber du kannst dir die Ausflüchte sparen, Jungchen. Ich weiß verdammt genau, wer du bist – nämlich Guido Sandepolcro Verdi, der bei einem einzigen Coup mit mehr Mafiageld durchgebrannt ist, als sogar die Kirche im Laufe von Jahrhunderten zusammenraffen konnte. Was glaubst du wohl, wieso wir dich unbedingt kennenlernen möchten? Wir hoffen, daß du uns mit deinem Grips nützlich bist.«
    Erst in diesem Augenblick erkannte Quaddel zu guter Letzt, die Päpstin war sturzbetrunken.
     
    »Die Computer schlagen WAS vor?«

 
FÜNFZEHN
     
    WIE KÜRZLICH IN ROM DAS GOLDENE KALB FLEISCH ANNAHM
     
    »…weil die Erde ein so langweiliger Planet ist, fanden wir es eine glänzende Idee, ein paar von den ausgeklinkteren Typen ihrer Vergangenheit zu replizieren.«
    »Hat es nicht geklappt?«
    »Kein bißchen. Wir haben DNS aus dem Turiner Grabtuch geklont, und das Resultat war ein schafsköpfiger mittelalterlicher Bauer. Dann ist es mit dem angeblichen Blut der Heiligen Sexburga versucht worden – wir dachten, der Name wäre vielversprechend –, und heraus kam ein Huhn. Die ganze Religionsmasche war ein Flop.«
    »Mit was anderem haben Sie es nicht einmal probiert?«
    »Doch, Adolf Hitler haben wir geklont, und das Ergebnis war ein kleiner Puckel, der eine Yarmulke trug und zu nichts Großartigerem Lust hatte, als Deckelbilder auf Holzschächtelchen zu malen… Aber etwas Vernünftiges ist dabei als Nebenprodukt doch entstanden. Damals hatten die Menschen einige interessante Pheromone, vielleicht infolge von Lebensmitteln, die es heute nicht mehr gibt, also haben wir sie konzentriert und zu Parfüm verarbeitet. Riechen Sie mal, das ist eine Probe unseres Odeur Clone.«
     
    Dem ungläubigen Schweigen, das sich der Behauptung der Päpstin anschloß, folgten ein lautes Ausatmen Kardinal Nummerneuns

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