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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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hinter sich ins Regal nach einem stiftähnlichen Instrument gelangt; nun hielt sie es vor Quaddels rechtes Auge. Ehe ihm Zeit zum Nachdenken blieb, schoß ein so flüchtiges Aufleuchten aus dem Apparätchen, daß es in seiner Sicht kaum ein Nachbild hinterließ. »Was erzählen Sie da, >kein Geld?<« fragte das Mädchen in plötzlich ärgerlichem Tonfall. »Hätte ich bloß ein Zehntel Ihres Guthabens, würde ich wie der Blitz von diesem Müllplaneten abzischen.«
    »Das verstehe ich nicht«, rief Quaddel.
    »Nach meiner Kontoprüfung haben Sie ein Vermögen von dreihundertundsechsundsechzig Milliarden Krediten.«
    »Was?«
    »So lautet der Kontostand.« Das Mädchen warf das Gerät zurück ins Regal.
    »Tja, das kann ich mir nur so erklären… Einen Moment mal.« Auf der Theke lagen Papierservietten. Quaddel nahm eine Handvoll und tupfte sich damit den Schweiß vom Gesicht. »Dreihundertsechsundsechzig, sagen Sie? Nicht Dreihundertfünfundsechzig?«
    »Was macht das für ‘n Unterschied aus, wenn man mit Milliarden jonglieren kann?« Die Stimme des Mädchens klang jetzt nach Bitterkeit.
    »Ich dachte bloß… Ach, es wird wohl zu hohen Zinsen investiert worden sein.«
    »Was soll man denn schon sonst mit soviel Zaster anfangen?«
    »Keine Ahnung. Ich wußte nicht, daß ich das Geld habe. Ehrlich, das ist die Wahrheit.«
    »Sie müssen es aber gewußt haben!« widersprach das Mädchen heftig. »Wieso hätte man Ihnen sonst zugestanden, Ihre Redukation in die eigene Hand zu nehmen? So etwas erlauben sie nur Leuten, die es sich leisten können.«
    »Wer ist das, sie?«
    Das Mädchen zögerte. »Sie wissen wirklich nicht«, fragte es dann mit völlig veränderter Stimme, »woran Sie sind, was?«
    »Nein, wirklich nicht«, bestätigte Quaddel mit energischem Nachdruck.
    »Hmm…« Als geschähe es aus purer Gewohnheit, streichelte das Mädchen sich die Brustwarzen, bis sie straff wie Fingerkuppen herausragten. »Na, jedenfalls wissen Sie jetzt von mir, daß Sie reich sind. Unter diesen Umständen… Wie wär’s, spendieren Sie mir was zu trinken?«
    »Äh… Sicher. Freilich. Aber wie?«
    »Oh, Ihre Kreditwürdigkeit ist in jedem Computer überall auf dem Planeten gespeichert. Was glauben Sie denn, wie ich mich so schnell darüber informiert habe? Es gibt manche Dinge, da sind die Yelignesen einfach gut, egal was die Leute reden. Tja, dann trinke ich…« Mit einer spitzen, rosigen Zunge leckte das Mädchen sich die Lippen. »Ich nehme einen Kaffee.«
    »Ich habe erwartet, daß Sie sich für etwas Exotischeres als Kaffee entscheiden.«
    »Ist das nicht exotisch genug…? Ach!« Dem Mädchen wurden die Augen so groß und rund wie Kuchenteller. »Natürlich! Ich vermute, Sie stammen aus einer Zeit, in der die Menschen sich jeden Tag Kaffee genehmigen konnten.«
    »Sie meinen, das geht heute nicht mehr?«
    »Große Galaxis, nein! Seit der Kaffeebohnen-Knitterseuche ist das nicht mehr drin. Es war bloß gut, daß Kaffeestrauchsamen illegal von der Erde fortgeschmuggelt worden waren, sonst hätten die Yelignesen den Kaffee per Analogiebildung rekonstruieren müssen, und das wäre bestimmt nichts als ‘ne Pleite geworden. Ich meine, denken Sie nur ans Bier. Können Sie sich vorstellen, daß das Zeug irgendwem schmeckt? Daß es authentisch ist, kann ich einfach nicht glauben.«
    Ein diskretes Ping ertönte. Aus einem kleinen Fach unter der Theke holte das Mädchen einen gelblichbraunen, mit Reif beschlagenen Würfel und hob ihn an die Lippen – beziehungsweise an die Zähne. »Vielen herzlichen Dank. Wissen Sie, daß das erst das siebte Mal in meinem Leben ist, daß ich mir Kaffee erlaube? Es kommt so selten vor, daß ich mitzähle… Also, aufs Prosit-Potential.«
    Es biß ein Eckchen des Würfels ab, wälzte es im Gaumen hin und her, schloß die Augen und legte mit geradezu ekstatischem Gesichtsausdruck den Kopf in den Nacken. »Mm-hm«, rief es. »Aber eigentlich ungerecht. Was ist mit Ihnen? Was möchten Sie?«
    »Ich glaube«, seufzte Quaddel, »nur ein Glas Wasser.«
    »Wasser? Hier auf der Erde?« Das Mädchen blickte höchst betroffen drein. »Nicht einmal davor sind Sie gewarnt worden? Ach, diese Yelignesen…!«
    »Vorm Wassertrinken? Auf unserem eigenen Planeten? Auf dem wir uns entwickelt haben?« Eifrig forschte Quaddel nach Anzeichen einer Wiedererlangung seines gewohnten Spektrums an Emotionen, aber nach wie vor ohne Erfolg; obwohl die Eröffnung, daß das Wasser auf der Erde ungenießbar geworden war, bei

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