Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner

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in Ruhe ‘n Schluck zu schlappen, den Abend verderben, wenn man das Lokal durch ‘ne Schießerei demoliert.«
    »Es sind ja nur Effekte«, tröstete Mieze ihn. »Toll, was?«
    Für Quaddels Geschmack allerdings waren diese Effekte entschieden zu realistisch. Während Mieze der Zerstörung noch einer Reihe Flaschen applaudierte, flitzte er auf ein Schildchen mit der Aufschrift HERREN zu; zu seiner großen Erleichterung führte aus der Toilette ein Hinterausgang in eine verlassene Gasse.
    Tatsächlich jedoch verspürte er nur geringfügige Erleichterung. Noch immer konnte er kein Gefühl in voller Stärke erleben, und daraus wurde allmählich ein unverkennbarer Nachteil.

    »Die Computer schlagen WAS vor?«

VIER

    VERFOLGUNG UND ERMORDUNG MARIA STUARTS, KÖNIGIN VON SCHOTTLAND, DARGESTELLT DURCH DIE SCHAUSPIELGRUPPE DER REKAPITULATIONSZONE LOS ANGELES UNTER ANLEITUNG DES REGISSEURS HERRN GUNTHER VON SCHWARTENKRACHT

    »Sie haben mir versichert, daß Menschenfrauen durch gewisse Anreize dazu bewogen werden können, um Titel zu konkurrieren, die sich auf bestimmte Anlässe, Tätigkeiten, Orte oder Produkte beziehen, beispielsweise Mai-Königin, Miss Ikebana, Miss Universum oder Wein-Königin. Haben Sie mir diese Auskunft erteilt, oder nicht?«
    »Doch, ja.«
    »Weshalb hat es dann auf meine letzte Ausschreibung eine Nullreaktion gegeben? Ihre Spezies verfügt über ein nur minimales Organisationstalent, aber wo es vorhanden ist, wird es, offenbar traditionell, von Frauen entfaltet, und wir können unmöglich die gesamte Arbeit machen.«
    »Bitte denken Sie einmal nach. Wer möchte denn schon zur Miss Menopause gewählt werden?«

    Quaddel hatte geglaubt, sich vom Aufnahmeort des Historienschinkens zu entfernen, als er Miezes Körbchen verließ, doch war er dadurch, daß er sich durch den Hinterausgang verabschiedete, eindeutig desorientiert worden, denn binnen kurzem geriet er wieder in Sichtweite der sonderbar gekleideten Menschenmenge. Gunther von Schwartenkrachts enorm verstärkte Stimme brüllte »alles stillgestanden« und nach »absolut Silentium.«
    Obwohl er unbemerkt bleiben wollte, war Quaddel doch neugierig auf die Veranstaltung; also schaute er sich nach einem Ausgucksort um. Einige der >Gebäude< bestanden nur aus Fassaden, waren bloß Attrappen. Ihm kam die Idee, daß er sich zum Zusehen an ein Fenster stellen könnte; selbst wenn ihn dort Leute sahen, wäre das der Authentizität weniger abträglich als Mitwirkende in römischen Togen.
    Vorausgesetzt selbstverständlich, die Fenster hatten tatsächlich Glasscheiben und waren nicht nur aufgemalt.
    Wie sich zeigte, war das Glas undurchsichtig, doch einige Fensterflügel ließen sich öffnen. Wenig später hatte Quaddel eine recht gute Aussicht. Er sah von Schwartenkracht alias Gus in einer Art von Sitzschaukel an einem Drehkran baumeln, das Megafon am Mund, und hörte ihn neue, jedoch immer unverständlichere Anweisungen brüllen. Außerdem sah er ein halbes Dutzend Kameramänner, sowohl zu ebener Erde auf Fahrgestellen, auf ungefähr schulterhohen Kamerawagen wie auch an einem zweiten, allerdings mit einem zusätzlichen Gelenk ausgestatteten Kamerakran. Offenbar machten sie, bevor der Regisseur mit den eigentlichen Dreharbeiten anfing, Bilder von einigen Zuschauerhaufen, zoomten hin und her, zweifellos um Aufnahmen gewisser Touristen anzufertigen, die nachträglich in die Filmkopien eingefügt werden konnten, die sie mit nach Hause nahmen.
    Die Menschenmasse, so beobachtete Quaddel, umfaßte Individuen so gut wie sämtlicher Altersstufen, von Säuglingen auf den Armen ihrer Mütter bis zu steinalten Bürgern, die ähnlich leuchtendweiße Haare vorweisen konnten, wie Quaddel sie bei Dr. Nulpe gesehen hatte, doch die Mehrzahl wirkte wie Mittdreißiger des 20. Jahrhunderts. Indem er sich an seine (gelinde) Überraschung über die Angabe Miezes erinnerte, sie sei neunzig, betrachtete er diese letzteren Leute mit (gelindem) Staunen, fragte sich, wie alt sie wirklich sein mochten. Für Menschen, die Leukämie zu heilen verstanden, mußte es ein läppisches Problemchen sein, sich zumindest ein jugendliches Äußeres wiederzuverleihen – um so mehr, als sie wahrscheinlich von vornherein darauf achteten, es gar nicht erst zu verlieren. Und ein paar von ihnen…
    Quaddel flatterten die Lider.
    Einige von ihnen – nun wischte er sich noch einmal mit dem Sweatshirt-Ärmel die Stirn und wünschte, er wäre so klug gewesen, sich in Miezes Lokal eine