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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Fis’l, hat mi g’flebbt, als wär i bei der Tat eingf’fall’n«, lautete die Erwiderung. »Dös is Luft, sag i, dös is G’walt, no, endli kneist’t er’s, der Beiß’r… Huch je, entschuldigen Sie! Jetzt bin ich doch wahrhaftig für einen Moment in das Josefine-Mutzenbacher-Programm gerutscht, mit dem ich letztes Jahr beschäftigt gewesen bin… Miss, würden Sie bitte den linken Fuß heben? Und nun den rechten.«
    Nach einer Dusche und nachdem er sich das erste Mal – zu seinem eigenen höchsten Staunen – ganz tadellos mit einem altmodischen Rasiermesser rasiert hatte, fühlte Quaddel sich hinlänglich aufs Frühstück vorbereitet. Auf sein Zurechtkommen mit dem Rasiermesser war er ganz besonders stolz.
    Allerdings nur bis er über seine Zufriedenheit eine Bemerkung zu Mrs. Hudson machte. »Ja, die Rasiermesser funktionieren einwandfrei«, sagte sie, ohne sich umzudrehen, während sie an Nixys Kleidung die abschließenden Verrichtungen erledigte. »Die Japse haben sie sich Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts ausgedacht. Egal wie sehr man sich abzappelt, man kann sich einfach nicht schneiden. Und sie arbeiten mit Solarenergie.« Ihre nächsten Worte galten wieder Nixy. »Fertig sind Sie, Gnädigste. Und nun muß ich zusehen, daß ich das Frühstück hinkriege.«
     
    Daraufhin überraschte es nicht, daß inzwischen Erwachsene die Rollen Holmes’ und Watsons übernommen hatten, erstere von einem hageren, zweitere von einem schnurrbärtigen Mann; beide kamen der Vorstellung, die Quaddel in seinem früheren Leben von dem Gespann gehabt hatte, deutlich näher. Von Carnacki war momentan nichts zu sehen.
    Zunächst entwickelte sich kein Gespräch, man nickte nur da- und dorthin, soweit es erforderlich war, sich am Frühstückstisch zu bedienen. Wie weit das Frühstück als authentisch gelten durfte, blieb Quaddel unklar – wenngleich er glaubte, sich vage daran zu erinnern, daß Bratheringe eigentlich braun und nicht grün-gelb gestreift sein müßten –, doch schmeckte es ausgezeichnet. Er und Nixy lächelten sich ohne besonderen Anlaß ständig an und naschten von allem, was Mrs. Hudson serviert hatte.
    Als das Frühstück fast zu Ende ging, meldete sie Carnackis Ankunft. Zu Quaddels Verwunderung war Carnacki dieselbe Person wie am Vorabend.
    »Nun, was hat sich zugetragen?« wollte der berühmte Geisterjäger von Holmes wissen.
    »Nichts Außergewöhnliches«, erteilte der neue Darsteller des großen Detektivs ihm Auskunft. »Wenigstens hat die Ungerade Kraftfahrabteilung Biker Street keine verdächtigen Vorkommnisse beobachtet. Ich glaube, wir dürfen mit einiger Sicherheit davon ausgehen, daß die Anti-Anangaranga-Jones-Demonstranten Miss Anangaranga-Jones’ Anwesenheit unter diesem Dach bislang nicht auskundschaften konnten.«
    »Hmm! Mir ist, als müßte ich mein bisheriges Urteil revidieren. Schenken Sie mir etwas Kaffee ein, guter Freund.«
    Quaddel stutzte. Wie selbstverständlich hatte er Kaffee zum Frühstück getrunken; dabei war ihm kein Gedanke daran gekommen, daß nach Miezes Ansicht Kaffee gefroren und in Würfelform auf den Tisch gehörte. Er erzählte davon. Holmes, Watson und Carnacki musterten ihn mit dem gleichen Ausdruck der Ratlosigkeit. Nach kurzem Schweigen hob Holmes die Schultern.
    »Tja, in Amerika hat es schon immer ziemlich miesen Kaffee gegeben, glaube ich, er muß fast so übel wie der dortige Tee sein. Also, Carnacki, was wünschten Sie anzumerken?«
    »Was für eine Schande es ist, daß diese zwei jungen Leutchen mit alten Tröpfen wie uns hier in der Stube hocken, während wir draußen einen unserer seltenen Sonnentage haben.« Carnacki langte nach Zucker und Milch. »Insbesondere da wir bis jetzt nichts geleistet haben, das ihr uns entgegengebrachtes Vertrauen rechtfertigt… Übrigens, Mr. Quaddel: Was hat Sie bewogen, des Rätsels Aufklärung ausgerechnet hier im viktorianischen Zeitalter zu suchen?«
    »Wie typisch für Ihr Jahrhundert!« beschwerte Nixy sich in scharfem Tonfall. »Statt mich fragen Sie Rimski, obwohl das Problem mich betrifft und die Entscheidung auf mich zurückgeht.«
    »Obschon ich sitze, muß ich sagen: Ich stehe beschämt da.«
    »Nun ja, allerdings… Ich muß zugeben…« Nixy hatte den Anstand, etwas verlegen dreinzublicken. »Vorher sind Sie uns allerdings empfohlen worden. Von jemandem, den ich doch sehr verdächtige, ein kleiner Gauner zu sein.«
    Diese Mitteilung war Holmes keineswegs peinlich; er lehnte sich zurück und lachte.

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